Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York
er sprang vom Felsen herab und hielt sich den Bauch vor Lachen, als er das Mädchen so am Boden sitzen und nach Luft schnappen sah.
Lydia war kaum achtzehn Jahre alt und eine wahre Schönheit. Der helle Stoff ihres Kleides leuchtete in der Dunkelheit und ließ ihre weiblichen Formen selbst jetzt noch erkennen. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den leicht schräg stehenden Augen verzog sich zu einer ärgerlichen Miene. Sie strich das lange schwarze Haar, das ihr in die Stirn gefallen war, mit einer energischen Bewegung zur Seite und blinzelte Petrosch aus funkelnden Augen an.
»Na warte, du Held! Mich so zu erschrecken!«, schimpfte sie los, aber ihre Stimme klang alles andere als wütend und schließlich musste auch sie lachen. Sie wollte sich hochstemmen, doch der junge Roma ließ sich neben ihr in die Knie sinken und hielt sie mit sanfter Gewalt zurück. Sie sträubte sich nicht. Schließlich hatten sie sich aus gutem Grund von der Sippe entfernt und die Stille und Einsamkeit gesucht. Heute Nacht sollte es geschehen; auch gegen den Willen der Väter.
»Einen schönen Platz hast du für uns ausgesucht«, flüsterte Petrosch mit sanfter Stimme und legte sich neben ihr ins Gras. Er strich ihr über Haar und Schultern.
Als er seinen Kopf zu ihr hinüberbeugte, trafen sich ihrer beider Blicke. Es war der Blick der Liebenden und er machte jedes weitere Wort überflüssig. Wie von selbst fanden sich die Lippen zum Kuss. Zaghaft erst, dann immer drängender und wilder. Petrosch legte seine starken Arme um ihren Rücken und zog ihren heißen, bebenden Körper dicht an sich heran.
»Au!« Petrosch zuckte zurück und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Was soll das? Warum hast du mich gebissen?«
Lydia kicherte und rollte sich herum. »Das war nur für den Schrecken von vorhin«, lachte ihre helle Stimme. »Nun sind wir quitt, mein starker Held!«
Der leise Spott in ihrer Stimme reizte und erregte ihn gleichermaßen. Er war mit einem Sprung bei ihr und gab ihr einen leichten Klaps auf die Kehrseite. Lydia drehte sich schnell wieder auf den Rücken und räkelte ihren Körper im hohen Gras.
Petroschs Hand berührte wie zufällig ihre Brust und begann die Bänder der hellen Seidenbluse zu lösen.
»Du bist wunderschön«, flüsterte er mit heiserer Stimme. »Ich mache dich vom Mädchen zur Frau – und ich werde dich heiraten, auch wenn es meinem Vater nicht gefallen mag. Das verspreche ich dir bei meiner Ehre, Lydia.«
Sie stöhnte leise auf, als seine kräftige Hand unter den Stoff der Bluse glitt. Die helle Haut leuchtete im Licht des Vollmondes, der über dem östlichen Horizont aufgetaucht war und die Landschaft mit seinem sanften, geheimnisvollen Schein verzaubert.
Petrosch streifte ihr die Bluse ab und bedeckte Hals und Brüste mit kleinen, sanften Küssen. Lydias Körper wand sich unter dem seinen und ihr Atem ging heftig und stoßweise.
Die Erregung machte sie beide blind. Blind und taub. Sie hörten nicht, wie sich leise tappende Schritte vom Wald her näherten. Sie sahen nicht die tückischen gelben Lichter, die wie kleine Flammen in der Dunkelheit tanzten, immer zwei und zwei zusammen und immer näher kommend.
Plötzlich löste sich Lydia von ihrem jungen, ungestümen Liebhaber und hob den Kopf. Petrosch blickte ihr überrascht in die Augen. »Was ist denn?«, fragte er verwirrt.
Sie sog die Nachtluft tief in ihre Lungen. »Dieser Gestank. Riechst du denn nichts? Es riecht nach … Schimmel. Und nach verdorbenem Fleisch …«
Jetzt schnupperte auch Petrosch und verzog angeekelt das Gesicht. »Hier muss irgendwo ein Tier verendet sein«, sagte er nach kurzem Überlegen. »Vielleicht ein Hase oder -«
»Lass uns gehen«, drängte Lydia. »Nur ein paar Schritte. Da hinten am Waldrand habe ich vorhin eine gute Stelle gesehen.«
Sie hatte sich auf die Knie erhoben und deutete mit der Rechten zu den hohen Tannen hinüber, deren Silhouette sich vor dem tief blauen Nachthimmel abhob.
Petrosch folgte ihrem Arm – und erstarrte.
»Was um alles in der Welt ist das?«, fragte er und sprang auf die Füße. »Das können doch unmöglich Leuchtkäfer sein. Noch dazu in solchen Mengen.«
Lydia kam neben ihm hoch und legte den Arm um seine Hüften. Der lose Rock rutschte an ihren Beinen herab und legte sich um ihre Füße. Doch Petrosch hatte keinen Blick mehr für ihre makellose Figur. Sein Misstrauen war geweckt und aus den Tiefen seines Unterbewusstseins flüsterte eine leise Stimme von Gefahr. Er löste sich von
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