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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und Gleichgültigkeit entging dem scharfäugigen Sherlock Holmes nicht, dass ich für Sekunden die Beherrschung verloren hatte. Aber er deutete sie falsch, denn als er mich anblickte, hielt er sich demonstrativ die Nase zu. Er glaubte wohl, dass mich der Gestank als solcher aus der Fassung gebracht hatte.
    Wir waren nicht die Einzigen, die sich eingefunden hatten; mehrere andere Männer waren bereits zur Stelle, darunter auch ein Gesicht, das ich bereits kannte: Jack Stapleton. Leicht verwundert nahm ich zur Kenntnis, dass allerdings kein Polizist anwesend war.
    Dass ich mich in diesem Punkt irrte, erfuhr ich wenig später. Bei dem Toten selbst handelte es sich nämlich um den örtlichen Constable, einen Mann namens Vincent Calhoun.
    Ein älterer Herr, den ich später als Dr. Mortimer kennen lernte, hatte die Leiche bereits untersucht. Er war zu derselben Diagnose gelangt wie schon bei dem Schafzüchter, von dessen Tod vor ein paar Tagen ich gestern Abend erfahren hatte: In Calhouns Körper fand sich kein einziger Tropfen Blut mehr.
    Mein schwelender Verdacht, dass hier mächtigere Kräfte wirkten als die eines Fluches, verstärkte sich. Der Gestank nach Protoplasma konnte für mich nur einen Schluss zulassen: Shoggoten. Die schrecklichen Kreaturen der GROSSEN ALTEN!
    Holmes und Dr. Watson sahen sich den Toten ebenfalls aus nächster Nähe an. Und Holmes fand etwas heraus, was lückenlos in das Bild passte, das ich mir bereits zurechtgelegt hatte: Schürfwunden und tiefe, dunkelblau angelaufene Druckstellen kündeten davon, dass das Opfer mit unmenschlicher Kraft gepackt und weit durch die Luft geschleudert worden war.
    »Der Höllenhund war es«, sagte jemand. »Kein anderer als der verfluchte Höllenhund!«
    Mehrere hasserfüllte Blicke von Seiten den Einheimischen trafen Henry Baskerville. Sie machten ihn, direkt oder indirekt, für die Bluttaten verantwortlich.
    Jack Stapleton trat auf den Schlossherrn zu. »Sie sollten lieber gehen, Sir Henry«, sagte er leise. »Die Leute von Grimpen sind ein bisschen engstirnig … und unberechenbar. Sie sind mir als Nachbar ans Herz gewachsen. Es würde mir sehr Leid tun, wenn Ihnen etwas zustieße.«
    Er war die Freundlichkeit in Person und seine Anteilnahme klang wirklich echt. Ich aber spürte mit meinen feinen, magischen Sinnen nur zu deutlich, dass seine vorgebliche Besorgnis nicht mehr war als eine Schmierenkomödie. Innerlich jubilierte und triumphierte Stapleton wie ein altrömischer Imperator nach gewonnener Schlacht.
     
    Sherlock Holmes hatte sich von Sir Henry einen Zweispänner zur Verfügung stellen lassen und lud mich zu einer kleinen Ausfahrt ein. Ich sollte ihm die Stelle zeigen, von der aus ich in der vergangenen Nacht den Höllenhund gesehen hatte.
    »Sie verlangen viel, Mr. Holmes«, wandte ich ein. »Es war stockdunkel und …«
    »Versuchen wir es«, drängte er und wies mit einer einladenden, doch sehr nachdrücklichen Geste auf den Zweispänner.
    Wir verließen Baskerville Hall, rollten den gepflegten Zufahrtsweg entlang und bogen auf die Überlandstraße ein, die nach Grimpen und dann weiter nach Coombe Tracey führte. Nachdem wir etwa eine Meile hinter uns gebracht hatten, ließ ich ihn anhalten.
    »Hier?«, fragte er.
    »Ich glaube schon, ja«, bestätigte ich. »Nachts sieht zwar alles anders aus, aber …«
    »Welchen Blickwinkel hatten Sie?«
    Ich erinnerte mich deutlich, dass der Höllenhund von oben auf mich herab geblickt hatte, also auf einem Hügel oder einem Felsvorsprung gestanden haben musste. Und da kam nur eine Landschaftskonfiguration in Frage: ein kleines Plateau, keine zweihundert Meter von der Straße entfernt. Die Bestie war mir also näher gewesen, als ich gedacht hatte.
    Sherlock Holmes nickte befriedigt als ich ihn mit meiner Rekonstruktion der vergangenen Nacht vertraut machte. Er lenkte das Gespann an den Straßenrand, stieg vom Kutschbock und machte die Zügel der Pferde an einem Baum fest.
    »Sie wollen auf das Plateau klettern?«, fragte ich.
    »Genau das habe ich vor«, bestätigte er. »Kommen Sie mit?«
    Ich hatte zwar wieder einmal das bösartig drängende Verlangen, auf dem schnellsten Weg zu Sir Henry zurückzukehren, setzte mich jedoch mit aller geistiger Kraft gegen den unheimlichen Zwang in meinem Inneren zur Wehr.
    »Ich komme mit.«
    Ein paar Minuten später standen wir genau unterhalb des Plateaus. Eine steil aufragende Felswand ließ den direkten Aufstieg nicht ratsam erscheinen, aber es war möglich, der

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