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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ordentlicher Professor an der Universität von -«
    »Postel was?«, unterbrach ihn Slaugther.
    »Postlethwaithe«, erklärte Lance ungeduldig. »Ich zeige Ihnen meine Papiere, warten Sie!«
    Slaugther winkte ab, als Lance unter seinen Rock greifen wollte. »Schon gut«, maulte er. »Ich glaube dir. Der Name muss echt sein. Und die Papiere interessieren mich nicht. Ebensowenig wie die der anderen. Ihr könnt sie dem Richter zeigen, in Fort Harris.«
    »Zum Teufel, was werfen Sie uns eigentlich vor?«, fragte ich wütend. Ich bekam allmählich wieder Luft und der grausame Schmerz in meinen Eingeweiden trug nicht unbedingt dazu bei, meine Laune zu heben. »Wir haben nichts getan, was verboten wäre!«
    »Nein?« Slaugther grinste. »Da habe ich aber einen anderen Eindruck, Mister Raven.«
    »Craven«, korrigierte ich ihn. »Raven ist aus einer anderen Serie.«
    »Ich sehe zwei Tote Rothäute«, fuhr Slaugther ungerührt fort. »Und als ich hierher kam, habe ich ein Mädchen gesehen, das ganz offensichtlich gegen seinen Willen angebunden war und von einer Horde Verrückter gerade zu Tode gefoltert werden sollte. Ich denke doch, dass das verboten ist.«
    »Verdammt nochmal, wir wollten Priscylla doch nichts antun!«, fuhr ich auf. »Dieses Mädchen ist meine Braut, sie Betonschädel! Ixmal und seine Männer wollten ihr helfen!«
    »Helfen?« Slaugther hatte offensichtlich alle Mühe, nicht lauthals loszulachen. »Wobei denn, wenn ich fragen darf?«
    »Sie ist … krank«, antwortete ich ausweichend. »Schwer krank.«
    »O ja, und Sie wollten gerade einen Zauberspruch aufsagen, um sie zu heilen, was?«, fragte Slaugther höhnisch.
    »So … ungefähr«, gestand ich. »Ich weiß, dass es sonderbar klingt, aber -«
    »Das tut es nicht«, unterbrach mich Slaugther. »Es klingt wie die bescheuertste Ausrede, die mir je untergekommen ist.«
    »Und trotzdem ist es die Wahrheit«, sagte Annie.
    Slaugther zog die linke Augenbraue hoch, setzte dazu an, etwas zu sagen, begann aber dann stattdessen zu grinsen. »Nun, wenn das so ist, warum fragen wir sie dann nicht einfach?«, sagte er.
    »Das hätte wenig Sinn«, sagte ich. »Sie ist … nicht bei sich. Ich glaube nicht, dass sie Ihnen antworten würde.«
    Slaugthers Augen wurden zu dünnen, misstrauisch zusammengepressten Schlitzen. »Lassen wir es auf einen Versuch ankommen«, schlug er vor. »Vielleicht entlastet sie Sie ja. Oder haben Sie Angst vor dem, was sie sagen könnte?« Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern stocherte mit dem Gewehrlauf in meine Richtung und machte gleichzeitig eine Handbewegung zum Zelt hin.
    Ich widersprach nicht mehr. Slaugthers plötzliche Zugänglichkeit täuschte mich keine Sekunde. Ich hätte mit Engelszungen reden und ihm alle Beweise der Welt vorlegen können – er hätte uns nicht geglaubt. Und dabei hatte ich das sichere Gefühl, dass das nicht nur an der vermeintlichen Opferung lag, deren Zeuge er geworden war. Slaugther und seine Männer waren sicher nicht zufällig hier aufgekreuzt. Ohne ein weiteres Wort folgten Annie, Bill und Lance und ich ihn zu dem Zelt, in das seine Leute Priscylla gebracht hatten.
    Priscylla lag auf meinem Bett, als wir eintraten. Ihre Augen waren noch immer offen, ihr Blick war noch immer leer und ihre Hände umklammerten noch immer das Buch, das sie mit aller Kraft an sich presste. Sie war nicht allein. Ein junger Mann im blauen Uniformrock der US-Kavallerie saß auf dem Rand ihrer Pritsche und ein zweiter Soldat stand, das Gewehr mit beiden Händen vor der Brust haltend, im Hintergrund und beäugte Bill und mich misstrauisch.
    »Nun, Pedersen?«, wandte sich Slaugther an den jungen Soldaten, der neben Pri saß. »Wie geht es ihr?«
    Pedersen zuckte hilflos mit den Achseln. Ich glaubte nicht, dass er Arzt war, obgleich er eine schwarze Tasche neben sich stehen und eine Art primitives Stethoskop in der Hand hatte. Aber auf seinen Zügen lag ein Ausdruck solcher Anteilnahme und solchen Kummers, wie ihn sich ein wirklicher Arzt kaum leisten konnte, wollte er nicht an seiner Arbeit verzweifeln. Sanitätsoffizier, schätzte ich. Und wenn Arzt, dann frisch von der Uni.
    »Körperlich scheint sie gesund zu sein«, antwortete Pedersen nach einem spürbaren Zögern. »Bis auf ein paar Kratzer – und eine vollkommene Erschöpfung. Aber sonst …«
    »Was sonst?«, schnappte Slaugther.
    »Sie antwortet nicht«, sagte Pedersen ausweichend. »Sie ist wach und reagiert, wenn man sie anfasst, aber sie …« Er brach ab,

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