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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wieder.
    Und endlich erwachte ich aus meiner Erstarrung.
    Mit einem keuchenden Laut war ich bei ihr, fiel neben ihr auf die Knie und zerrte und riss einen Moment lang mit verzweifelter Kraft an den eisernen Fesseln, ohne indes mehr damit zu erreichen, als mir die Fingernägel abzubrechen. Shadow begann zu stöhnen. Meine vergeblichen Befreiungsversuche mussten ihr Schmerzen bereiten. Ich fuhr hoch, sah mich mit wachsender Verzweiflung nach irgendetwas um, das ich als Hebel benutzen konnte, um die Fesseln aufzubrechen, und kam endlich auf die Idee, die eisernen Ringe genauer in Augenschein zu nehmen.
    Kaum drei Sekunden später war Shadow frei, denn es gab eine simple Mechanik, die ein Kind hätte bedienen können, um die Ringe auseinander zu klappen. Weitere zwei Sekunden später hatte ich Shadow vorsichtig herumgedreht und in meinen Schoß gebettet, wobei ich sorgsam darauf achtete, die Wunde in ihrem Rücken nicht zu berühren. Trotzdem spürte ich, wie sie wieder aufbrach und ihr Blut warm und in raschen Stößen über meine Beine lief. Das Blut eines Engels, dachte ich. Es war ein absurder, völlig aberwitziger Gedanke, aber ich wurde ihn nicht los. Engelsblut. Shadows Leben, das unaufhaltsam aus ihrem Körper herausströmte. Sie starb.
    Und als hätte sie meine Gedanken gelesen, öffnete sie in diesem Moment die Augen und sah mich an. Ihr Blick war jetzt klar, aber in ihren Augen glomm ein Ausdruck so unermesslich tiefen Schmerzes, dass ich schauderte.
    »Mein Liebling, was … was hat er dir angetan?«, flüsterte ich. Ich beugte mich über sie, presste sie behutsam an mich und streichelte das Silbergespinst ihres Haares, Worte murmelnd, die mich selbst überraschten, und erfüllt von einer Mischung aus Entsetzen und einem düsteren, ganz langsam aufkeimenden Zorn. In mir war nichts als Schmerz; Schmerz und ein Gefühl der Hilflosigkeit, das fast noch schlimmer war. Sie starb. Shadow, die ihr eigenes Volk verraten hatte, um mir zu helfen, die sich von ihrem Herrn, ihrem Leben, ihrer Vergangenheit losgesagt hatte, um mir beizustehen, die in der vergangenen Nacht zu mir gekommen war, um mich zu warnen, sie starb in meinen Armen. Ich konnte es fühlen. Es war absurd und durch nichts zu begründen, aber ich fühlte, wie das Leben aus ihrem Körper wich, mit jedem Atemzug ein bisschen mehr, und wie etwas Dunkles nach ihrer Seele griff.
    Und plötzlich begriff ich, dass ich sie liebte.
    Ich hatte es vom ersten Moment an getan und sie hatte es gewusst, sie und Shannon und vermutlich auch Sitting Bull und alle anderen – nur ich Idiot nicht. Ich hatte mich an meine Liebe zu Priscylla geklammert und mich einfach geweigert, zu begreifen, dass in meinem Herzen durchaus Platz für zwei Frauen sein konnte.
    Es hatte bis zu diesem Moment gedauert, dass ich die Wahrheit begriff.
    Jetzt, wo es zu spät war. Wo sie in meinen Armen lag und starb, zu Tode gefoltert von einem bösen alten Mann, aus keinem anderen Grund als dem, mich zu bestrafen.
    »Robert, du … du musst …«, stammelte Shadow.
    »Nicht reden, Liebling«, flüsterte ich. »Du darfst dich nicht anstrengen. Ich bringe dich hier heraus.«
    Shadow schüttelte den Kopf. Die Bewegung war so schwach, dass ich sie fast nur ahnte. »Keine … Zeit …«, flüsterte sie. Sie versuchte sich aufzurichten, sank mit einem keuchenden Laut zurück und begann am ganzen Leib zu zittern. Die Wunde in ihrem Rücken blutete immer stärker.
    »Das … Buch«, flüsterte sie. »Robert, du … du musst …« Ihre Stimme erstarb, sank zu einem ganz leisen, kaum mehr wahrnehmbaren Flüstern herab, sodass ich mich vorbeugen und das Ohr an ihre Lippen halten musste, um sie überhaupt noch zu verstehen. Trotzdem waren es nur noch Wortfetzen, die ich hörte.
    »Das Buch«, keuchte Shadow. »Geh und … Priscylla … ihr … Geist … in Gefahr … wir … das Tier … die … die Mutterzelle …«
    Plötzlich brach sie völlig ab und für einen kurzen, entsetzlichen Moment dachte ich bereits, sie wäre tot. Aber dann bäumte sie sich noch einmal auf, mit solcher Macht, dass ich sie mit aller Kraft an den Schultern packen und halten musste. Ihre Fingernägel gruben sich durch den Stoff meiner Jacke und rissen tiefe blutige Kratzer in meine Haut. Und mit einem Male war ihr Blick wieder ganz klar und auch ihre Stimme wieder laut und deutlich.
    »Geh zu Necron«, sagte sie. »Vernichte das Buch, ehe Priscylla seine ganze Kraft entfesselt, Robert. Zerstöre es. Sie sind in der Kammer unter der

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