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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geworden, die jeden Augenblick losschlagen konnte.
    Mit einem Male war ich mir nicht einmal mehr sicher, dass sie überhaupt ein Mensch war. Angesichts der vergangenen anderthalb Stunden erfüllte mich diese Vorstellung mit Scham und Zorn.
    Abrupt stand ich auf, schlüpfte in meine Hosen und Hemd und starrte Rubin an. »Wer bist du?«, fragte ich zornig. »Hat Nizar dich geschickt, um mich zu demütigen?«
    »Nein«, sagte Rubin leise. Sie lächelte. Ich sah, dass ihre beiden oberen Eckzähne plötzlich ein gutes Stück über die anderen hinausstanden.
    Und dann …
    Die Veränderung ging innerhalb von Sekunden vonstatten, aber ich sah jedes noch so winzige Detail mit entsetzlicher Klarheit.
    Rubin verwandelte sich. Ihr Kopf schrumpfte, nahm die charakteristische runde Katzenform an, ihr dunkelbrauner Teint wurde zu beigem, seidig schimmerndem Fell. Die Nase floss auseinander, färbte sich dunkel, der Mund wurde zu einem großen, mit mächtigen Reißzähnen bestückten Löwenmaul und ihre Fingernägel wuchsen zu langen, messerscharfen Krallen aus. Gleichzeitig begann sich ihr Körper auf entsetzliche Weise zu biegen und zu verdrehen. Sie stöhnte, sank auf Hände und Füße herab, die plötzlich die muskelbepackten Läufe einer mindestens hundertfünfzig Pfund schweren Löwin waren, und stieß ein tiefes, kehliges Fauchen aus. Der Rubin an ihrem Halsband leuchtete wie eine winzige gefangene Sonne.
    Ich hatte mit einem magischen Angriff gerechnet und nicht mit simpler, körperlicher Gewalt, auch wenn diese durch Zauberei vorbereitet wurde. Das wurde beinahe zu meinem Verhängnis. Denn Rubin stürzte sich auf mich, ohne ihre vollständige Verwandlung abzuwarten.
    Ich warf mich beiseite und entging so der heranzuckenden Pranke um Haaresbreite. Doch die Löwenfrau glitt geschmeidig herum, traf mich mit der linken, noch nicht verwandelten Hand an der Schulter und stieß mich auf den Diwan herab.
    Sie war über mir, ehe ich reagieren konnte. Ein fürchterlicher Prankenhieb traf mich, hämmerte mich ein gutes Stück weit in die Polster des Diwans herein und raubte mir fast das Bewusstsein. Wären die fingernagellangen Krallen an den Enden ihrer Pranken bereits vollständig umgewandelt gewesen, so hätte mich wohl schon dieser erste Hieb getötet. So blieb mir wenigstens noch genug Zeit, dem Ungeheuer die Faust gegen die Kehle und das Knie in den Leib zu rammen.
    Rubin fauchte vor Wut und Schmerz, fegte meine Hand mit der Pranke beiseite und riss das Maul auf, um mir mit einem einzigen Biss den Schädel zu zermalmen. Es gelang mir, dem zuschnappenden Maul auszuweichen und mit beiden Händen das Fell unter ihrem Kiefer zu packen, sodass ich sie ein Stück weit von mir wegdrücken konnte. Doch ich wusste, dass ich der Kraft dieses sehnigen Raubtierkörpers nicht lange widerstehen konnte. Rubins Hinterläufe wühlten wie besessen auf dem Diwan; die messerscharfen Krallen zerfetzten Kissen und Stoff wie dünnes Pergament. Wenn sie auf die Idee kam, das gleiche mit meinem Bein zu machen …
    Die Löwin fauchte wütend, riss den Kopf zurück und entschlüpfte so meinem Griff. Plötzlich hatte ich nur noch ein wenig ausgerissenes Fell zwischen den Fingern.
    Und das Halsband mit dem riesigen Rubin …
    Die Wirkung übertraf meine kühnsten Erwartungen. Ich hatte gehofft, dass das Halsband zu einem Teil für ihre Kraft verantwortlich war, aber was ich sah, ließ mich vor Entsetzen erstarren.
    Rubin schrie auf, ein Schrei, der eine entsetzliche Mischung zwischen Tier- und Menschenstimme war. Wie von einem glühenden Dolch durchbohrt, bäumte sie sich auf, fiel rücklings von mir herunter und blieb zuckend vor dem Diwan liegen. Ihr Körper begann sich abermals zu verwandeln.
    Aber sie wurde nicht mehr zur Menschenfrau, sondern zu einem entsetzlichen Mischwesen: halb Löwin, halb Frau. Sie krümmte sich und stieß wimmernde, halb tierische, halb menschliche Laute aus.
    Aber diese Phase des Schmerzes währte nur einen Augenblick, dann fuhr sie mit einem kreischenden Schrei hoch. Mit einem Schlag stieß sie mich zurück und fegte mich mit einem zweiten durch den Raum, dass ich mit dem Kopf voran unsanft gegen die Wand knallte.
    Mit einem Satz war sie wieder bei mir und deckte mich mit einem Hagel von Schlägen ein. Instinktiv riss ich die Hände vor das Gesicht, aber ihre Schläge prasselten weiter auf mich herab, so schnell und hart, dass mir die Sinne zu schwinden drohten. Welche geheimnisvollen Kräfte das Halsband auch beinhalten

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