Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
einem höhnischen Grinsen. In schwarzen Knopfaugen flammte die Mordlust.
    »Nein!«, sagte Balestrano laut. Der Krieger sah ihn verwundert an, schwieg aber. »Nein!«, sagte Balestrano noch einmal. »Ich werde nicht kommen. Diesmal nicht, Brüder.«
    Der Mann neben ihm runzelte die Stirn. Balestrano atmete hörbar ein, drehte sich auf dem Absatz herum und machte eine Kopfbewegung in die Richtung, in die der Mann zuvor gedeutet hatte. »Bruder Simon soll das Lager erkunden«, sagte er bestimmt. »Aber vorsichtig. Wir folgen ihm. Wenn es keine …« Er brach ab, zögerte einen Moment und sprach mit deutlich veränderter Betonung weiter: »Wenn ihm die Menschen, die dort lagern, freundlich gesinnt erscheinen, werden wir zu ihnen gehen und uns ihnen anschließen.«
    Die Erleichterung auf den Zügen des Templers war nicht zu übersehen. Er nickte, fuhr auf der Stelle herum und verschwand in der Dunkelheit, um Balestranos Befehl auszurichten.
    Hoch über ihm, nur für Jean Balestrano hörbar, aber überdeutlich, erscholl ein enttäuschtes Fauchen. Wie das Zischen einer Schlange. Nur böser.
     
    Pedersen trat gebückt durch den Eingang, schloss die Plane sorgfältig wieder hinter sich und setzte sich auf die Kante von Priscyllas Liege. Er sah erschöpft aus und obwohl es draußen sehr kalt geworden war, klebte seine Uniformjacke an seinem Leib; er roch durchdringend nach Schweiß.
    »Alles in Ordnung«, sagte er matt. »Er hat sich ein bisschen beruhigt.«
    »Was heißt das, im Klartext?« fragte Cody.
    »Er schläft. Ich habe ihm etwas gegen seine Schmerzen gegeben. Möglicherweise war die Dosis ein wenig hoch.« Pedersen grinste, wurde aber sofort wieder ernst. »Morgen früh wird er mir dafür vermutlich die Zähne einschlagen, aber es war die einzige Möglichkeit. Ich habe einfach keine Lust, heute Abend noch ein paar Leute zu verarzten.« Er seufzte, fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht und musterte Bill und mich abwechselnd. »Wissen Sie eigentlich«, fuhr er nach einer Pause fort, diesmal an mich gewandt, »dass Sie jetzt genauso gut hängen könnten, Mister Craven?«
    »Und warum?«
    Pedersen grinste schief. »Slaugther ist ein sehr jähzorniger Mann. Er ist der Meinung, Sie hätten gewusst, dass das Mädchen gemeingefährlich ist. Ich fürchte, er denkt, Sie hätten ihn absichtlich so nahe an sie herankommen lassen, damit sie ihm die Augen auskratzt oder so etwas.«
    Ich zog es vor, überhaupt nicht darauf zu antworten, sondern ging – mit den trippelnden, kleinen Schritten, zu denen mich die Ketten zwangen, die sich um meine Fußknöchel schmiegten – auf ihn zu, ließ mich auf das andere Ende der Pritsche sinken und betrachtete abwechselnd ihn und Priscyllas im Schlaf entspanntes Gesicht. Nachdem sie Slaugther auf so dramatische Weise davon überzeugt hatte, dass er wirklich nicht mit ihr reden konnte, war sie fast sofort eingeschlafen. Ich wusste nicht, ob ich froh darüber sein sollte. Die Geschehnisse begannen sich allmählich zu einem beunruhigenden Ganzen zu formen. War es wirklich Zufall, dass Priscylla ausgerechnet jetzt das erste Mal wirklich ruhig schlief? Oder war nur irgendetwas in ihr zufrieden gestellt worden, etwas, das Blut haben wollte und es bekommen hatte?
    Ich vertrieb den Gedanken und wandte mich an Pedersen.
    »Sie mögen Slaugther nicht, wie?«
    Pedersen lächelte gequält; ungefähr auf die Art, als hätte ich ihn gefragt, ob er Zahnschmerzen möge.
    »Niemand mag Slaugther«, sagte er schließlich. »Er ist ein Schwein, Mister Craven. Aber ein verdammt guter Soldat.«
    Das überraschte mich nicht. Ich kannte Typen wie Slaugther zur Genüge. Man traf sie oft in Positionen dicht unter der Spitze der Machtpyramide. Sie mussten gut sein, weil sie sonst untergingen. Ein Mann, der keine Freunde hat, dafür aber ein herausragendes Talent darin, sich Feinde zu machen, musste in seinem Fach einfach gut sein, um zu überleben. Aber das beantwortete nicht die Frage, die mir und den anderen schon auf der Zunge brannte, seit Slaugther und seine Männer hier aufgetaucht waren.
    »Warum sind Sie hier, Pedersen?«, fragte ich. »Sie sind doch nicht durch Zufall ausgerechnet hier aufgekreuzt, oder?«
    Der junge Arzt – er war wirklich Doktor der Medizin, aber, wie ich vermutet hatte, gerade erst vor zwei Monaten von der Universität gekommen – sah mich einen Moment lang ernst an, als überlege er, ob er mir mit der Antwort auf meine Frage nun ein Staatsgeheimnis verriete oder nicht. Dann

Weitere Kostenlose Bücher