Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
starke Hand glitt blitzschnell in seinen Nacken.
    Lordoberrichter Darenders letzter Gedanke war, was für ein absurdes Gefühl es doch war, sich plötzlich selbst ins Gesicht zu sehen.
    Dann dachte er gar nichts mehr.
     
    »Er ist tot, Gray.« Meine Stimme zitterte. Ein kaltes, ungläubiges Entsetzen hatte sich meiner bemächtigt, ein Schrecken von solchem Ausmaß, dass ich im Moment noch gar nicht richtig begriff. Fassungslos starrte ich auf Prox herunter, der mit weit aufgerissenem Mund und vor Entsetzen verzerrtem Gesicht dalag, halb gegen die Wand gelehnt und die Hände noch immer um den Hals gekrampft. »Mein Gott, der Mann ist tot!«
    »Aber das ist doch nicht möglich«, flüsterte Gray. »Ich habe doch nur … ich … ich meine … ich wollte doch nicht …«
    »Es war ein Unfall«, sagte ich.
    »Den mir niemand glauben wird«, fügte Gray düster hinzu. Trotz der schlechten Beleuchtung konnte ich erkennen, wie blass er geworden war.
    »Natürlich wird man Ihnen glauben«, antwortete ich unwillig. »Sehen Sie sich Prox doch an – ein Kerl wie ein Baum, gegen Sie! Niemand wird im Ernst annehmen, Sie könnten einen solchen Koloss absichtlich umbringen!«
    »Du redest Unsinn, Junge, und du weißt es«, sagte Gray ruhig. »Außerdem …« Er zögerte, sah mich einen Herzschlag lang an und blickte dann wieder auf den Toten herab. »Außerdem fürchte ich, dass etwas ganz anderes geschieht«, fuhr er fort. »Du hast Recht – niemand wird glauben, dass ich Prox angegriffen hätte. Sie werden denken, dass du es warst.«
    Seine Worte trafen mich wie eine Ohrfeige, aber ich begriff im gleichen Moment, dass er Recht hatte. Selbst, wenn er zugeben würde, was geschehen war – Cohen würde ihn mitleidig anblicken und dann mit dem Finger auf mich deuten.
    »Ein Grund mehr für dich, zu verschwinden«, fuhr Gray fort. »Jetzt hast du keine Wahl mehr. Komm.«
    Unverzüglich wollte er sich herumdrehen und aus der Zelle stürmen, aber ich hielt ihn am Arm zurück. »Und Sie?«, fragte ich.
    Gray lächelte schwach. »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich lasse dir Bescheid geben, wenn sich alles aufgeklärt hat. Wenn es dich beruhigt, kannst du mir ja einen Kinnhaken verpassen, damit ich aus dem Schneider bin.«
    »Das wird Ihnen auch nichts mehr nutzen, Doktor Gray«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Gray und ich fuhren gleichzeitig herum – und blickten in das Gesicht eines sehr blassen Tailworthern, der wie aus dem Boden gewachsen hinter uns erschienen war. Seine Lippen bebten vor Wut.
    »Diesmal sind Sie geliefert, Craven«, sagte er. »Auch Ihr Rechtsverdreher wird Ihnen nicht mehr helfen!«
    Ich reagierte rein instinktiv – ohne zu überlegen, ob das, was ich tat, nun richtig oder falsch war.
    »Das Ganze ist ein schrecklicher Irrtum, Tailworthern«, sagte ich – und legte alles, was von meinen hypnotischen Fähigkeiten übriggeblieben war, in diesen einen Satz hinein.
    »Ich bin unschuldig! Verstehen Sie. Ich weiß nicht, weshalb man mich hierher gebracht hat! Prox ist gestolpert und hat sich zu Tode gestürzt. Sie haben es doch gesehen!«
    »Sie sind unschuldig und wissen nicht, warum Sie hier sind«, wiederholte Tailworthern mit ausdrucksloser Miene. »Es war ein schrecklicher Unfall. Ich habe es selbst gesehen.« Schweiß perlte in feinen, glitzernden Tröpfchen von seiner Stirn. Ich spürte, wie sich irgendetwas in ihm mit aller Macht gegen meinen geistigen Würgegriff wehrte.
    Aber er war nicht stark genug.
    »Sie wissen ebenfalls, dass ich unschuldig bin, und bedauern, dass ich hier festgehalten werde«, setzte ich mein Spiel fort. Tailworthern nickte abgehackt.
    »Sie müssen mich freilassen«, sagte ich eindringlich. »Und dann müssen Sie das Protokoll aufnehmen und diesen schrecklichen Unfall hier erklären.«
    »Ich muss Sie freilassen«, sagte er mit tonloser Stimme, grinste dümmlich und drehte sich herum, um mit steifen Schritten aus dem Raum zu gehen. Gray und ich folgten ihm sofort, obwohl meine Beine zu zittern begannen und ich mich mit den Händen an der Wand abstützen musste, um nicht vollends die Balance zu verlieren.
    Über das, was ich nach meiner Freilassung anfangen wollte, machte ich mir noch keine Gedanken. Auch nicht darüber, dass mir eine Stunde später die gesamte Polizei des Empire auf den Fersen sein würde.
     
    Zu Cohens Verwunderung trug der Richter noch immer seine Robe, als er aus dem Zimmer zurückkehrte. Er winkte energisch einen Gerichtsdiener zu sich und trug ihm auf, dafür zu

Weitere Kostenlose Bücher