Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
bist stark«, sagte Nizar. »Du bist wie ich ein Träger der Kraft, Fremder. Doch du hast ihre Quelle gut verborgen, denn ich kann sie nicht erkennen.«
Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was Nizar überhaupt meinte. Er glaubte wohl, dass ich zur Manifestierung meiner Kräfte ein Medium benötigte, wie es sein eigenartiger Rubin darstellte, der sich mit magischen Energien vollgesogen hatte. Ich schwieg.
Nizar ärgerte sich sichtlich, dass ich nicht antwortete. »Wie du willst, Ungläubiger!«, fauchte er. Er hob die Hand. »Zieht ihn aus!«
Abermals versuchte ich mich zu wehren, aber ich hatte keine Chance – die beiden Mumienkrieger rissen mir das, was von meinen Kleidern noch übrig geblieben war, vom Leib und trugen alles zu Nizar hin. Der Magier untersuchte jedes Teil aufs Genaueste, ehe er mir meine Kleider mit einer wütenden Bewegung wieder vor die Füße schleuderte. Ich wollte mich danach bücken, bekam aber einen Schlag in den Nacken, der mich halb besinnungslos zu Boden fallen ließ.
Als die roten Schleier vor meinen Augen allmählich aufrissen, hob Nizar die Hände und klatschte einmal kurz. Eine Frau trat aus der Tür in den nur schemenhaft sichtbaren Wänden, blieb vor Nizars Thron stehen und verbeugte sich tief, aber nicht sehr demütig. »Herr?«
Sie war groß und stattlich und fast ebenso üppig gebaut wie Letitia. Obwohl ich mehr für zierliche Frauen schwärme, musste ich zugeben, dass sie schön war. Nur die gelben Augen mit den seltsam schrägen Pupillen störten diese Schönheit ein wenig. Sie verneigte sich vor Nizar und berührte mit der Hand ihr Halsband, das mit einem wertvollen Rubin geschmückt war.
»Wie du siehst, Rubin«, sagte Nizar kalt, »habe ich einen Gast. Begleite ihn in das Gastgemach und sorge dafür, dass er sich wohl fühlt!« Dann wandte sich Nizar mit betont freundlicher Stimme an mich. »Willkommen, Bruder in der Magie. Ich freue mich, dich bei mir zu haben. Sei mein Gast und fühle dich wohl!«
Ich starrte ihn an, suchte vergeblich nach Worten und wurde mir plötzlich der Tatsache bewusst, dass ich keinen Faden am Leibe hatte. Hastig bückte ich mich nach meinen Kleidern und bedeckte meine edelsten Körperteile. Rubin musterte mich mit ausdruckslosem Gesicht. Aber in ihren Augen blitzte es amüsiert. Ich konnte direkt spüren, wie sich die Farbe meines Gesichtes der dieses Raumes anglich.
Der Weg war nicht sehr weit und er führte durch finstere, vollkommen lichtlose Gänge, in denen ich mich schon nach wenigen Schritten hoffnungslos verirrt hätte, wäre ich allein gewesen.
Aber das war ich nicht – in meiner Begleitung befanden sich mindestens zwei von Nizars Kriegern (ich spürte ihre Schwerter, die sie mir zwischen die Schulterblätter drückten) und das Mädchen Rubin, das den Weg mit traumwandlerischer Sicherheit fand und keinerlei Licht zu benötigen schien.
Nach wenigen Dutzend Schritten und einer steilen Treppe, deren Stufen ich nur ertasten konnte, betraten wir eine kleine Kammer, deren Wände mit roten Samttapeten verhangen waren und deren größtes Möbel aus einem bequemen Diwan bestand, zu dem mich Rubin mit sanfter Gewalt lotste. Zu meiner Verblüffung blieben die beiden Mumienkrieger draußen auf dem Gang zurück.
Und ich war doppelt überrascht, hatte ich doch erwartet, mich sofort wieder meiner Haut wehren zu müssen. Stattdessen brachte die Frau ein Tablett mit köstlichen Speisen herbei, schenkte heißen Mokka in winzige Tassen und begann dann meine Verletzungen mit sanften Händen zu versorgen. Meine mehrmaligen Versuche, wenigstens in meine Unterhosen zu schlüpfen, machte sie sanft, aber sehr nachdrücklich zunichte.
»Was soll das, Rubin?«, fragte ich schließlich, mehr verlegen als wirklich ärgerlich. »Du weißt, dass ich Nizars Gefangener …«
»Du hast gehört, was mein Herr gesagt hat«, unterbrach sie mich sanft. »Ich soll dich behandeln wie einen Gast und es dir an nichts fehlen lassen.« Sie stand auf, kam mit einer hölzernen Schale voll frischem Obst zurück und stieß dabei wie zufällig meine Kleider mit dem Fuß beiseite, gerade, als ich mich danach bücken wollte. »Willst du nicht essen, Sidi?«, flüsterte sie, mit einer Stimme, die mich an das Schnurren einer Katze erinnerte.
»Nein, nicht bevor Nizar das Salz der Gastfreundschaft mit mir geteilt hat«, antwortete ich in Ermangelung irgendwelcher anderer sinnvoller Worte – was nicht zuletzt daran liegen mochte, dass sie ihr kurzes Herumdrehen
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