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Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen

Titel: Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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    »Nichts aber.« Ich schnitt ihm mit einer wütenden Geste das Wort ab. »Es tut mir Leid, Shannon. Du verstehst das vielleicht nicht, aber ich bin es ihnen einfach schuldig, es zu versuchen.«
    »Auch wenn es dein Leben kostet?«
    »Auch dann«, erwiderte ich und in diesem Moment war es wirklich die Wahrheit. Ich hätte mit dem Gedanken, die beiden ihrem Schicksal überlassen zu haben, nicht mehr weiterleben können. »Wenn du Recht hast«, sagte ich mit einer Geste auf das grün leuchtende Amulett am Boden, »dann wird Necron in kurzer Zeit hier herunter kommen. Auch er kann nicht gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten sein. Vielleicht kann ich Priscylla währenddessen befreien. Es muss eine Möglichkeit geben, sie aus dem Bann dieses verfluchten Buches zu reißen.«
    »Du bist völlig verrückt«, sagte Shannon ruhig. »Was du da vorhast, ist glatter Selbstmord, Robert.«
    Das Schlimme war, dass ich ihm insgeheim Recht gab. Meine Aussichten, den Weg hinauf lebend zu überstehen, standen nicht sonderlich gut. Und selbst wenn es mir gelang, Necrons Killern zu entkommen und nicht in eine der zahllosen Fallen zu tappen, mit denen diese Burg gespickt war, standen meine Chancen, auch noch lebend wieder zurückzukommen, noch schlechter. Trotzdem schüttelte ich mit gespieltem Optimismus den Kopf.
    »So wild wird es nicht kommen«, sagte ich. »Necron hat im Moment andere Sorgen, als nach mir zu suchen – hast du deine eigenen Worte vergessen?«
    Shannon schwieg einen Moment. »Ich brauche dich, Robert«, sagte er schließlich, sehr leise und in fast flehendem Ton.
    »Ich weiß«, antwortete ich ernst. »Und ich werde zurückkommen, so schnell ich nur kann. Das verspreche ich.«
    Und damit drehte ich mich um und lief so schnell davon, dass es fast wie eine Flucht aussah.
    Sehr viel weniger war es auch nicht.
     
    Ich hatte mir den Weg hier herunter nicht gemerkt – dazu war ich viel zu aufgeregt gewesen –, aber ich wandte mich einfach immer nach oben, wenn ich an eine Abzweigung oder eine Treppe kam, und nach einer Weile glaubte ich hier und da eine bekannte Stelle zu sehen, eine absonderlich geformte Tür, eine seltsam schräg anmutende Treppe oder Rampe. Die sinnverdrehende Architektur der Drachenburg kam mit nur zugute, denn es gab praktisch keinen Quadratmeter, der einem anderen glich, und vieles war so bizarr, dass man es einfach nicht vergessen konnte.
    Ich fand den Weg hinauf in Necrons Kerker erstaunlich schnell – und wäre um ein Haar gegen einen schwarz vermummten Drachenkrieger geprallt, der mit vor der Brust verschränkten Armen vor einer verschlossenen Zellentür Wache stand.
    Ich weiß nicht, wer überraschter war – er oder ich.
    Und ich wusste auch hinterher nicht zu sagen, wieso ich die nächste Minute überlebte.
    Vielleicht war er einfach zu überrascht, um im Ernst anzunehmen, dass ich tatsächlich die Dreistigkeit besitzen würde, ihn anzugreifen.
    Aber ich hatte sie.
    Ich besaß sogar die Frechheit, auf ihn zuzuspringen und ihm in den Leib zu treten, und dann brachte ich sogar noch die Unverschämtheit auf, meinen Ellbogen mit aller Wucht in seinem Nacken zu platzieren, als er sich krümmte. Ohne einen weiteren Laut stürzte er nach vorne und blieb reglos liegen. Nein, dachte ich spöttisch, die feine englische Art war das nicht gewesen. Aber eine sehr wirksame.
    Ich beugte mich zu ihm herab und überzeugte mich davon, dass er für mindestens eine Stunde außer Gefecht gesetzt war. Dann nahm ich sowohl seinen Säbel als auch seinen Dolch an mich, stand wieder auf und schob den Riegel der Zelle zurück, die er bewacht hatte.
    Wie ich erwartet hatte, war sie nicht leer. Eine schmale, in fransiges helles Leder gekleidete Gestalt hockte in einer Ecke und sah mühsam auf, als ich eintrat. Trotz des trüben Lichtes in der Kerkerzelle sah ich, wie müde und ausgelaugt Sitting Bulls Gesicht aussah; nicht mehr das Gesicht eines zwar alten, aber noch immer starken Mannes, sondern das eines Greises, müde und leer und … ja, dachte ich entsetzt; zerbrochen.
    »Häuptling!« Sitting Bull bewegte den Kopf, als er meine Stimme hörte und ich neben ihm niederkniete, aber er schien mich nicht zu erkennen. Seine Hände zitterten und seine Lippen formten Worte in seiner Muttersprache, die ich nicht verstand. Ich berührte ihn an der Schulter, zog die Hand aber sofort wieder zurück. Der Körper unter dem schmutzig gewordenen Leder zitterte. Seine Haut war heiß. Er musste hohes Fieber

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