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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Männer betraten den Raum, aufgeregt debattierend. Durch eine Ritze im Holz konnte er ihre breiten Rücken sehen.
    Swen schüttelte verwirrt den Kopf, blinzelte und sah noch einmal hin. Das da vorne mochten seine Feinde sein, trotzdem wirkten sie seltsam vertraut. Die Gestalt, die er der Stimme nach für Skallagrim hielt, war massiger, als sie seiner Erinnerung nach sein durfte.
    Skallagrim ging direkt an der Tür vorbei. Seltsamerweise konnte Swen auch jetzt noch keine Einzelheiten erkennen. Es war fast so, als wäre da nichts als ein gigantischer, körperloser Schatten – zu kräftig für Skallagrim und doch eindeutig der Magier.
    Swen atmete tief ein und aus. Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er ahnte, dass es Skallagrims Magie war, die die Perspektive der Wirklichkeit verzerrte. Was auch immer hier vorging – es war höchste Zeit, dass dem ein Ende bereitet wurde.
    »Zwei unserer tapfersten Krieger – am helllichten Tag niedergemetzelt!«, schrie einer der Begleiter Skallagrims erregt. »Wenn wir jetzt nichts dagegen unternehmen, wann dann?«
    Skallagrim winkte ab. »Ich bin nicht weniger bestürzt als ihr«, sagte er. Seine Stimme zitterte und die Bewegungen, mit denen er das Haar aus der Stirn strich, verrieten seine Erregung. »Doch bevor wir etwas unternehmen, muss die Ratsversammlung ordnungsgemäß einberufen sein.«
    »Damit wir inzwischen ordnungsgemäß niedergemetzelt werden? Was ist los mit dir? Zitterst du jetzt schon vor einer Horde Meuchelmörder?«
    Skallagrim holte tief Luft und wischte dann mit einer ärgerlichen Handbewegung den Einwand zur Seite. Mit mühevoll beherrschten Schritten begab er sich zur Bank und ließ sich nieder. Dicht unter ihm, von seinen Blicken verborgen, glühte der Kristall.
    »Ich kann dir sagen, warum wir noch warten«, raunte er. »Allein schon, um festzustellen, ob sonst noch jemand das Opfer heimtückischer Mörder geworden ist.«
    Swen zuckte zusammen, als ob er geschlagen worden wäre. Es war eine Sache, zwei Männer in einem fairen Kampf zu besiegen und eine andere, als heimtückischer Mörder beschimpft zu werden, etwas, was dem strengen Ehrenkodex der Wikinger aufs Äußerste widersprach.
    Wenn er sich auch bei dem Kampf nicht der Heimtücke schuldig gemacht hatte, dann doch mit dem Einschleppen des Kristalls. Ihm war dabei nicht wohl in seiner Haut. Wenn er seinem Gewissen folgte, müsste er jetzt hervorstürmen und Skallagrim mitsamt seinen Männern niedermachen – sofern er gegen die Übermacht bestehen konnte.
    Er kam nicht dazu, den Gedankengang weiter zu verfolgen. Polternde Schritte kündeten von neuen Ankömmlingen. Wer sie waren, konnte er auch nicht sehen, als sie an ihm vorbeistürmten; es musste fast ein Dutzend sein. Ohne sich weiter aufzuhalten, nahmen sie am Tisch Platz; ihre erregten Stimmen schnitten durch die Luft.
    Swen war viel zu nervös, um auf ihr Gespräch zu achten. Irgendetwas stimmte nicht. Es waren viel zu viel Männer anwesend. Skallagrims wenige Vertraute konnten nicht mehr als ein halbes Dutzend sein, Wibur Keilaxt und Frai Renschneid mitgerechnet. Wer aber waren die anderen?
    Nach der Lautstärke zu urteilen, drohte das Gespräch in einen Streit auszuarten. Swen spähte angestrengt durch die Ritze im Holz, aber er konnte nichts anderes erkennen als gestikulierende Schemen. Die Männer schrien durcheinander. Einige von ihnen hielten Waffen in den Händen.
    Wieder hatte Swen das Gefühl, dass an der Szene etwas nicht stimmte. Der Saal und die Männer, die miteinander stritten, kamen ihm seltsam bekannt vor. Er suchte in dem Gesicht Skallagrims nach einer Regung, nach irgendetwas, was die Bösartigkeit und Falschheit des Magiers verriet. Aber da war nichts. Nichts außer einer schattenhaften Ähnlichkeit mit jemandem, den er gut kannte.
    In diesem Moment brach das Gespräch abrupt ab. Irgendjemand sagte etwas zu Skallagrim, leise und mit einer Betonung, die Swen frösteln ließ, obwohl er die Worte nicht verstand. Der Magier erhob sich und gab mit einer kraftlosen Geste zu verstehen, dass die anderen schweigen sollten. »Die Ereignisse zwingen uns, mit Gewalt zu antworten. Eine Form der Gewalt, die ich von ganzem Herzen verabscheue und doch nicht mehr verhindern kann.« Seine Stimme versagte und es kostete ihn sichtbare Mühe, laut und deutlich fortzufahren. »So wahr ich Erik Hellauge heiße, schwöre ich, dass ich Wenk Hammersten und Ymir Feuerhand, den Welpen, rächen werde. Ich werde …«
    Er brach ab, schluckte

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