Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Stummelgebiss zwischen ihren Lippen hindurch an. Ihr rechtes Auge war stumpf und blind.
Eine Sekunde später sank sie ächzend in sich zusammen. Und der Zerfall ging weiter.
Ich wandte mich ab, schloss für einen Moment die Augen und wartete, bis die fürchterlichen Laute, die auf der anderen Seite des Raumes erklangen, allmählich abnahmen. Als ich wieder zu ihr hinsah, lag nur noch ein Häufchen grauer Asche am Boden.
Gleichzeitig wurde das Halsband in meiner Hand glühend heiß. Ich schleuderte es instinktiv beiseite. Es fiel genau auf die Kleider der Löwenfrau und flammte noch einmal auf wie ein winziger Stern, der seine gesamte Energie mit einem Schlag abgab. Der Stoff loderte auf und zerfiel. Und mit ihm der Stein.
Ich starrte Rubins Überreste an und atmete erleichtert auf. Diesmal war es verdammt knapp gewesen. Nizars Geheimwaffe hätte wirklich nur zwei, drei Herzschläge länger aushalten müssen, um mich endgültig zu erledigen.
Trotzdem sah meine Lage alles andere als rosig aus – ich mochte vielleicht Rubin entkommen sein, doch ich war noch immer ein Gefangener in dieser Festung des Dschinn. Die entscheidende Auseinandersetzung mit Nizar stand erst noch bevor.
Wenn es überhaupt dazu kam, flüsterte ein besonders gehässiger Teil meiner Gedanken. Ich hatte einen von Nizars Schergen besiegt und wenn ich ganz ehrlich war, so wohl mehr durch Zufall und Glück als aus irgendeinem anderen Grund. Um aus dieser Festung zu entkommen und nebenher auch noch Letitia und Ali zu befreien, brauchte ich nicht nur ein, sondern gleich ein ganzes Dutzend Wunder.
Oder ein bisschen Hexerei …
Es war sonderbar: So logisch mir dieser Gedanke erschien – es war nicht mein Gedanke. Ich hörte die Worte ganz deutlich wie ein lautloses Flüstern, das direkt in meinem Denken erscholl, aber eindeutig von außerhalb kam.
Als gäbe es da eine unsichtbare Macht, die jeden meiner Schritte genauestens verfolgte.
Und plötzlich, als wäre ein unsichtbarer Schleier von meinen Gedanken gezogen worden, fiel mir noch mehr auf. Kleinigkeiten, denen ich bisher keine Beachtung geschenkt hatte – wie zum Beispiel der Umstand, dass ich das Zauberkunststück am Morgen, mit dem ich die Beni Ugad in die Flucht geschlagen hatte, normalerweise aus eigener Kraft niemals hätte bewerkstelligen können.
Oder die Frage, was zum Teufel ich in dieser verdammten Festung überhaupt tat …
Eine Zeit lang blieb ich einfach stehen und lauschte in mich hinein, von der vagen Hoffnung erfüllt, dass sich die lautlose Stimme noch einmal melden und mir einen Weg aus dieser Falle weisen würde.
Aber es blieb bei einer Hoffnung. Der unsichtbare Beobachter schwieg und auch meine eigenen Überlegungen führten zu nichts. Möglicherweise würde es mir gelingen, aus diesem Zimmer zu entkommen, und möglicherweise – wenn auch nicht sehr wahrscheinlich – würde ich selbst mit den beiden Mumienkriegern fertig werden, die zweifellos auf dem Gang Wache hielten.
Und dann?
Das Innere dieser absurden Festung stand noch zu deutlich vor meinem inneren Auge; beziehungsweise nicht, denn ich hatte ja nichts gesehen. In den lichtlosen Gängen dieses aus Lava und Granit errichteten Labyrinthes musste ich mich in wenigen Augenblicken hoffnungslos verirren. Und selbst wenn ich wie durch ein Wunder den Weg nach draußen fand und wenn ich durch ein zweites Wunder Nizars Schergen entkam, die er in Scharen hinter mir herschicken würde …
Da waren noch Letitia und Ali, die ich unmöglich ihrem Schicksal überlassen konnte.
Hätte ich wenigstens gewusst, warum ich hier war!
Dass meine Anwesenheit kein bloßer Zufall war, war mir schon lange klar geworden. Ich war auf der Jagd nach einem weiteren SIEGEL DER MACHT nach Arabien verschlagen worden, und auch wenn ich bisher nicht einmal eine Spur davon entdeckt hatte, so waren die Umstände meiner Ankunft in Nizars Festung doch zweifellos so, dass ich den Faktor Zufall getrost ausschließen konnte. Aber warum …
In der nächsten Sekunde konnte ich mich gerade noch davon abhalten, mich selbst zu ohrfeigen.
Das SIEGEL!
Natürlich – Nizar hatte mir die Antwort ja praktisch selbst geliefert. Er sprach von einem Quell seiner Macht, also einem wie auch immer gearteten Gegenstand, aus dem er seine magischen Energien bezog.
Konnte es irgendetwas anderes sein als das fünfte SIEGEL?
Von plötzlicher, neuer Aufregung erfüllt, bückte ich mich nach meinen Kleidern, zog mich vollends an und sah mich im Zimmer um.
Auf dem
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