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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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jedoch keinen Widerstand, nichts, woran ich mich hätte klammern und herumziehen können. Dennoch begann ich mich mit einem Male zu drehen – allerdings anders, als ich es geplant hatte. Meine Beine kippten nach oben weg, während mein Kopf nach unten tauchte. Sekundenlang hing ich lotrecht da, wie von den Fäden einer Marionette gehalten, dann glitt ich in einer fließenden Bewegung auf den Bauch.
    Im gleichen Augenblick wünschte ich mir, auf dem Rücken geblieben zu sein. Der Sturm schlug wie mit unsichtbaren Fäusten auf mein Gesicht ein, raubte mir schier den Atem und brannte in meinen Augen. Wieder schwankte ich unkontrolliert hin und her; fast wie ein Blatt im Wind.
    Ein Blatt im Wind! Endlich begriff ich.
    ICH FIEL! ICH FIEL NOCH IMMER!
    Ich stürzte einen steinernen Brunnen herab, einen Schacht, der kein Ende zu haben schien. Mein Gott … allein in der Zeit seit meinem Erwachen musste ich kilometertief gefallen sein. Und wie lange war ich ohne Bewusstsein gewesen? Wie weit war ich schon in die Tiefen der Erde gestürzt?
    Ich hörte schnell auf, darüber nachzugrübeln, als mir bewusst wurde, dass ein Sturz für gewöhnlich mit einem Aufprall endet. Und so tief dieser Tunnel auch sein mochte – einen Grund musste auch er besitzen. Wie lange würde es noch dauern, bis ich …
    Nein! Nicht daran denken!
    Bis ich auf den Boden schlage, bis mein Körper zerfetzt und zu einem formlosen, blutigen Etwas auf dem harten Fels wird?
    Mühsam nur konnte ich die nackte Panik unterdrücken. Ich konzentrierte mich mit aller Macht auf das Licht, das tief, unendlich tief unter mir leuchtete; ein kreisrunder, verwaschener Fleck inmitten undurchdringlicher Schwärze. Ein Fleck, der stetig heller und größer wurde!
    Erwartete mich dort unten der Grund des Brunnens? War dort … das Ende? Ich biss mir kräftig auf die Lippen und der plötzliche Schmerz drängte die Furcht abermals zurück.
    Was war mit Sill geschehen?, schoss es mir durch den Kopf. Sie war vor mir in den Schacht gestürzt, musste also unter mir sein.
    Ich rief ihren Namen, doch der Sturm riss mir das Wort von den Lippen; ich konnte es nicht einmal selbst verstehen. Dann aber sah ich gegen die Helligkeit des Fleckes unter mir, der mittlerweile zu beträchtlicher Größe angewachsen war, einen kleinen, taumelnden Schatten. Die Silhouette eines Menschen. Sill!
    Im ersten Reflex begann ich wie von Sinnen zu winken und brüllte wieder und wieder ihren Namen. Als mir zu Bewusstsein kam, dass ich mich wie ein hirnloser Narr aufführte, war es schon fast zu spät.
    Eine schwarze, verwischte Wand tauchte vor meinem Kopf auf, kam rasend schnell näher und traf die vorgereckten Hände.
    Ein furchtbarer Schmerz raste meine Arme hinauf und explodierte in meinem Gehirn. Ich fühlte mich nach oben und zur Seite gewirbelt, ein zweiter Schlag traf meinen rechten Schuh und riss ihn mir vom Fuß, dann schlug die Spitze des Stockdegens gegen den Fels und ein Funkenregen schoss empor. Der helle, ferne Lichtfleck vollführte einen irren Veitstanz, verschwand hinter meinem Rücken, tauchte auf der anderen Seite wieder auf und kam endlich zum Stillstand.
    Und jetzt erst begriff ich, wie knapp ich dem Tod entronnen war. Hätte die Wand des Brunnens meinen Kopf berührt … Ich wagte nicht, daran zu denken.
    Meine Hände brannten wie Feuer und Tränen trübten meinen Blick, doch ich verzichtete darauf, sie fortzuwischen, jetzt, da ich wusste, in welch tödliche Gefahr mich jede noch so kleine Bewegung bringen konnte. Ich breitete Arme und Beine weit aus und versuchte das Gleichgewicht zu wahren.
    Fast hätte ich über meine Bemühungen gelacht, als mir klar wurde, wie sinnlos sie doch waren. Ob ich nun hier den Tod fand, zerschmettert an der vorbeihuschenden Felswand, oder ein paar Meilen und Minuten später, tief unten, am Grund des Schachtes – das Ergebnis blieb sich gleich.
    Der leuchtende Fleck unter mir war nun zur Größe des Trafalgar-Square angewachsen und seine Helligkeit drang bis weit in den Schacht vor. Nun konnte ich Sills Körper deutlich vor mir sehen – ein regloser Schemen, der mir mit unvorstellbarer Geschwindigkeit vorauseilte.
    Jetzt musste sie die leuchtende Scheibe erreichen, den Boden des Schachtes, der unser beider Grab werden würde! Ich wollte meinen Blick von dem Entsetzlichen wenden, das nun geschehen musste, oder zumindest die Augen schließen, doch ich konnte es nicht. Wie gebannt hing mein Blick an Sills ausgestrecktem Körper, als er die Grenze zum

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