Hexer-Edition 14: Necron - Legende des Bösen
Finte hereinfiel und seinem vermeintlichen Stich auszuweichen versuchte.
Diesmal schwanden mir die Sinne. Ich fiel, prallte halb besinnungslos auf den Boden und klammerte mich instinktiv irgendwo fest.
Als sich mein Blick wieder klärte, schwebte die Spitze von Reynaud de Maizieres’ Schwert einen Fingerbreit vor meinen Augen. Das Gesicht des Templers war verzerrt vor Wut.
»Bruder Reynaud!«, keuchte ich verzweifelt. »Was tun Sie? Ich … ich habe Sie in meinem ganzen Leben noch nicht einmal gesehen, zum Teufel noch mal!«
Reynaud de Maizieres lachte, aber es war ein Laut, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Ja!«, höhnte er. »Ruf ihn ruhig an, deinen Herrn! Aber es wird dir nichts nutzen. Du wirst bezahlen für den ungeheuerlichen Frevel, den du begannen hast.« Er trat einen halben Schritt zurück und winkte mir mit der freien Hand, aufzustehen.
Vorsichtig gehorchte ich. Reynauds Schwertspitze folgte meiner Bewegung wie eine stählerne Schlange. Die Klinge zitterte. Ich konnte direkt sehen, wie viel Überwindung es Reynaud de Maizieres kostete, mir die Waffe nicht kurzerhand zwischen die Rippen zu rammen.
»Du hast es nicht verdient, Craven«, sagte er kalt. »Aber ich gebe dir die Chance, wie ein Mann zu sterben. Zieh deine Waffe und kämpfe!« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf meinen Stockdegen, der noch immer auf dem Boden der Steinbrücke lag. Woher zum Teufel wusste dieser Mann, dass sich in dem harmlos aussehenden Spazierstock eine Waffe verbarg?
»Nein«, sagte ich ruhig. »Das wäre nicht sehr fair. Und ich habe keinen Grund, mit Ihnen zu kämpfen. Lassen Sie uns reden. Ich bin sicher, es wird sich eine Erklärung finden.«
Gleichzeitig versuchte ich seinen Geist mit sanften, suggestiven Impulsen zu überschwemmen.
Aber es ging nicht. Entweder blockierte die Nähe der Drachenburg meine magischen Fähigkeiten oder Reynaud de Maizieres war so verrannt in seine Wut, dass er meinen hypnotischen Angriff gar nicht bemerkte.
»Du willst nicht kämpfen?«
Ich schüttelte abermals den Kopf.
Reynaud nickte. »Dann spring«, sagte er mit einer Geste in den Abgrund.
Zumindest mein Herz schien ihm zu gehorchen, denn es hüpfte mit einem Satz bis an meine Kehle hinauf und hämmerte dort rasend schnell weiter. »Was … was meinen Sie?«, keuchte ich.
Reynaud de Maizieres lachte böse. »Kämpfe oder stirb wie ein Feigling«, sagte er. »Entscheide dich. Du hast die Wahl.« Gleichzeitig bewegte sich seine Schwertspitze ein Stück weiter in die Höhe und berührte nun fast mein Kinn.
»Das verbiete ich, Bruder Reynaud«, sagte eine Stimme hinter dem Templer. Und irgendetwas war darin, etwas so Zwingendes, Befehlendes, dass der Tempelritter tatsächlich seine Klinge sinken ließ und einen halben Schritt zurücktrat. Er war abgelenkt, wenn auch nur für eine Sekunde.
Aber so kurz die Zeit auch war, sie reichte. Mit allem Mut, der mir verblieben war, duckte ich mich unter seiner nur noch halb erhobene Klinge hindurch, trat mit einem raschen Schritt an ihm vorbei und sprang wieder auf die Pfeilerplattform hinauf.
Sitting Bull, Shadow und die Templer waren nicht mehr allein. Fast ein Dutzend sehr groß gewachsener, in die Farbe der Nacht gekleideter Männer war rings um sie buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht. Drachenkrieger! Angeführt wurden sie von einem Mann, der auf die gleiche Art gekleidet war, aber ein wenig größer und muskulöser war als die anderen. Und irgendetwas Unsichtbares umgab ihn. Es war wie eine Aura der Macht, so intensiv, dass sie beinahe greifbar erschien. Selbst ich hatte die zwingende Kraft seines Befehles gespürt, obgleich er mir gar nicht gegolten hatte.
Erst als ich die Sicherheit der Plattform wieder erreicht hatte und stehen geblieben war, erwachte Reynaud de Maizieres wieder aus seiner Starre. »Was bedeutet das?«, keuchte er. »Dieser Mann -«
»Steht unter dem Schutz Necrons, meines Herrn«, unterbrach ihn der Drachenkrieger. »Ebenso wie seine Begleiter.« Er wandte sich mit einer befehlenden Geste an die vier Tempelritter, die Shadow und Sitting Bull noch immer gepackt hielten. »Lasst sie los.«
»Das werdet ihr nicht tun!«, schrie Reynaud de Maizieres. »Ich verbiete es.«
Der Drachenkrieger wandte mit einer fast gelangweilten Bewegung den Kopf, sah den Templer für die Dauer eines Herzschlages an und zuckte mit den Schultern. »Wie ihr wollt, Bruder Reynaud«, sagte er. »Tötet sie.«
Der Befehl galt den Drachenkriegern.
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