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Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons

Titel: Hexer-Edition 12: Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nötig. Immerhin konnte ich bei großer Konzentration zumindest die Umrisse größerer Dinge wahrnehmen. Aber die Anstrengung war zu groß und spätestens nach einigen Minuten musste ich wieder passen. Es gab keine Magie, die ich wahrnehmen konnte.
    Zumindest solange nicht, bis die ersten Häuser Arcenboroughs vor uns auftauchten.
    Plötzlich sah ich alles wie auf einer noch nicht entwickelten, wenn auch hoffnungslos unterbelichteten fotografischen Platte vor mir.
    Ein gigantisches Spinnennetz aus fast fingerdicken Fäden spannte sich von einem Ende des Ortes zum anderen, führte über Häuser und Straßen, Bäume und freie Plätze und noch über Arcenborough hinaus in die Richtung, in der die Fabrikgebäude der ATC lagen.
    Ich kam nicht dazu, den unglaublichen Anblick geistig zu verarbeiten. Hinter mir erklang das typische Knacken einer Pistole, deren Hahn gespannt wird.
    »Haben wir Sie endlich, Craven, Sie Mörder«, sagte eine hasserfüllte Stimme. Und wenn ich den Mann auch nicht sehen konnte, erkannte ich ihn doch sofort an der Stimme.
    Es war Ephraim Carringham; und das nun aufkommende Scharren von Füßen und leise Aneinanderreihen von Stoff, begleitet von Keuchen und schweren Atemzügen zeigte mir, dass er sich in Begleitung von mindestens einem Dutzend Menschen befand.
    »Dämon!«, kreischte eine hysterische Frauenstimme. »Bringt ihn um!«
     
    Der Untergang der Welt kam ohne jede Vorwarnung und wurde begleitet von einem Ton Nerven zerfetzender Dissonanz, der Materie in Energie und Energie in Materie verwandelte. Magie von bislang unbekannter Kraft entstand, hüllte ihn ein und riss ihn hinein in ein Universum aus Schmerz und Pein und einer unerträglichen Grelle; eine Welt, die es nicht geben durfte, und die doch existierte.
    Und dann verlöschte das Licht, wurde zu gefrorener, unendlicher Nacht.
    Der Lärm verebbte und wurde zu niemals endendem Schweigen.
    Jede Bewegung erstarrte zu immer währender schattenhafter Reglosigkeit.
    Selbst der Schmerz endete wie jedes andere Gefühl und wich einer ewigen untoten Leblosigkeit.
    Und zuletzt wurden selbst das Leben und der Tod hinweggefegt, zersplittert und in ein alle Zeiten und Räume umfassendes Nichts geschleudert. Jahrmilliarden verstrichen binnen eines einzigen, letzten Herzschlages. Die Diktatur des verstreichenden Augenblicks endete, denn inmitten des absoluten Nichts verlor jede Zeit ihre Gültigkeit. Sterne entstanden und erloschen, Galaxien und ganz Universen trieben durch die Ewigkeit, flackerten und vergingen im Meer zeitloser Zeit.
    Aber nicht einmal die Ewigkeit währte ewig. Universen starben und Leben entstand, wo weder Zeit noch Raum waren, denn was nicht war, das musste entstehen, und was war, das musste enden.
    Im Anfang war der Gedanke.
    Ich lebe. Im Leben ist das Denken. ICH BIN.
    Es gab Raum und Zeit, Licht und Farben, das Schweigen gebar den Lärm und aus den Schatten der Nacht wurde quirlendes, pulsierendes Leben, inmitten eines Meeres aus unmenschlicher Pein. Aber die Pein verebbte und inmitten der Leere waren Erinnerungen an etwas, das Äonen zurücklag. Man musste den Dingen einen Namen geben, um sie werden zu lassen, denn nur was nicht existierte, besaß keinen Namen.
    Er aber besaß einen Namen, der mit flammenden Lettern inmitten der Unendlichkeit geschrieben stand. Er erhob sich wie ein Phönix aus der Asche dessen, was namenlos war und demzufolge nicht existierte, niemals existiert hatte und doch noch immer neue Qual hervorbrachte, bis die Unendlichkeit irgendwann zerbrach und er sein Gefängnis aus gewobener, gestaltlos gewordener Zeit verließ und in eine Welt des Lebens eintrat.
    Necron war zurückgekehrt, um das zu vollenden, was er vor unendlicher Zeit begonnen hatte …
     
    Ganz langsam drehte ich mich um und konzentrierte mich mit aller Kraft. Die Schattenrisse der Menschen schälten sich undeutlich aus dem Dunkel. Für die Dauer eines Herzschlags riss die schwarzweiße Dämmerung auf und füllte sich mit Farbe. Gleichzeitig ging ein schmerzhafter Stich durch meine Augen. Ich hatte wieder gesehen; und wenn es auch nur für einen Sekundenbruchteil gewesen war, so fachte der Moment doch meine Hoffnung wieder an.
    »Was soll das, Carringham?«, sagte ich so ruhig wie möglich, konnte aber nicht verhindern, dass meine Stimme ein wenig zitterte. Ich wusste nur zu gut, was kommen würde, aber ich musste ihn hinhalten. Möglicherweise gelang es mir sogar, die Menschen zu überzeugen, dass ich mit dem Netz nichts zu tun

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