Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York
äußerst peinlich für Sie.« Er grinste schief. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass Sie der Erste sind, der in die ewigen Jagdgründe humpelt.«
»Dort draußen ist niemand von uns«, antwortete Cody an meiner Stelle. »Und wenn es so wäre, hätten Sie nichts von ihm zu befürchten.«
»Keiner von Ihren Freunden?«, vergewisserte sich Slaugther. Cody schüttelte den Kopf. »Ich rate Ihnen, die Wahrheit zu sagen«, fuhr Slaugther fort. »Es könnte -«
Ich sprang auf. »Zum Teufel, Captain«, unterbrach ich ihn. »Was müssen wir noch tun, um Ihnen zu beweisen, dass wir weder Verbrecher noch verrückt sind? Das Ganze ist ein einziges großes Missverständnis.«
»Ich weiß, ich weiß«, seufzte Slaugther. »Die Gefängnisfriedhöfe sind voll von Missverständnissen, Craven.«
Ich seufzte, schluckte die wütende Antwort, die mir auf der Zunge lag, herunter und widerstand im letzten Moment der Versuchung, dem bösen Spiel ein Ende zu bereiten und ihn schlichtweg zu hypnotisieren. Über kurz oder lang würde mir wohl keine andere Wahl mehr bleiben, als dies zu tun, aber noch schreckte ich vor dieser letzten Möglichkeit zurück. Ich habe es immer gehasst, einen Menschen seines freien Willens zu berauben. Es hat etwas Entwürdigendes.
Und davon ganz abgesehen war ich nicht einmal sicher, ob es mir gelingen würde, diesen Betonschädel geistig zu beeinflussen.
»Okay, Captain«, sagte ich. »Versuchen wir es noch einmal.« Ich deutete auf Priscylla. »Sie haben selbst erlebt, dass sie krank ist, oder? Ixmal und Si … und der andere Medizinmann haben versucht, ihr zu helfen. Auf eine Weise, die Ihnen vielleicht seltsam vorkommt, das gebe ich zu. Aber sie war niemals in Gefahr.«
»So«, machte Slaugther. Sein Blick wurde durchdringend. »Draußen liegen zwei tote Indianer, Mister Craven. Gehört das vielleicht zu ihrer Art von Hilfe?«
»Das war ein Unfall«, mischte sich Lance ein. »Ich kann es bezeugen.«
Slaugther sah ihn nicht einmal an. Stattdessen schüttelte er abermals den Kopf, sah mich mit einer Mischung aus Neugier und Zorn an und seufzte hörbar: »Wissen Sie, Mister Craven«, fuhr er fort, »das Ganze ist mir zu kompliziert. Ich bin hierher geschickt worden, weil es hier nicht mit rechten Dingen zugehen soll, und was ich finde, scheint diese Tatsache zu bestätigen. Sollen sich andere die Köpfe darüber zerbrechen. Ich für meinen Teil werde tun, was mir befohlen wurde, und Sie und diese ganze Bande sicher nach Fort Harris bringen.«
»Zum Teufel mit ihrem Fort Harris!«, fauchte Cody. »Wir müssen auf dem schnellsten Wege nach New York. Und das Mädchen da muss zu einem Arzt.«
»Pedersen kümmert sich um sie«, sagte Slaugther lächelnd. »Er ist zwar noch ein bisschen jung und redet vielleicht ein wenig zu viel -« Bei diesen Worten sah er Pedersen durchdringend an, und der junge Doktor schrumpfte ein weiteres Stück in sich zusammen, »- aber er ist ein verdammt guter Arzt, glauben Sie mir. Und jetzt kein Wort mehr.«
Cody schnaubte. In seinen Augen blitzte es kampflustig auf. Er trat einen Schritt auf Slaugther zu. Und wahrscheinlich wäre es jetzt wirklich zum Streit zwischen den beiden ungleichen Männern gekommen, wäre nicht in diesem Moment die Zeltplane ein weiteres Mal zurückgeschlagen worden. Ein hektisch gerötetes Gesicht unter einem blauen Käppi lugte herein, und Slaugther drehte sich mit einem unheilschwangeren Stirnrunzeln herum.
»Was ist los?«, fauchte er. »Ich hatte Befehl gegeben, mich nicht zu stören.«
»Ver … zeihung, Sir«, stotterte der Soldat. »Aber Harris und Stone sind zurück. Sie haben einen Mann aufgegriffen, der vor dem Lager herumschlich.« Er lächelte verunglückt. »Sie … sollten ihn sich ansehen«, fügte er hinzu.
Slaugthers Stirnrunzeln vertiefte sich. Aber er sagte kein Wort mehr, sondern fuhr mit einer zackigen Bewegung auf dem Absatz herum, scheuchte den Mann beiseite und trat aus dem Zelt. Neugierig folgt ich ihm und blieb erst stehen, als sich der Gewehrlauf des Soldaten in meinen Magen bohrte. Aber zumindest scheuchte er mich nicht ins Zelt zurück, sodass ich mitansehen konnte, was draußen geschah.
Die beiden Soldaten, von denen der Mann gesprochen hatte, waren dicht vor dem Feuer stehengeblieben, wie um Sorge zu tragen, dass sie auch ja gut beleuchtet wurden. Zwischen ihnen stand eine gebeugte, heruntergekommene Gestalt.
Und als ich sie sah, wusste ich auch, was der ungläubige Ton in der Stimme des Soldaten zu bedeuten
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