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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Spur über Auge und die Wange malte, ehe er sich verlor.
    Es sah aus, als weine der Tote …
    »Das … das ist unmöglich«, stammelte Postlethwaite schließlich. Er war der Erste, der das entsetzte Schweigen brach; vielleicht, weil er von uns allen den am meisten wissenschaftlich geschulten Verstand besaß. Ich wusste nicht, ob ich ihn darum beneiden sollte.
    »Das ist völlig unmöglich«, sagte er noch einmal. »So etwas gibt es nicht!«
    Statt einer Antwort wandte sich Cody halb um, hob seine Fackel und deutete nach links. Der hin und her huschende rotgelbe Schein zeigte eine weitere versteinerte Menschengestalt; diesmal eine Frau, die halb niedergekniet war, in einer Stellung, als wäre sie gerade dabei gewesen, aufzuspringen. Auf ihren erstarrten Zügen lag ein Ausdruck fassungslosen Entsetzens. Und hinter ihr zeichneten sich weitere der auf so furchtbare Weise versteinerten Körper ab. Nur die allerwenigsten Stalagmiten, die die Höhle füllten, schienen wirklich das zu sein, was ich im ersten Moment darin gesehen hatte.
    »Aber es ist unmöglich!«, keuchte Postlethwaite zum dritten Mal. In seiner Stimme war ein ganz leiser, hysterischer Unterton. Seine Augen waren weit vor Schrecken und ich sah, wie stark seine Hände zitterten. »Es … es dauert Jahrtausende, bis sich eine solche Kalkschicht bilden kann. Wenn nicht Jahrmillionen!«
    »Und doch ist es geschehen«, sagte Sitting Bull leise. Ich hatte den ganz bestimmten Eindruck, dass er noch viel mehr sagen wollte, und warf ihm einen mahnenden Blick zu. Er verstand und schwieg.
    »Weiter«, bestimmte Cody gepresst.
    Keiner von uns widersprach. Wir alle hatten plötzlich mehr denn je das heftige Bedürfnis, hier heraus zu kommen, aus dieser Halle des Entsetzens und dem ganzen Berg.
    Während wir Cody folgten, versuchte ich unauffällig in Sitting Bulls Nähe zu gelangen und eigentlich zum ersten Mal, seit wir uns kennen gelernt hatten, wich er mir nicht aus, sondern unterstützte mein Ansinnen im Gegenteil noch, denn auch er fiel ein wenig zurück, sodass wir reden konnten, ohne von den anderen gehört zu werden.
    »Sie sagen nicht die Wahrheit, Häuptling«, begann ich.
    Sitting Bull sah mich nicht an, sondern blickte weiter stur geradeaus. Der Lichtschein unserer Fackeln huschte über versteinerte Gesichter, mitten in der Bewegung erstarrte Arme und Beine und Münder, die vor tausend Jahren in einem stummen Schrei erstarrt waren. Das Entsetzen, das in meine Seele gekrochen war, wurde stärker.
    »Du auch nicht, Blitzhaar«, antwortete er nach einer Weile, so leise wie ich und noch immer, ohne mich anzusehen. »Du glaubst mehr über diesen Berg zu wissen, als du zugibst.«
    »Das Gleiche wollte ich gerade von Ihnen behaupten«, erwiderte ich unsicher. Ein leiser Zorn regte sich in mir. Sitting Bull hatte es wieder einmal geschafft, mir mit wenigen Worten den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    »Wenn es so ist, täuschen wir uns beide«, sagte Sitting Bull. Ein leises Lächeln huschte über seine faltigen Züge und erlosch wieder.
    »Was soll das heißen?«, fragte ich.
    Sitting Bull machte eine Bewegung mit der freien Hand, deren Bedeutung ich nicht verstand. Vielleicht hatte sie keine.
    »Du glaubst, diesen Berg zu kennen«, antwortete er. »Doch das stimmt nicht. Dies ist nicht der Ort, den du suchst. Er ist schlimmer.«
    »Und Sie?«, fragte ich gereizt. »Was wissen Sie über diese Höhle?«
    »Über den Berg?« Sitting Bull schüttelte den Kopf. »Nichts. Nichts über sein Inneres. Nicht mehr, als ich dir und den anderen sagte.«
    »Reden Sie keinen Unsinn«, fauchte ich gereizt. »Dieser sonderbare Magier wird Ihren Vorfahren nicht all seine Geheimnisse anvertraut haben, um das Wichtigste auszulassen.«
    »Wäre das so unwahrscheinlich?«, fragte Sitting Bull amüsiert. »Und wenn er es tat, so ist dieses Wissen verloren. Ich weiß nicht, was uns erwartet. Ich weiß nur, dass es etwas Schreckliches ist.«
    »Und trotzdem wollten Sie hierher?« Ich hatte nicht eine Sekunde vergessen, dass Sitting Bull es gewesen war, der von Postlethwaite verlangt hatte, dass er uns den Weg hierher zeigen sollte.
    Sitting Bull schwieg. Was hatte ich erwartet?
    Und trotzdem, obgleich er kein Wort mehr sagte, antwortete er. Ich spürte die Gefahr, die Sitting Bull umgab, wie eine körperliche Bedrohung. Es waren keine Visionen mehr wie am Anfang; sondern ein viel vageres und trotzdem im gleichen Moment direkteres Gefühl. Was immer es war, das Sitting Bull bedrohte – es

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