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Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer!

Titel: Hexer-Edition 16: Stirb, Hexer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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informiert war.
    Angus hatte das Gefühl, in der rauchgeschwängerten Luft hier drinnen zu ersticken – und er hatte auch das Gefühl, dass er gleich die Faust ballen und sie Tailworthern zum Abschied mitten in das grinsende Gesicht setzen würde. Er sprang so abrupt hoch, dass er dabei den Stuhl umstieß, drängte sich mit einer gemurmelten Entschuldigung an Tailworthern vorbei und stürzte zur Tür hinaus.
    Erst als er vor dem Eingangsportal des Clubs stand, hatte er sich wieder so weit in der Gewalt, dass er stehen bleiben konnte, ohne sich auf den nächsten Passanten zu stürzen und ihn grün und blau zu schlagen.
    Angus war sich der Tatsache bewusst, dass er im Moment wohl ganz zu der Gruppe gehörte, die er normalerweise zu verhaften pflegte: Menschen, die entweder zu viel getrunken oder zu viel erlebt hatten, um noch ganz zurechnungsfähig zu sein, und dann Dinge taten, an die sie normalerweise nicht einmal denken würden. Bei ihm traf beides zu – und er wusste es. Aber dieses Wissen nutzte nicht besonders viel.
    Er lehnte sich an die Hauswand, sog die feuchtwarme Luft tief in die Lungen und schloss für einen Moment die Augen. Dichte Nebelschwaden zogen die Straße hinauf und dämpften das Licht der Gaslaterne neben dem Club zu einem düsteren, gelben Schimmer, der kaum bis zum Boden reichte. Es war kalt. Sein Herz jagte.
    Plötzlich glaubte Angus jemand neben sich zu sehen, stieß sich von der Wand ab und schnellte erschrocken herum. Doch der Gehsteig vor ihm war leer. Nur ein Stück zerfetztes Papier lag vor seinen Füßen. Angus bückte sich danach – eigentlich ohne selbst zu wissen, warum – und hob es auf. Es war ein Teil einer alten Zeitung, den irgendjemand abgerissen hatte, um etwas darauf zu notieren. Neugierig geworden, trat Angus damit weiter unter die Lampe und überflog die hastig dahingekritzelte Zeile.
    »Peabody, wenn du dies liest, bist du schon tot!«, stand dort. »Du hast es bloß noch nicht gemerkt.«
    Angus Peabody fuhr sich verstört mit der Linken über die Augen, hielt das Blatt höher ins Licht und starrte aus ungläubig geweiteten Augen auf die Worte. Aber sie blieben.
    Einen Moment lang zweifelte Angus Peabody einfach an seinem Verstand. Den nächsten Moment überlegte er ernsthaft, ob er vielleicht mehr getrunken hatte als gut war.
    Und dann wusste er es.
    »Tailworthern«, murmelte er. Natürlich. Dahinter steckte dieser infantile Idiot Tailworthern – und wahrscheinlich stand er jetzt in irgendeinem Schatten und lachte sich einen Ast, während er ihn belauerte.
    Angus knüllte das Blatt wütend zusammen, ließ es fallen und kickte es mit dem Fuß davon. Von brodelndem Zorn erfüllt, sah er sich um. Sein Blick bohrte sich in die wattigen Nebelschwaden, die die Straße entlangtrieben. Im ersten Moment sah die Straße so aus wie immer. Und doch … er vermisste die Passanten, die sonst um diese Zeit die Gehsteige bevölkerten. Keine einzige Kutsche ratterte über das Kopfsteinpflaster, nicht einmal eine streunende Katze war zu sehen. Außerdem herrschte eine Friedhofsstille, die von keinem einzigen Geräusch durchbrochen wurde.
    Für einen Moment wich sein Zorn auf Tailworthern eisiger Furcht. Eine unsichtbare, kalte Hand schien seinen Rücken zu streifen. Unsicher drehte er sich zum Clubhaus um. Die Fenster des mächtigen, im frühviktorianischen Stil erbauten Hauses waren hell erleuchtet, aber es war unheimlich still. Kein Laut drang aus seinem Inneren auf die Straße. Und wenn doch, so schien ihn der Nebel zu verschlucken.
    Verwirrt drehte sich Angus noch einmal im Kreise und trat auf das Portal zu. Doch seine Hand führte die Bewegung zum Türklopfer nicht zu Ende, als er daran dachte, wie Tailworthern über ihn lachen würde, wenn er jetzt in den Club zurückkommen würde. Außerdem war ein Nebel wie dieser für London gar nichts Besonderes und es war auch nicht selten, dass der Nebel die Geräusche dämpfte.
    Wenigstens versuchte er sich das einzureden.
    Trotzdem beschloss er, sich an der nächsten Kreuzung eine Droschke zu nehmen. Doch als er sie erreichte, nach Minuten, die ihm wie Ewigkeiten vorgekommen waren, war weit und breit kein Wagen zu sehen. Zuerst wollte Angus schlichtweg warten, bis eine Droschke kam. Doch dann hörte er etwas, was ihn diesen Gedanken sehr schnell vergessen ließ – das harte, abgehackte Stapfen schwerer Schritte, aus dem seine überreizten Nerven und der Alkohol dumpfen Trommelschlag werden ließen. Angus spürte, wie sich die feinen

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