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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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konnte sicher sein, dass er mir bei dem Kampf zur Seite stand. Und ich hatte die Lösung für ein weiteres Problem gefunden …
    Aber daran konnte ich in seiner Anwesenheit nicht denken, wollte ich nicht alles zunichte machen.
    Gurk saß mir gegenüber und schmollte. Er zupfte an seinen langen weißen Haaren herum, warf mir dann und wann einen missmutigen Blick zu und gab keinen Ton von sich. Ich konnte verstehen, dass ihm mein Plan nicht gefiel. Aber es war die einzige Möglichkeit, den Golem in die Falle zu locken.
    Howard öffnete den Wagenschlag und warf den Stummel der Zigarre hinaus, mit der er unsere Fahrt in gewohnter Weise verseucht hatte, dann kletterte er hinterher, drehte sich um und wollte mir beim Aussteigen behilflich sein.
    »Danke, ich komme sehr gut selbst zurecht«, sagte ich und musste unwillkürlich grinsen. Den Ausdruck auf seinem Gesicht, als er mit einer Spritze und einer Ampulle Analgetika in mein Zimmer zurückkehrte und mich angekleidet und abfahrbereit vorfand, würde ich kaum vergessen können.
    Ich hatte ihn überzeugen können, dass sich der Nackenwirbel wohl von selbst wieder eingerenkt hatte, aber noch jetzt starrte er mich an wie einen bunten Hund.
    »Bist du wirklich in Ordnung?«, fragte er und seine Stimme klang mehr skeptisch als besorgt.
    »Ja doch«, antwortete ich heftiger als beabsichtigt und sprang vom Trittbrett auf die von Unrat und Schutt übersäte Straße hinab. »Mach dir bitte keine Sorgen um mich«, fügte ich versöhnlicher hinzu und sah mich um.
    Die Sonne war vor ein paar Minuten erst am Horizont verschwunden und hatte ein Meer von Farben am westlichen Firmament zurückgelassen. Ihre letzten Strahlen hüllten die obersten Stockwerke der verlassenen Mietskasernen in ein weiches, goldenes Licht, doch die Schatten wanderten schnell und bald schon würde die Nacht zwischen den Straßenschluchten Einzug halten.
    Teil eins meines Planes trat in Kraft; fast schon der schwierigste des ganzen Unternehmens. Ich wandte mich zu Howard und Rowlf um, der eben vom Kutschbock herunterkletterte, und holte tief Luft.
    »Also«, begann ich und versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu verleihen der keinen Widerspruch duldete. Ich merkte selbst, dass es mir nicht ganz gelang. »Du und Rowlf, ihr werdet jetzt zurückfahren. Ich kümmere mich allein um –«
    »Was?«, fuhr Howard dazwischen und starrte mich an, als hätte ich ihm soeben eine Ohrfeige verabreicht. »Bist du noch bei Sinnen, Junge?«
    »Allerdings«, gab ich energisch zurück. »Ich weiß sehr gut, was ich tue. Howard, ich bitte dich, vertrau mir einfach. Ich werde es dir erklären, später. Ich muss allein sein, wenn ich dem Golem gegenübertrete.«
    Eine halbe Minute lang schwieg Howard und blickte mir prüfend in die Augen. Dann wandte er sich zu Rowlf um und nickte ihm kurz zu.
    »Ich halt’ nich viel davon«, knurrte der Hüne und kratzte sich den bulligen Nacken. »Wenns schief geht, isser erledigt.«
    »Ich glaube, er weiß genau, was er tut«, erklärte Howard und mir fiel ein Stein vom Herzen. »Lass uns von hier verschwinden.« Er legte mir die Hand auf die Schulter und drückte sie kurz. Fast, als würde er Abschied nehmen. Ein kalter Schauer rieselte über meinen Rücken, aber ich zwang mich zu einem Lächeln.
    »Danke«, sagte ich nur. »Wir sehen uns wieder.«
    Als die Kutsche hinter der nächsten Straßenecke verschwand und auch das Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster immer leiser wurde und schließlich verhallte, fühlte ich mich so einsam wie selten zuvor.
    Dass ich es ganz und gar nicht war, wurde mir schon eine Sekunde später auf wenig einfühlsame Weise deutlich gemacht.
    »He, Griesgram«, tönte eine Stimme hinter mir auf. »Was ist, willst du hier Wurzeln schlagen oder dich endlich von dem wabbeligen Kerl umbringen lassen?«
    Ich wandte mich mit einem Kopf schütteln um. Gurk hatte auf einem Schotterstein Platz genommen und sah mich aus Leid geprüften Augen an. Es musste ihm schier körperliche Qualen bereiten, dass ich in der letzten Stunde kein einziges Mal gestolpert oder eine Treppe heruntergefallen war. Ich konnte seinen Seelenschmerz nicht ganz teilen.
    »Okay.« Ich straffte mich und legte die Hand auf den Kristallknauf meines Stockdegens, den ich im Gürtel trug. »Erst einmal müssen wir ihn finden. Kannst du feststellen, wo er sich aufhält?«
    Gurk legte den Kopf zur Seite, schloss die Augen und schien zu lauschen. Ich ahnte, dass er seine magischen Geistfühler

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