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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte.
    Der Mann war etwas kleiner als ich, aber wesentlich breitschultriger. Unter dem zerrissenen Kettengewebe seiner seltsamen Kopfbedeckung quoll lockiges schwarzes Haar hervor, und sein Gesicht war gezeichnet von einer Anstrengung, die ihn bis an die Grenzen seiner Kräfte erschöpft haben musste. An seiner Seite hing ein gut meterlanges, beidseitig geschliffenes Schwert. An seinem linken Arm prangte ein dreieckiger Schild, weiß und schartig und mit einem gleichschenkligen roten Kreuz mit gespaltenen Enden bemalt. Das gleiche Symbol wiederholte sich auf der Brust seines zerfetzten weißen Rockes, unter dem das Silber eines Kettenhemdes blitzte.
    Vor uns stand ein Tempelritter.
    Captain Slaugther schien von dem unglaublichen Anblick noch um einiges mehr überrascht zu sein als ich, denn er blieb eine volle Minute wie vom Donner gerührt stehen und starrte den Templer an. Dann trat er, noch immer stockend und sichtlich um seine Fassung kämpfend, auf den Mann zu und blieb abermals stehen. Er versuchte sogar zu salutieren, aber das Ergebnis seiner Bemühungen war einigermaßen kläglich.
    »Guten … Abend«, stammelte er. »Ich bin … Captain Slaugther von der elften US-Kavallerie. Und … mit wem habe ich … das äh … Vergnügen?«
    Der Templer sah auf. Sein Blick war leer und ich sah, dass er vor Erschöpfung schwankte. Aber seine Stimme war überraschend klar, als er antwortete: »Ich bin Bruder Simon«, sagte er. »Und ich danke Gott dafür, dass wir Sie und Ihre Leute gefunden haben, Captain. Wir sind in großer Gefahr. Die Schergen des Teufels sind auf unserer Spur.«
    Captain Slaugther machte: »Oh?«, – was mir in Anbetracht der Situation ein äußerst geistreicher Kommentar zu sein schien – und trat einen weiteren Schritt auf Bruder Simon zu.
    Genauer gesagt – er wollte es.
    Denn in diesem Moment hob der Tempelritter den Blick, sah zu mir hinüber – und erkannte mich.
    Seine Augen weiteten sich. Für den tausendsten Teil einer Sekunde blitzte Unglauben in seinem Blick auf. Dann überschlug sich alles.
    Der Templer bewegte sich mit einem Male so schnell, dass das Auge seinen Bewegungen kaum mehr zu folgen vermochte. Mit einem einzigen, unglaublich raschen Ruck riss er sich aus dem Griff der beiden Soldaten zu seinen Seiten los, stieß Slaugther zu Boden und zog einen Dolch aus dem Gürtel.
    Er warf die Waffe mit aller Kraft.
    Der Dolch schien sich in einen silbernen Blitz zu verwandeln. Ich sah ihn heranfliegen und ich wusste, dass der Wurf mir galt und die Waffe mich töten würde, aber meine Reaktion kam zu spät; meine Bewegungen erschienen mir lächerlich langsam im Vergleich mit dem heranrasenden Dolch.
    Das Messer verfehlte mich.
    Aber es traf Pedersen, der hinter mich getreten war, und tötete ihn auf der Stelle.
     
    Er hatte die Schüsse gehört: zuerst einen, dann einen zweiten, dann eine ganze Salve peitschender Gewehrschüsse, die so schnell aufeinander erfolgten, dass sie fast wie eine einzige, nicht endende Explosion klangen. Und er wusste ganz genau, was sie bedeuteten. Trotzdem fuhr er wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als er die Schritte hörte und die Stimme, die mit einer Mischung aus Verzweiflung und Zorn schrie, dass sie Bruder Simon getötet hatten.
    Balestrano wandte sich mit einem Ruck um, schlug die Hand vor die Augen und presste die Zähne so fest zusammen, dass kleine feurige Pfeile durch seinen Kiefer schossen. Aber es half nichts. Der körperliche Schmerz vermochte den anderen, tiefer gehenden nicht zu vertreiben.
    Wieder einer, dachte er verzweifelt. Sollte er denn gar keine Chance haben? War denn alles, was er tat, falsch?
    Herr im Himmel!, schrie er in Gedanken. Wenn du meine Stimme noch hörst, dann hilf ihnen!
    Aber alles, was er zur Antwort bekam, war ein lautloses meckerndes Lachen in seinen Gedanken und es kam ganz und gar nicht aus dem Himmel.
    Hinter ihm ertönten Schritte und als er sich herumdrehte, sah er einen Krieger auf sich zulaufen, taumelnd und so schwach vor Erschöpfung, dass er drei Schritte vor ihm auf die Knie fiel und sekundenlang würgend nach Luft rang, ehe er überhaupt sprechen konnte.
    »Tot«, stammelte er. »Sie … sie haben ihn … erschossen, Bruder. Sie haben … Simon ermordet.«
    »Was ist geschehen, Bruder?«, fragte Balestrano mit erzwungener Ruhe. »Sprich.«
    Der Templer keuchte, versuchte sich hochzustemmen und sank wieder in den Sand zurück, als seine Beine unter seinem Gewicht nachgaben. Die Adern an seinem Hals

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