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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ausgeglichenheit.
    Eins sein mit dem Universum.
    Kein Schmerz. Keine Trauer.
    Und schließlich der Aufprall.
     
    Der Kreis aus geduckten, bleichen Gestalten öffnete sich und ein Mann, der sich nur durch eine Halskette aus kleinen, dünnen Knochen und Zähnen von den anderen unterschied, trat dicht an Wells heran. In einer vorsichtigen, zögernden Geste streckte er den rechten Arm aus und strich über Georges nackte Brust.
    George Wells bäumte sich angewidert auf, als die langen, mehrfach gewundenen Fingernägel seine Haut berührten, doch er konnte sich kaum eine Hand breit bewegen. Man hatte ihm das Hemd vom Körper gerissen und ihn mit Armen und Beinen an ein Ding gefesselt, das ihm im ersten Moment wie ein überdimensionaler Schädel erschienen war. Und von dem er langsam begriff, dass er sich mit seiner ersten Vermutung – so unglaublich sie ihm auch jetzt noch erschien – keineswegs getäuscht hatte.
    Ein gigantischer Totenkopf passte einfach in die Szenerie, die ihn umgab: mit riesigen Farnen gedeckte Lehmhütten inmitten einer Landschaft, wie er sie nur aus naturwissenschaftlichen Büchern kannte. Ferne, Feuer speiende Berge, bizarre Felsformationen aus erstarrter Lava, eine nebeldurchwogte Talebene, in die er von der Kuppe eines Hügels hinabblickte und in der sich Wesen tummelten, die er zunächst seiner überreizten Phantasie angerechnet hatte – zottige Mammuts mit langen, gebogenen Stoßzähnen, Raubkatzen, groß wie Pferde, die sich an eine Gruppe von Tieren heranpirschten, die ins Gigantische vergrößerten Ratten ähnelten.
    Und der Tempel.
    Ein Bauwerk, so gigantisch wie die Natur ringsum, aus schwarzem Basalt gefertigt und von Hunderten von Fackeln umringt, das sich im Zentrum des Dorfplatzes erhob und wie ein böser, drohender Fremdkörper inmitten der primitiven Hütten wirkte. Ein Gebäude, das ihm mehr Furcht einflößte als diese urzeitliche Welt.
    Und dabei wusste George Wells nicht einmal, wie er hierher gelangt war. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war der Angriff Dutzender dieser bleichhäutigen Wesen, die über ihn hergefallen waren, kaum dass er seine vermeintliche »Vision« berührt hatte. Und daran, dass etwas Hartes, Spitzes seinen Nacken getroffen und ihn aus dem Grauen in eine gnädige Ohnmacht gerissen hatte.
    Nun war er hier – in einem Land, das es einfach nicht geben durfte. Es musste früher Abend sein, denn das Licht, das durch die tief hängenden Wolken sickerte, war trüb und besaß kaum Kraft genug, ihn das unheimliche Tal erkennen zu lassen.
    Das dürre, bleiche Wesen vor ihm tastete nach Georges bartlosem Kinn und zuckte zusammen, als George sich in seinen Fesseln aufbäumte und den Kopf zur Seite warf. Dann erst schien es sich zu besinnen, dass der Gefangene gefesselt und hilflos war. Es stieß ein meckerndes Geräusch aus, wandte sich kurz zu seinen Stammesgenossen um und ließ eine Litanei grunzender, gutturaler Laute hören, bevor es abermals herumfuhr und George mit einem Ruck die langen Fingernägel über die Brust zog.
    George Wells schrie vor Schmerz auf. Die Nägel waren messerscharf und hinterließen blutige Spuren auf seiner Haut.
    Wieder zuckte das Wesen zurück – diesmal eindeutig erschrocken – und starrte fassungslos auf Georges Lippen. Dann versuchte es den Schrei zu imitieren, ein heiseres Krächzen kam über seine Lippen.
    Vielleicht war es diese plötzliche Angst des unheimlichen Angreifers, die George endlich die Zunge löste. Mit einem Mal begriff er, dass diese Kreaturen mindestens ebenso viel Respekt vor ihm hatten wie er vor ihnen.
    »Wo bin ich hier?«, fuhr er den offensichtlichen Anführer der Sippe an. »Und wer seid ihr?«
    Der Erfolg seiner Worte war gewaltig, wenn auch anders, als er es sich vorgestellt hatte. Binnen zwei Sekunden war der Platz vor dem Riesenschädel wie leer gefegt – die Wesen waren vor dem Klang seiner Stimme in ihre Hütten aus Lehm und Farn geflohen.
    Allein der Häuptling stand noch vor George; offenbar verbot ihm seine Ehre (wenn diese Kreaturen, den Tieren ähnlicher als den Menschen, Begriffe wie Ehre überhaupt kannten), vor dem Fremden die Flucht zu ergreifen. Und was ihm an Mut zu fehlen schien, begann er nun durch Wut zu ersetzen. Er fletschte die Zähne und hob einen weißen, länglichen Gegenstand vom Boden auf, den George erst erkannte, als er davon an der Wange getroffen wurde.
    Es war ein Knochen.
    Ein eisiger Schrecken durchfuhr Georges Wells. Vor wenigen Stunden erst hatte er in einer

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