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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blickte erst mich, dann Slaugther sehr unglücklich an und zuckte abermals mit den Achseln. »Sie muss einen furchtbaren Schock erlitten haben«, sagte er schließlich.
    »Das glaube ich auch.« Slaugther warf mir einen bösen Blick zu, beugte sich über Pedersens Schulter und runzelte demonstrativ die Stirn, als er auf das NECRONOMICON herabblickte. »Was soll der Unsinn?«, fauchte er. »Wieso nehmen Sie ihr dieses Ding nicht ab? Es muss einen Zentner wiegen!«
    »Ich habe es versucht«, sagte Pedersen schnell. »Aber sie wehrt sich. Sie beginnt zu schreien, wenn man es nur anfasst.«
    »Humbug!«, behauptete Slaugther. »Weg mit diesem blöden Ding! Die arme Kleine kriegt ja gar keine Luft mehr!« Und damit beugte er sich weiter vor und wollte das Buch mit beiden Händen fassen.
    Aber Priscylla war schneller. Sie schrie auf, schlug nach Slaugthers Händen und presste das Buch mit aller Macht an sich. Ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse der Angst.
    »Sie bringen sie um, wenn Sie ihr das Buch wegnehmen, Captain«, sagte Annie ernst. »Bitte glauben Sie mir.«
    Slaugther glaubte ihr ganz offensichtlich nicht. Aber er versuchte auch nicht noch einmal, Priscylla das Buch mit Gewalt zu entreißen, sondern tat etwas, von dem ich bisher nicht einmal angenommen hatte, dass er es konnte: Er lächelte. Fast wie ein richtiger Mensch.
    »Hören Sie, Miss«, sagte er. »Ich will Ihnen nichts tun. Ich will Ihnen auch das Buch nicht wegnehmen. Ich lege es nur neben Ihr Bett, damit Sie das Gewicht nicht so stört, okay? Direkt neben Sie. Niemand wird es anfassen, das schwöre ich.«
    Und tatsächlich nahm Priscylla ganz langsam die Hände herunter. Slaugther lachte triumphierend, griff nach dem NECRONOMICON und runzelte verblüfft die Stirn, als er spürte, wie schwer es war. »Also, ich lege es nur neben das Bett«, sagte er noch einmal. »Wir sind Ihre Freunde, Priscylla. Niemand will Ihnen Böses. Glauben Sie mir?«
    »Nein«, sagte Priscylla, hob blitzschnell die Hand, hielt Slaugthers Kinn damit fest und riss ihm mit der anderen das rechte Ohr ab.
     
    Die Nacht musste fast vorüber sein, aber am Horizont zeigte sich noch kein Licht. Auch der Mond war noch nicht untergegangen, ja, scheinbar nicht einmal weiter auf seiner Bahn gewandert und auch die Sterne hatten sich nicht merklich bewegt, wenngleich sich Balestrano in diesem Punkt nicht sicher war; er hatte sich niemals um Sternbilder und ihre Wanderung das Firmament entlang gekümmert. Aber die Nacht musste einfach vorüber sein, denn der Berg lag vor ihnen und das war etwas, was beinahe unmöglich war.
    Aber eben nur beinahe, dachte Balestrano müde. Irgendwann nach Mitternacht waren sie aufgebrochen und sie waren in sehr scharfem Tempo marschiert, wobei er als Schwächster zwar die Geschwindigkeit bestimmte, trotz seines Alters und der immer stärker werdenden Schmerzen in seinem gebrochenen Arm aber kräftig ausgeschritten war, denn die Angst gab ihm zusätzliche Kraft. Jetzt hatten sie den Berg erreicht. Nur noch wenige hundert Schritte und dann ein Aufstieg, der ihnen vermutlich auch noch das letzte bisschen Kraft rauben würde, aber zu schaffen war. Und dann das Tor. Die Rettung. Wenigstens für die anderen.
    Balestrano war vollkommen sicher, dass es der richtige Berg war, obgleich ihm der logische Teil seines Denkens sagte, dass das nicht möglich sei. Auf dem Weg zur Drachenburg hatten sie eine ganze Nacht und den guten Teil eines Tages gebraucht – und da waren sie ausgeruht und im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, jetzt waren sie alle erschöpft und die meisten von ihnen verletzt; und sie hatten kaum ein Drittel der Zeit gehabt. Und trotzdem: Selbst in der Nacht war die spitze Nadel aus Lava unverkennbar; ein Dorn, der den tief hängenden schwarzen Himmel aufzuspießen schien und im Dunkel der Nacht verschwamm, ehe er seinen Gipfel wirklich sehen konnte. Vielleicht, dachte Balestrano matt, war es Necrons Zauber gewesen, der den Weg hin zu seiner verfluchten Burg länger und Kräfte zehrender hatte werden lassen als zurück. Vielleicht war auch ein Wunder geschehen und Gott hatte beschlossen, wenn schon nicht ihn, dann wenigstens das Häufchen zu Tode erschöpfter Männer zu retten, das ihm folgte.
    Er vertrieb den Gedanken, raffte noch einmal alle Kraft zusammen und ging ein wenig schneller, um an die Spitze der kleinen Kolonne zu gelangen. Die Männer machten ihm respektvoll Platz, aber Balestrano bemerkte auch die ängstlichen Blicke, mit denen sie ihn

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