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Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York

Titel: Hexer-Edition 15: Der Koloss von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ich schrie abermals gellend auf, taumelte nach hinten, ließ Priscylla und das Buch fallen – und erwachte. Es dauerte einen Moment, bis ich in die Wirklichkeit zurückfand. Ich war mir des Umstandes, dass ich geträumt hatte, vollends bewusst, aber es war ein Traum von der unangenehmen, hartnäckigen Sorte gewesen, der einen noch ein gutes Stück ins Wachsein verfolgt und einfach nicht kapiert, dass er dort nichts verloren hat. Ich brauchte einige Augenblicke, mich vollends von ihm zu lösen; umso mehr, als es dort, wo ich mich wiederfand, nicht sehr viel weniger heiß war als in der Albtraumwelt meines Traumes und mein Durst kaum weniger groß.
    Ich versuchte zu sprechen, aber meine Kehle war wie ausgedörrt und ich brachte nur ein mühsames Krächzen zustande. Aber irgendwer in meiner Nähe reagierte darauf und wenige Augenblicke später wurde mein Kopf sanft angehoben und eine Schale mit kühlem Wasser berührte meine Lippen. Ich leerte sie bis zur Neige, mit so tiefen, gierigen Schlucken, dass mir fast sofort übel wurde und ich all meine Kraft zusammennehmen musste, um mich nicht zu übergeben und die kostbare Flüssigkeit gleich wieder zu erbrechen.
    »Immer mit der Ruhe, Robert«, sagte eine Stimme irgendwo hinter mir. »Es ist genug Wasser da. Du bist außer Gefahr.«
    Ich kannte diese Stimme, aber ich wusste nicht, woher. Ein Gesicht erschien vor mir, als ich aufsah, schmal, kräftig, mit sehr markanten Zügen, eingerahmt von schulterlangem lockigem Haar; und etwas sagte mir, dass ich auch dieses Gesicht sehr gut kennen musste. Aber irgendetwas stimmte nicht mit meinen Erinnerungen. Hinter meiner Stirn führten die Gedanken einen irren Veitstanz auf: Bilder, Namen, Erinnerungen und Fetzen von Gesprächen wirbelten wie verrückt durcheinander, gemischt mit Szenen aus dem Albtraum, dem ich gerade entkommen war. Und immer wieder glaubte ich Shannons Gesicht zu erkennen, starr und tot und mit weit geöffneten Augen, die absurderweise noch zu leben schienen, denn es war ein Vorwurf darin, der …
    Stöhnend schloss ich die Augen, ließ mich wieder zurücksinken und versuchte mich mit Gewalt zur Ruhe zu zwingen – natürlich erreichte ich so ungefähr das Gegenteil damit. Mein Herz begann vollkommen unmotiviert zu rasen, als hätte ich einen Fünfzig-Meilen-Dauerlauf hinter mir, und plötzlich war mir heiß und kalt zugleich. Nur ganz langsam beruhigte sich mein rasender Puls.
    Als ich die Augen – nach einer Ewigkeit, wie es mir schien – wieder öffnete, war Bill Codys Gesicht noch immer über mir und diesmal erinnerte ich mich auch an seinen Namen.
    Woran ich mich nicht erinnerte, war, wie ich hierher gekommen war – wo immer dieses hier auch sein mochte.
    Ich lag auf einer schmalen Pritsche und das durchscheinende Weiß über meinem Kopf war zweifellos die Segeltuchbahn eines Zeltes. Aber die letzte halbwegs klare Erinnerung, die ich hatte, war die gigantische Höhle unter Necrons Drachenburg, in der – aber halt, das stimmte nicht. Da war der Traum – und je länger ich darüber nachdachte, desto weniger sicher war ich, dass es wirklich nur ein Traum gewesen war. Ich war eine Nacht und einen Teil des darauf folgenden Tages durch die Wüste getaumelt, Priscylla und dieses verfluchte Buch auf den Armen tragend und begleitet von Sitting Bull und Necron, der …
    Meine Gedanken begannen sich schon wieder zu verwirren. Ich schloss erneut die Augen, presste die Lider so fest aufeinander, dass bunte Kreise vor meinen Augen erschienen, und atmete gezwungen tief ein.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Bill, als ich die Augen wieder öffnete.
    Natürlich war ganz und gar nichts in Ordnung. Aber ich nickte trotzdem, versuchte so etwas wie ein Lächeln auf meine Züge zu zwingen und setzte mich vorsichtig auf. Hätte mich Bill nicht blitzschnell festgehalten, wäre ich kopfüber von der Liege gestürzt, denn in meinem Kopf begann sich sofort wieder alles zu drehen.
    »Nicht übertreiben«, warnte Bill. »Du bist noch ein bisschen wackelig auf den Beinen – vorsichtig ausgedrückt.«
    Ich schob seine Hand beiseite, setzte mich – weitaus vorsichtiger als beim ersten Mal – auf und blickte mich um. Ich befand mich tatsächlich in einem Zelt – einem sehr kleinen Zelt, das gerade Platz genug für die schmale Pritsche und eine herumgedrehte Kiste bot, auf der sich allerlei Gerümpel drängte. Dem grellen Licht nach zu schließen, das durch die dünnen Zeltbahnen und den nur halb geschlossenen Eingang fiel, musste es

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