Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Ich kam mir wie ein grüner Schuljunge neben ihm vor.
    Holmes nahm meine Bemerkung nicht als Spott. »Ganz recht, Mr. Craven«, sagte er nur.
    »Nun, wenn alles so logisch für Sie ist, Mr. Holmes, dann sagen Sie mir doch, warum ich an der Fassade hochgeklettert bin. Oder noch besser: Warum bin ich überhaupt hier?«
    Bedauernd zuckte Sherlock Holmes die Achseln. »Ich stütze mich auf Beobachtungen und logische Überlegungen. Ihre Fassadenkletterei entbehrt jeder Logik und ist deshalb nicht nachvollziehbar. Und was Ihr Herkommen angeht – nun, dazu müsste ich zunächst einmal wissen, in welcher Beziehung Sie zu Sir Henry und den übrigen Bewohnern von Baskerville Hall stehen.«
    »Haben Sie mit Sir Henry nicht über mich gesprochen?«
    »Gewiss. Aber er kennt Sie nicht. Weder mit Ihrem Namen noch mit Ihrer Personenbeschreibung konnte er etwas anfangen.«
    Dass sich Henry Baskerville nicht an mich erinnern konnte, wunderte mich eigentlich nicht. Wer merkt sich schon Namen und Gesicht eines Mannes, dem er nur einmal in einem Restaurant kurz begegnet ist?
    »Nun, Mr. Craven? In welcher Beziehung stehen Sie zu Sir Henry?«
    Ich seufzte. »Wenn ich das nur wüsste.«
    Holmes sagte nichts, wartete wohl darauf, dass ich weitersprach. Ich überlegte. Sollte ich mich dem Detektiv nicht einfach anvertrauen? Er war ein ungemein scharfsinniger Mann. Vielleicht fand er eine Erklärung dafür, warum ich Sir Henry nachstieg wie der Hahn der Henne.
    Und so schenkte ich ihm reinen Wein ein. Ich sagte ihm alles, was den Schlossherrn und mich anging, angefangen bei dem mysteriösen Zwang, das Restaurant Harvey’s zu betreten, bis hin zu meiner Kletterpartie.
    »Verrückt, nicht wahr?«, kam ich zum Schluss. »Und Sie glauben mir kein einziges Wort, oder?«
    »Ich glaube Ihnen jedes Wort«, erwiderte Holmes. »Niemand denkt sich eine so … unglaubwürdige Geschichte einfach aus und erzählt sie derart überzeugend, wie Sie das gerade getan haben.«
    »Und, sehen Sie eine Chance …«
    »Durchaus. Auch der Wahnsinn hat bekanntlich Methode. Er folgt seiner eigenen Logik, die allerdings mit anderen als den normalen Maßstäben ergründet werden muss.«
    »Mit welchen?«
    »Das müssen wir herausfinden, Mr. Craven. Empfinden Sie gegenwärtig noch immer diese … gewisse Unruhe, da sich Sir Henry nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe befindet?«
    Ich horchte in mich hinein und stellte zu meiner Überraschung fest, dass besagte Unruhe verschwunden war. Der rätselhafte Drang in mir schien vollkommen damit zufrieden zu sein, dass ich hier in Sir Henrys Bibliothek stand.
    »Interessant«, meinte Holmes, als ich auf seine Frage antwortete. »Aber als Sie vorhin vor dem Haus standen …«
    »… fühlte ich mich unruhig, ja!«
    »Dann könnte unter Umständen dieser Raum das eigentliche Objekt Ihrer Begierde sein«, folgerte Holmes. »Die Person Sir Henrys wäre sozusagen lediglich eine Art von … Leitobjekt gewesen.« Er sah mich an. »Was fasziniert Sie hier ganz besonders, Mr. Craven – die Bücher?«
    »Bücher faszinieren mich immer«, murmelte ich. Gleichzeitig ging mein Blick zu den langen Bücherreihen hinüber, die zwei Wände der Bibliothek einnahmen. Wie ich vielen Einbänden ansehen konnte, befanden sich darunter zahlreiche antike Kostbarkeiten, vielleicht sogar – was ich allerdings für wenig wahrscheinlich hielt – ein NECRONOMICON, ein Nachdruck der Chtonischen Schriften des römischen Heidenpriesters Lucius oder eins der seltenen Exemplare von Junzt’s Unaussprechlichen Kulten. Am liebsten wäre ich gleich zu den Folianten hinübergegangen und hätte in ihnen herumgestöbert. Aber Holmes hatte anderes mit mir vor.
    »Machen wir die Probe aufs Exempel«, sagte er. »Mr. Craven, verlassen Sie bitte den Raum und gehen die Treppe bis zur Halle hinunter.«
    Ich schickte mich an seiner Weisung zu folgen, blieb jedoch an der Tür wieder stehen.
    »Und wenn ich Sir Henry nun begegne? Wenn er mich sieht, wird er sich gewiss an den Vorfall im Harvey’s erinnern und mir mit Wutgebrüll an die Kehle fahren.«
    »Keine Sorge«, winkte Holmes ab. »Ich habe ihn unter einem Vorwand in eines der Turmzimmer geschickt und dort wird er noch eine Weile bleiben.«
    »Warum?«
    Holmes lächelte auf seine unnachahmliche Art und Weise. »Können Sie sich das nicht denken, Mr. Craven? Ich wollte zuerst mit Ihnen sprechen – ohne seine Gegenwart.«
    »Aha.«
    Wenn er es sagte, würde es wohl stimmen. Ich verließ die Bibliothek also, ging einen

Weitere Kostenlose Bücher