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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinter sich her zerrte.
    »Lydia!« Ein grobschlächtiger, an die zwei Meter großer Hüne stellte mit Wucht einen Weinkrug auf den hölzernen Tisch zurück und eilte mit schweren Schritten auf die beiden zu. »Was um alles in der Welt soll das bedeuten?«
    Lydia zuckte zusammen. Sie hatte sich Petroschs Felljacke über die Schultern gehängt, doch es war wohl unverkennbar, was sie dort draußen getrieben hatten.
    Petrosch rang noch um Atem. »Sie … sie kommen … auf uns -«
    Der Hüne hatte ihn und Lydia erreicht und fasste den jungen Zigeuner hart bei den Schultern. »Was hast du mit meiner Tochter gemacht, du – du Taugenichts!«, brüllte er und schüttelte Petrosch wütend hin und her. Sein Gesicht war rot angelaufen und sein wilder Blick hätte Petrosch bei jeder anderen Angelegenheit in den Boden versinken lassen.
    Doch nicht jetzt. Es blieben nur noch Minuten, dann …
    »Hört mich doch an!«, schrie er mit überschnappender Stimme. »Dort draußen -«
    Wieder wurde er unterbrochen, diesmal von einer Stimme, die er nur zu gut kannte und von der er wusste, dass sie keinen Widerspruch duldete.
    »Petrosch!« Ein zweiter Riese, vollbärtig und mit einem schlanken Hirtenstab bewaffnet, schob Lydias Vater beiseite und versetzte Petrosch eine schallende Ohrfeige. »Du wagst es, Schande über unsere Familie zu bringen? Warte, ich werde dich …« Er sprach die Drohung nicht aus, doch der hoch erhobene Stab sprach eine allzu deutliche Sprache.
    Petrosch handelte. Er schlug zurück.
    Mehr aus Überraschung denn vor Schmerz taumelte der Bärtige zurück und hielt sich den Bauch, wo Petroschs Faust ihn getroffen hatte. In seinen Augen stand Unglaube und für ein paar Sekunden war er – entgegen seiner Natur – sprachlos.
    Petrosch nutzte seine Chance. Zumindest wollte er sie nutzen. Doch es war zu spät. Neben sich hörte er eine der Frauen panisch aufschreien und in Richtung der Wagen deuten. Er fuhr herum.
    Sie kamen. Schreckliche Gestalten schälten sich aus dem Dunkel der Nacht, Wesen, deren Anblick die Zigeuner so unvorbereitet traf, dass sie nur stehen blieben und aus offenen Mündern dem Grauen entgegenblickten, unfähig, sich zu rühren.
    Ein halbes Dutzend der lebenden Toten war bereits in die Wagenburg eingedrungen, als Bewegung in die Reihen der Menschen kam. Petrosch war der erste, der an einen der Wagen sprang und eine Mistforke aus ihrer Verankerung zerrte.
    »Die Frauen und Kinder zurück!«, brüllte er aus voller Kehle und stieß die provisorische Waffe in die Luft. »Ihr anderen, mir nach!«
    Er stürmte vor, an den Männern vorbei und auf die Geschöpfe der Nacht zu. Hinter ihm erscholl ein Schrei aus dreizehn rauen Kehlen, als auch die übrigen Zigeuner zu Knüppeln, Spaten und alten Gewehren griffen.
    Dann war Petrosch heran und führte seine Waffe gegen den ersten der Untoten, einen jungen Kerl, kaum älter als er selbst. Er trug einen langen weißen Kittel und von der Höhe seines Herzens verlief ein Streifen eingetrockneten Blutes bis hinab zum Bund. Glassplitter glitzerten, wo die Spur begann, und seine Augen starrten Petrosch leer und tot an.
    Der junge Zigeuner zögerte fast, die Forke gegen den Angreifer einzusetzen, doch dann überwand er seine Zweifel und Ängste und stach mit aller Kraft zu.
    Der Mann fiel nicht. Er taumelte nicht einmal zurück.
    Ein reißendes, metallisches Geräusch, erklang. Petrosch, von seinem eigenen Schwung nach vorn getragen, stürzte zur Seite, als die Gabel brach. Schwer schlug er zu Boden, rollte herum und versuchte wieder auf die Beine zu kommen.
    Ein Schatten tauchte über ihm auf. Gekrümmte Klauen griffen nach seinem Kopf, dämonische Augen funkelten ihn an. Um Haaresbreite nur entkam er den bleichen Knochenfingern, rollte sich noch ein paar Mal um die eigene Achse und sprang dann auf.
    Hinter ihm krachten nun die ersten Schüsse. Doch an den fassungslosen Schreien der Männer konnte er nur allzu deutlich die Hoffnungslosigkeit ihres Kampfes erkennen.
    Man konnte die Geschöpfe des Mulo nicht töten. So wenig wie man gegen das vorbestimmte Schicksal bestehen konnte. Schritt für Schritt wich Petrosch zurück. Der Holzstab in seiner Hand war nutzlos gegen diese Mächte des Bösen. Nur eines konnte sie jetzt noch retten …
    »Flieht!«, schrie er den Männern entgegen. »Es ist vergebens! Wir müssen fliehen!«
    Doch seine Worte gingen im Lärm des Kampfes unter. Immer wieder krachten Schüsse auf und verhallten nutzlos. Einer der Männer, der sich

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