Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
kleinen Tisch neben der Couch stand noch das Töpfchen Salbe, mit der Rubin vor ihrem Angriff meine Verletzungen versorgt hatte, um mich in Sicherheit zu wiegen. Da mir diese Behandlung gut getan hatte, sah ich keinen Grund, meine neuen Wunden nicht auch damit einzureiben.
Die Salbe roch erfrischend nach Pfefferminze. Obwohl sie ein wenig brannte, als ich sie auf meine aufgeschürften Hautpartien auftrug, machte sich doch bald eine wohlige Wärme bemerkbar, die meine verspannten Muskeln lockerte und den Schmerz vertrieb.
Als ich mich wieder halbwegs wohl fühlte, trat ich an die Wand und schlug den Stoffbehang zurück. Die Mauer bestand aus festgefügtem Stein. Nirgends eine Tür oder ein Fenster oder irgendeine andere Öffnung. Selbst als ich all meine Erfahrung, die ich im Aufspüren von Geheimtüren besaß, aufwandte und jeden Quadratzentimeter der Mauern absuchte, konnte ich nicht die geringste Öffnung finden, die mir den Weg in die Freiheit gewährt hätte.
Ich warf der Tür einen finsteren Blick zu, ballte wütend die Fäuste und machte mich ein zweites Mal daran, den Raum abzusuchen; natürlich mit dem gleichen Ergebnis. So wenig mir dieser Gedanke gefiel – es gab nur einen einzigen Weg aus diesem Zimmer hinaus: den durch die Tür. Und an Nizars Kriegern vorbei.
Ich gab es auf, weiter nach einer Geheimtür zu suchen, sondern setzte mich auf den Diwan, schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren. Aus irgendeinem Grund, den ich zu ahnen begann, der mir aber nicht besonders gefiel, arbeitete das magische Erbe meines Vaters mit ungeahnter Kraft, seit ich dieses Land betreten hatte. Und ich hatte das sichere Gefühl, dass ich jedes Quäntchen dieser Kraft nötig haben würde, wollte ich es in demselben Zustand wieder verlassen, in dem ich gekommen war – nämlich lebendig.
Im ersten Augenblick war ich einfach zu aufgeregt, um jenen entspannten, schon fast tranceähnlichen Zustand zu erreichen, in dem ich über die geheimnisvollen Kräfte meines Bewusstseins am besten gebieten konnte. Ich versuchte es mit einigen Atemübungen und ein paar Yoga-Tricks, die mir Howard beigebracht hatte. Dennoch dauerte es noch einige Zeit, bis ich mich darauf konzentrieren konnte, meine Gedankenfühler auszustrecken.
Die Zeit, die ich brauchte, sie wieder zurückzuziehen, war drastisch kürzer.
Es war, als hätte ich weiß glühendes Eisen berührt. Ich sah eine Flammenwand, spürte einen entsetzlichen Sog und versuchte mich dagegen zu stemmen, aber meine Kräfte reichten nicht. Ich raste in die lodernde Feuerwand hinein und verglühte schier in dem roten Nebel, der mich umgab und mich zu bremsen suchte. Dann war ich hindurch und fand mich in einem großen Saal wieder, dessen Decke durch eine riesige Kuppel aus Kupfer gebildet wurde.
Etwas Schwarzes, Entsetzliches griff nach mir, versuchte mich mit peitschenden Tentakelarmen zu umschlingen, tastete nach meiner Seele, meinem Verstand, meinem Körper …
Im buchstäblich allerletzten Moment gelang es mir, die geistige Nabelschnur zu kappen, die mich mit dem Monster verband, was immer es war. Keuchend sank ich auf den Diwan zurück, versuchte die entsetzlichen Bilder aus meinem Bewusstsein zu verdrängen und wartete, bis meine Hände aufgehört hatten, wie verrückt zu zittern. Auf diesem Wege würde ich jedenfalls nicht aus der Festung entkommen, das war mir klar.
Aber es gab ja noch einen anderen. Auch, wenn er mir noch weniger gefiel.
Schweren Herzens richtete ich mich auf, trat zur Tür und öffnete sie.
Im ersten Moment sah ich nichts; nichts als die Schwärze, die so zu dieser Festung gehörte wie ihre üble Ausstrahlung und die Angst, die sich in ihren Mauern eingenistet hatte. Dann glaubte ich ein Rascheln zu hören; Sekunden später gewahrte ich eine schattenhafte Bewegung. Nizars Mumienkrieger waren also noch da.
Ich überlegte einen Moment, ob ich hinausgehen und mich ihnen dort zum Kampf stellen sollte, wo ich wenigstens den Vorteil der Überraschung auf meiner Seite hatte, entschied mich dann aber dagegen. Was nutzte mir die größte Überraschung, wenn ich den, den ich überraschte, nicht einmal sah?
Also trat ich einen Schritt von der Wand zurück, streckte das Bein aus und rief schneidend: »Wache!«
Die Reaktion ließ keinen Augenblick auf sich warten. Trappelnde Schritte wurden laut, dann stürmten die beiden Mumienkrieger dicht hintereinander in den Raum.
Der erste stolperte geradewegs über meinen vorgestreckten Fuß, versuchte auf den
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