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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haftete etwas körperlos Düsteres, Böses an, wie ein übler Geruch.
    »Bruder Jean«, begann de la Croix, »ich schöre dir, dass ich -«
    »Das brauchst du nicht, André«, unterbrach ihn Balestrano, in ruhigem, beinahe sanftem Ton. Seine linke Hand begann immer stärker zu schmerzen. Der schwarze Stein, den er darin verborgen hatte, pulsierte jetzt wie ein winziges, böses Herz. »Das brauchst du nicht«, wiederholte er. »Was hier geschah, ist nicht deine Schuld. Wenn überhaupt, trifft sie mich. Ich hätte wissen müssen, was geschieht, wenn ich euch Necrons Heimtücke ausliefere.«
    »Es … es war einfach stärker als ich«, fuhr de la Croix mit zitternder Stimme fort. Seine Augen schimmerten, als hielte er mit letzter Kraft die Tränen zurück. »Ich wollte nicht. Aber dann, dann … dann hat mich irgendetwas gezwungen, den Sturm weiter zu lenken. Aber ich wollte die Drachenburg treffen, nicht euch. Ich … ich weiß nicht, was in mich gefahren ist!«
    Aber ich, Bruder, dachte Balestrano düster.
    »Genug jetzt«, sagte er, sanft, aber sehr bestimmt. »Was geschehen ist, ist geschehen und wir werden später die Schuld verteilen, wenn es etwas zu verteilen gibt. Jetzt müssen wir tun, was wir noch können, wenn das Opfer unserer Brüder nicht vollends umsonst gewesen sein soll.«
    »Was wir können?« Van Velden keuchte. »Es ist aus, Bruder Jean! Wir haben verloren. Unser Heer ist vernichtet, und wir haben gesehen, wie leicht -«
    »Es gibt noch eine letzte Möglichkeit«, unterbrach ihn Balestrano. Er hob die Hand. Der schwarze Stein darin pulsierte jetzt so heftig, dass seine Finger zuckten und bebten, als hätte er einen Krampf. Ein unheiliges, giftgrünes Licht sickerte zwischen seinen zusammengepressten Fingern hervor. »Es gibt noch etwas. Aber ich brauche eure Hilfe. Ihr müsst mir vertrauen.« Langsam trat er an den vier Mastern vorbei, blieb unter der Tür stehen und blickte nach oben, hinauf zur Drachenburg.
    »Ergreift meine Arme«, sagte er.
    Die vier Männer gehorchten. Balestrano fühlte die Berührung ihrer Hände wie die glühenden Eisens. Seine Augen waren voller Tränen.
    »Jetzt, Baphomet«, flüsterte er. »Du kannst sie haben.« Und in Gedanken fügte er hinzu: Verzeiht mir, Brüder.
    Dann gellte ein Schrei in seinen Ohren. Ein entsetzliches Kreischen und Wimmern, so schrill und spitz und voller Qual, wie er es noch niemals zuvor gehört hatte. Das Schreien aus vier menschlichen Kehlen.
    Aber nicht sehr lange.
     
    Die Burg schien so gut wie verlassen zu sein. Ich fand den Weg hinauf ins Licht leichter, als ich gefürchtet hatte, auf die gleiche Weise, auf die ich den Weg aus Shub-Nigguraths Höhle fand – indem ich einfach nach oben ging. Aber ich traf auf dem Wege nur einen einzigen von Necrons Kriegern. Er lebte nicht lange genug, mich auch nur mit einem erschrockenen Schrei zu verraten.
    Über der Burg herrschte heller Tag, als ich endlich wieder aus dem Bauch der Erde hervorkam und auf den Hof hinaustrat. Das ungewohnte Licht schmerzte in meinen Augen; im ersten Moment war ich fast blind. Ich blinzelte, blieb stehen und sah mich aus tränenden Augen um. Der Anblick hatte nichts von seiner bedrückenden Fremdartigkeit verloren, aber alle Schatten kamen mir ein wenig härter vor, die Linien noch etwas fremdartiger, der Odem des Bösen, der über dieser verfluchten Burg hing, ein wenig deutlicher.
    Ich verscheuchte den Gedanken, drehte mich einmal um meine Achse und entdeckte den Turm, von dem Shadow gesprochen hatte – ein korkenzieherartig gedrehtes, vollkommen absurdes Ding, das in einer obszön geformten Spitze endete. An seinem Fuß war eine Treppe mit unterschiedlich hohen Stufen, die zu einer einladend offen stehenden Tür von der Form eines aufgerissenen Drachenmaules führte.
    Als ich sie hinaufging, vertrat mir ein schwarz gekleideter Krieger den Weg. Ich warf ihn gegen die Wand, nahm seine eigene Waffe auf und tötete ihn. Es ging so rasch und mühelos, dass ich fast selbst erschrak. Nicht über die Leichtigkeit, mit der ich mit dem Drachenkrieger fertig geworden war; ich hatte nichts anderes erwartet. Aber ich befand mich in diesen Momenten in einem Zustand, der nicht mehr normal war; jene Art von kalter, berechnender Raserei, in dem die Berserker der Frühzeit mit bloßen Händen Ochsen getötet hatten oder in dem die Soldaten unserer Zeit weiterkämpften, während sie schon längst zu Tode verwundet waren. Ich hätte den Krieger auch besiegt, wenn er mir sein Schwert

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