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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Aufstieg. Selbst ein schlechterer Kletterer, als ich es war, wäre kaum an diesem Vorhaben gescheitert. Die geborstene Fassade bildete fast eine Treppe und brachte mich nicht ein einziges Mal in Gefahr. Ich hätte ohne weiteres bis zu den Dachluken weiterklettern können, aber mein Ziel war natürlich eines der beiden erleuchteten Fenster.
    Als ich mich etwa noch einen guten Yard unterhalb des Fensters befand, wurde dieses geöffnet. Ich verharrte bewegungslos und drückte mich dicht an das Mauerwerk. Ein Schatten tauchte über mir auf.
    »Kommen Sie doch herein, Mr. Craven«, sagte eine wohl bekannte Stimme. Sherlock Holmes beugte sich zu mir herab und reichte mir einladend die Hand.
     
    Eine ganze Weile war vergangen und John Barrymore stand noch immer am Fenster und blickte auf das nächtliche Moor hinaus. Er hatte die Zeit zwischen Hoffen und Bangen verbracht, wobei er sich nie ganz klar darüber geworden war, welcher der beiden widerstrebenden Empfindungen er den Vorzug geben sollte.
    Das unheimliche Tier war längst verschwunden und nicht wieder aufgetaucht – der Höllenhund, jene fluchbeladene Bestie, an die sich all seine Hoffnungen und Befürchtungen knüpften.
    Barrymore wartete so geduldig, wie er es in den letzten Tagen und Nächten schon so oft getan hatte. Er wartete, bis hinter den Baumwipfeln das flackernde Licht aufleuchtete, und als er es endlich sah, wusste er, für welche Empfindung er sich tief in seinem Herzen entschieden hatte: für die Hoffnung, die soeben grausam enttäuscht worden war.
    Augenblicke später verließ er das Zimmer, seiner Bestimmung weiter zu folgen; seiner Pflicht, die er mehr hasste als alles andere.
     
    Als ich durch das Fenster kletterte, spürte ich, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Ich kam mit wie ein erbärmlicher kleiner Einbrecher vor, den man auf frischer Tat ertappt hatte.
    Hastig blickte ich mich um. Ich befand mich in einer geräumigen Bibliothek, in der sich neben Holmes jedoch nur noch Dr. Watson aufhielt; hatte ich auch Henry Baskerville hier vermutet, so sah ich mich nun getäuscht. Nicht, dass es mir etwas ausgemacht hätte. Die Abwesenheit des Schlossherrn verlieh mir ein gewisses Gefühl der Erleichterung.
    Holmes betrachtete mich leicht spöttisch, aber nicht unfreundlich, während sein Freund eher verständnislos dreinblickte. Erst jetzt begann ich mich zu fragen, wieso Holmes eigentlich auf mich aufmerksam geworden war. Ich hielt es für ausgeschlossen, dass er mich gesehen hatte.
    »Nein, gesehen habe ich Sie nicht«, bestätigte er mir, als ich ihn daraufhin ansprach. »Aber ich habe Sie gehört. Es gibt gewiss bessere Fassadenkletterer als Sie, zumindest aber solche, die mehr Wert auf Geräuschlosigkeit legen.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe. »Und wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, dass ausgerechnet ich …«
    Holmes deutete auf meinen Stockdegen, den ich, um beim Klettern die Hände frei zu haben, unter meinen Gürtel gesteckt hatte.
    »Während des Aufstiegs haben Sie Ihren hübschen Degen ständig an der Wand entlangschleifen lassen«, erklärte Holmes. »Und da ich ohnehin wusste, dass Sie hierher kommen würden …«
    »Woher, zum Teufel? Ich habe Ihnen im Zug kein Sterbenswörtchen davon erzählt.«
    »Aber Sie haben sich beim Bahnhofsvorsteher von Coombe Tracey nach Baskerville Hall erkundigt.«
    »Das haben Sie gehört? Sie waren doch schon ein ganzes Stück voraus, als ich mit dem Mann sprach.«
    Sherlock Holmes lächelte. »Wie Sie eben feststellen konnten, verfüge ich über ein ganz ausgezeichnetes Hörvermögen. Ist Ihnen sonst noch etwas unklar, Mr. Craven?«
    »Ja«, sagte ich wütend, obwohl nach Lage der Dinge dazu nun wirklich kein Anlass bestand. »Was haben Sie jetzt mit mir vor – mich bei Sir Henry und gegebenenfalls auch bei der Polizei als Einbrecher anzuschwärzen?«
    »Oh, ich halte Sie nicht für einen Einbrecher.«
    »Wieso nicht? Schließlich bin ich durch ein Fenster …«
    »Durch ein beleuchtetes Fenster! Einbrecher ziehen üblicherweise unbeleuchtete Fenster vor.«
    »Nun, dann bin ich vielleicht ein Mörder …«
    »Auch Mörder bevorzugen die Dunkelheit. Und sie machen sich nur in den seltensten Fällen die Mühe, eine steile Hauswand emporzuklettern, wenn sie ihr Ziel ebenso gut zu ebener Erde erreichen könnten.«
    »Elementar einfach – pure Logik!«, spottete ich. Ich konnte einfach nicht anders – dieser Mann brachte mich zur Weißglut. Zum Teufel, hatte er denn die Intelligenz gepachtet?

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