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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sammelte sich noch ein wenig und ließ die bunten Bilder auf sich wirken.
    Der Hafen von Suez war ein einziges, sinnverwirrendes Treiben, ein Gewimmel und Gewisper, ein Rennen und Hasten, ein Lachen und Schreien, dass einem Betrachter beinahe schwindelig davon werden konnte. Unzählige nussbraune Arme streckten sich den Reisenden entgegen, die das Schiff verließen, um einen kurzen Landgang zu machen oder auf ein anderes Schiff überzuwechseln. Die Hände besaßen helle Innenflächen und ein Chor aus jungen, schrillen Stimmen verkündete in einer sich ewig wiederholenden Litanei: »Bakschisch! Effendi, gib Bakschisch!«
    Phileas Fogg neigte leicht den Kopf zur Seite, als müsse er sein Gehör auf diesen Lärm erst einstellen. Er bemerkte, dass Passepartout stehen geblieben war und die Reisetasche absetzte, um mit der freien Hand nach der Geldbörse in seiner Hose zu suchen. Augenblicklich umringten ihn Dutzende dieser heidnischen Moslemkinder. Fogg blinzelte, wohl wissend, was sich da anbahnte. Er schüttelte in stillem Tadel seinen Kopf und warf dann die Arme nach vorn. Mit kräftigen Bewegungen schaufelten seine Hände die jungen Bettler zur Seite, trafen auf den in seltsamer Starre schräg hängenden Arm eines kleinen Burschen von höchstens zehn Jahren und umklammerten ihn. Die kleine braune Hand befand sich bereits zur Hälfte in jener Tasche, nach der Passepartout immer noch tastete und sie nicht fand, weil er von der ihn umgebenden Menge hin und her geschubst wurde.
    Phileas Fogg schlug nach der Hand und kniff mit den Fingernägeln in das Fleisch. Der kleine Kerl schrie wütend auf und verschwand mit leeren Händen in der Menge, während Mr. Fogg bereits nach dem Griff der Tasche angelte, die sich wie von Geisterhand bewegt in Richtung Stadt in Bewegung gesetzt hatte. Doch an ihr oder an ihrem Griff lag keine Hand, und unser Weltreisender stutzte für einen Augenblick. Verblüfft beobachtete er, wie die Tasche beharrlich weiterrutschte, an einem etwas herausragenden Pflasterstein kurz hängen blieb, dann mit einem energischen Ruck weitergezogen wurde und einen Satz aus der Reichweite von Foggs Händen machte.
    Fogg sprang ihr nach, stellte sich darüber und ruckte die Beine zusammen, sodass die Tasche stecken blieb. Nach einem schnellen Blick entdeckte er auch den winzigen Haken, der vorne im kostbaren Leder der Tasche Widerstand gefunden hatte. Von dem Haken führte eine dünne Schnur in die Menge hinein.
    Phileas Fogg lächelte und beugte sich nach vorn. Er ließ die Tasche weiterrutschen und hakte sie vorsichtig aus, stets darauf bedacht, die Zugkraft nicht zu verändern, die auf dem Haken lastete. Er nahm ihn in die Hand, gab Passepartout mit dem rechten Fuß einen leichten Schubser und befahl ihm, die Tasche festzuhalten. Dann riss er mit aller Kraft an der dünnen Schnur. Der Effekt war verblüffend – so verblüffend, dass die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit schweren Schaden erlitt und die ausbrechende Heiterkeit nicht nur die kleinen Moslems erfasste, sondern auch Mr. Fogg, der augenblicklich nachsichtiger gestimmt war.
    Eine ganze Reihe der in schmutzige Lumpen und Tücher gehüllten Körper geriet ins Taumeln. Sie versuchten, sich gegenseitig festzuhalten, aber die Wucht, mit der Fogg gezogen hatte, war zu groß. Wie eine Reihe Dominosteine purzelten sie übereinander und die Kettenreaktion setzte sich ohne Unterbrechung fort. Sie umlief Fogg und seinen Diener zwei Mal und endete erst, als irgendwo die schrille Pfeife eines englischen Kolonialofficers erklang und die Meute der bettelnden Jugendlichen auseinander stob.
    Nach wenigen Sekunden waren sie allesamt zwischen den Ständen am Rand der Straße und zwischen den hohen Stapeln der Warenballen an der Kaimauer 44 untergetaucht. Nur die Erwachsenen waren noch zu sehen, die mit Lasten auf den Schultern ihrer Arbeit nachgingen. Dazwischen leuchtete die khakifarbene Uniform des Constablers, der noch immer mit gerötetem Gesicht in seine Pfeife blies. So lange jedenfalls, bis sein Blick auf Phileas Fogg und seinen Begleiter fiel. Die Pfeife rutschte aus dem energischen englischen Mund und blieb zitternd an ihrer Schnur am Revers der Uniform hängen.
    »Du hast alles vergessen, was du bei unserer ersten Weltreise gelernt hast«, sagte Mr. Fogg mit leisem Vorwurf zu Passepartout. »Gib niemals Trinkgelder. Zeige nicht einmal, dass du Geld bei dir führst. Die meisten Ausländer wissen inzwischen, dass es besser ist, Schmuck und Geld am Körper zu

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