Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!
wieder in den Händen hielt, machte dieser die ruckhafte Bewegung mit.
Und prallte mit voller Wucht gegen Prox’ Adamsapfel.
Der Polizeibeamte stieß einen würgenden Laut aus, ließ Gray los und schlug stattdessen beide Hände gegen den Hals. Er taumelte zurück, prallte gegen die Wand und sackte ganz langsam in die Knie. Sein Mund war weit aufgerissen.
Er starb, noch ehe ich bei ihm war.
Lordoberrichter James Darender wischte sich mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und verfluchte zum x-ten Mal den Architekten, der den Schwurgerichtssaal im Old Bailey geplant hatte. Im Winter wurde es hier so kalt, dass kein Ofen den Saal heizen konnte. Dafür schwitzte man sich im Sommer schier zu Tode. Außerdem war die Luft zum Schneiden dick und der Fall, der jetzt kurz vor dem Ende angelangt war, so langweilig wie schon lange keiner mehr. Nun gut, letzteres war nicht unbedingt Schuld des Architekten – aber es hob seine Laune auch nicht gerade.
Darender war froh, als ihm der Gerichtsdiener die Mappe mit dem Urteilsspruch der Schöffen reichte und er das Urteil verlesen konnte. Wenig später führte der Gerichtsdiener den Verurteilten hinaus, einen Mann, der im Vollrausch seine Frau schwer verletzt hatte. Darender klappte erleichtert die Mappe zu und erhob sich von seinem Stuhl.
»So, das war es wohl für heute, meine Herren. Ich glaube, Sie sind genauso froh wie ich, jetzt Ihre Ruhe zu haben.« Er lächelte den Schöffen jovial zu, deutete ein Nicken an und wollte den Raum verlassen, war aber noch nicht ganz von seiner Richterbank heruntergestiegen, als ihm jemand den Weg vertrat. Darender erkannte besagten jemand als Inspektor Cohen und seine Laune sank um weitere Grade. Er mochte Cohen nicht. Niemand mochte Cohen, aber Darender mochte ihn ganz besonders nicht.
»Sir«, begann Cohen, »verzeihen Sie bitte die Störung. Ich muss Sie dringend sprechen.«
Darender erfreute sich einen Moment an dem Gedanken, was wohl geschehen würde, wenn er Cohen mitteilte, dass er die Störung nicht verzieh. Aber so etwas gehörte leider ins Reich der Wunschvorstellungen. Letztendlich war Cohen nicht nur ein Ekel, sondern auch ein sehr wichtiger Mann beim Yard. So blieb der Lordoberrichter ergeben stehen und sah Cohen fragend an.
»Inspektor. Egal was Sie wollen, die Sitzung ist geschlossen. Sollten Sie länger brauchen, dann kommen Sie morgen wieder. Ich werde gleich nach Hause fahren.« Es war Darenders Stimme anzumerken, dass er Cohen zum Kuckuck wünschte. Doch der Inspektor war viel zu aufgeregt, um es zu bemerken. Oder zu dreist, aber das blieb sich gleich.
»Wir haben Craven verhaftet!«, erklärte er aufgeregt.
»Welchen Craven?« Darender überlegte einen Moment, dann nickte er. »Diesen komischen Okkultisten, den Sie beschuldigen, reihenweise kleine Mädchen umzubringen.« Er seufzte, trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und bedachte Cohen mit einem unwilligen Stirnrunzeln. »Schreiben Sie Ihren Bericht nieder und reichen Sie ihn an die Staatsanwaltschaft weiter. Die wird schon wissen, was sie damit machen kann. Auf Wiedersehen, Inspektor!«
Cohen starrte den Lordoberrichter verwirrt an. »Aber Sir! Mir wurde gesagt, dass Sie sofort informiert zu werden wünschen, wenn wir dieses verbrecherische Subjekt dingfest gemacht haben«, stammelte er.
»So, hat man Ihnen das erzählt?« Darender grinste. »Dann sollten sie sich Ihre Informanten das nächste Mal genauer anschauen«, antwortete er spitz, drehte sich auf dem Absatz herum und ließ den konsternierten Cohen einfach im Saal stehen. Ein eifriger Gerichtsdiener riss die Tür auf, die zu Darenders Umkleideraum führte, und stellte sich demonstrativ davor, als Cohen dem Richter folgen wollte.
James Darender ärgerte sich noch immer so über den Inspektor, der ihn aufgehalten hatte, dass er seine Robe mit einem heftigen Ruck auszog und über einen Stuhl warf. Dann riss er die Tür zu seinem Kleiderschrank auf, um seine Zivilkleidung anzuziehen.
Vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte er den Schrank mit den bedächtigen Bewegungen geöffnet, die ihm normalerweise zu eigen waren.
Aber wahrscheinlich hätte es nichts geändert.
Das Ding, das im Schrank auf Lordoberrichter James Darender wartete, war auf jede nur denkbare Reaktion vorbereitet.
Darender kam nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen. Eine gepanzerte Hand schoss zwischen den sorgsam aufgereihten Anzügen hervor und presste sich auf seinen Mund und eine zweite, ebenso
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