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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dreißig Meilen, Bruder«, wandte einer der Krieger ein. »Wir werden kaum die Hälfte schaffen, bis es Tag wird.«
    »Mit Gottes Hilfe erreichen wir den Berg!« Balestrano wischte den Einwand mit einer Handbewegung fort. Wie billig diese Worte plötzlich in seinen Ohren klangen. Mit Gottes Hilfe? Um ein Haar hätte er gelacht. Es war schwer vorstellbar, dass das, was hier geschehen war, wirklich Gottes Wille gewesen sein sollte. Vielleicht hatte er den Kredit, den das Schicksal ihm eingeräumt hatte, längst verspielt.
    Trotzdem wiederholte er seine Handbewegung, fuhr herum und lief selbst zur Turmruine zurück, um seinen Mantel und die Wasserflasche zu holen. Eine kleine, böse Stimme in seinem Kopf wollte ihm zuflüstern, dass es längst zu spät war, noch zu fliehen, aber er ignorierte sie. Vielleicht war es für ihn zu spät, aber wenn er auch nur das Leben eines einzigen dieser Männer retten konnte, musste er alles tun, was in seiner Kraft stand.
    Mit bebenden Fingern zerrte er seinen Mantel hervor, tastete im Halbdunkel nach der Wasserflasche und fand sie.
    Als er sich aufrichtete, hörte er das Kichern.
    Balestrano erstarrte. Er konnte ihn spüren. Er war hinter ihm, so dicht, dass er sich nur herumzudrehen und den Arm auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Es war wie eine Woge knisternder unsichtbarer Hitze, die seinen Rücken berührte. Mit einem Male war der Raum von erstickendem, heißem Brandgeruch erfüllt.
    »Wohin so eilig?«, kicherte das Ding. Balestrano drehte sich nicht herum. Er hatte Angst, den Verstand zu verlieren, wenn er es täte. Aber das Wesen sprach weiter, mit einer Stimme, die aus den tiefsten Abgründen der Hölle zu erschallen schien.
    »Oh, ich verstehe, Bruder Jean«, kicherte es. »Du willst weglaufen, wie? Fliehe den Ort deiner Schmach, Sünder!« Wieder kicherte der Dämon. »Das ist nicht nett, Bruder Jean, mich und die drei anderen einfach zurücklassen zu wollen. Oder hast du uns einfach nur vergessen?«
    Das Ding bewegte sich. Obwohl Balestrano es noch immer nicht ansah, konnte er spüren, wie es näher kam, seine schleifenden Schritte hören. Der Brandgeruch wurde stärker und nahm ihm jetzt fast den Atem.
    »Aber geh ruhig«, fuhr der Entsetzliche höhnisch fort. »Du hast ja Recht, Bruder. Dies ist ein ungemütlicher Ort. Lauf ruhig davon. Wer weiß, vielleicht erreichst du sogar den Berg und dein Tor. Vielleicht kommst du sogar zurück nach Paris.«
    »Was willst du?«, wimmerte Balestrano.
    Der Unheimliche schwieg einen Moment. Als er antwortete, troff seine Stimme von grausamen Spott. »Stimmt ja, Bruder, stimmt ja«, sagte er meckernd. »Ich bin ja nicht grundlos gekommen. Hier – ich habe etwas für dich.«
    Und damit packte er Balestrano und riss ihn grob an seinem verletzten Arm herum.
    Balestrano kreischte vor Schmerz.
    Im ersten Moment.
    Dann sah er, was der Schreckliche auf seinen ausgestreckten Armen trug, und seine Stimme versagte. Seine Augen quollen vor Entsetzen fast aus den Höhlen, als er auf das geschwärzte, qualmende Etwas herabblickte, das Ding, das dunkel geworden war und spröde wie verkohltes Holz.
    Balestranos Sinne schwanden endgültig, als Botho von Schmid ihm den Leichnam André Redirants vor die Füße warf und in die Schatten zurücktrat.
     
    »Sie missverstehen die Situation«, sagte Lance ruhig. »Wenn Sie sich die Mühe machen würden, uns erklären zu lassen und einen Moment zuzuhören, würden Sie begreifen, wie gründlich Sie sich geirrt haben, Mister Slaugther.«
    »Captain Slaugther«, korrigierte ihn Slaugther ruhig. »Oder einfach Slaugther, wie Sie wollen. Den Mister können Sie sich für komische Vögel wie Sie oder Ihre Freunde aufheben.« Er grinste böse. »Und was kann man da missverstehen?« Er schüttelte den Kopf, trat einen Schritt zurück und machte eine Bewegung mit dem Gewehrlauf, die den ganzen Platz einschloss. Am Ende dieses Dreiviertelkreises richtete sich die Mündung der Waffe wieder auf mich. So, wie die Mündung der großkalibrigen Waffe die ganze Zeit über auf mich gedeutet hatte. Was mich daran so nervös machte, war die Tatsache, dass die Winchester entsichert und durchgeladen war. Und dass Slaugthers Zeigefinger nervös am Abzug herumspielte.
    Immerhin hatte Slaugther mir erlaubt aufzustehen, nachdem seine Männer – es waren an die zwei Dutzend, wie ich schätzte – Ixmals Krieger vor den Felsen zusammengetrieben und entwaffnet hatten. Zwei von ihnen hatten Priscylla losgeschnitten und in mein

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