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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wunder.
    So durchquerte ich, das Schwert über die Schulter gelegt, den unterirdischen Pilzgarten, dessen dicht gedrängt stehende Giganten das Licht der Kristalldecke kaum bis zum Boden vordringen ließen. Hier wuchs nichts als dünnes, bräunliches Moos und einige Büschel Unkraut; ansonsten war die Erde steinig und karg. Es war eine düstere, trostlose Umgebung. Dieser Ort strahlte eine solch unheimliche Atmosphäre aus, dass ich unwillkürlich fröstelte und meinen Schritt noch beschleunigte. Ich konnte die Empfindungen nicht in Worte fassen, doch irgendwie schien mir dieser Wald der Pilztitanen … böse, vom Odem des Verderbens erfüllt. Als würden unter den eisigen Kappen namenlose Dinge lauern, die nur darauf warteten, dass ich stehen blieb, um sich auf mich herabfallen zu lassen. Ich vermied es, nach oben zu blicken, gefangen in der ungewissen Furcht, meine düsteren Ahnungen plötzlich bestätigt zu sehen.
    Allmählich jedoch wurde der Pflanzenwuchs kräftiger und dichter und kündete das Ende des Waldes an. Und als ich schließlich die letzten Pilzriesen hinter mir gelassen hatte, blieb ich überwältigt stehen.
    Vor mir erstreckte sich ein Tal wie aus einem Märchenbuch, üppige Natur in herrlichen Farben und allen erdenklichen Formen: turmhohe Stauden mit exotischen Blüten, natürlich gewachsene Brücken aus Schlinggewächs und umgestürzten, moosbewachsenen Baumstämmen, mannsgroße Farne und ganze Felder duftender Blumen, zwischen denen kleine, silberne Insekten umherflirrten. Und inmitten all dieser Pracht, wie ein silbernes Band, das sich zwischen den Wiesen und Felsen hindurchwand, ein klarer, leise murmelnder Bach.
    Ich weiß nicht, wie lange ich einfach dastand, verzaubert von dem wunderbaren Bild, das sich mir bot. Unter dem Eindruck des finsteren Waldes hatte ich mich instinktiv auf schreckliche Gefahren eingestellt, blutrünstige Eingeborene, wilde Tiere, die über mich herfallen würden, kaum dass ich den Pilzgarten verlassen hatte.
    Dies hier aber war … friedlich. Ich fand kein anderes Wort dafür. Es war eine Welt, von der ein jeder Mensch irgendwann einmal sehnsüchtig geträumt haben musste, und die ich nun, einem Traumwandler gleich, in Besitz nahm.
    Langsam schritt ich über ein Meer von Blüten, labte mich am Duft der Blumen und am klaren Wasser des Baches, spürte nicht einmal mehr das Gewicht des Schwertes auf meiner Schulter. Und seltsam … wieder hatte ich das Gefühl eines Déjà-vu; gerade so, als würde ich diese Welt nicht zum ersten Male sehen. Aber natürlich war das Unsinn; ich war nie zuvor im Leben hier gewesen.
    Oder sollte ich vielleicht in einem Buch darüber …
    Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war es! Ich hatte darüber gelesen, vor vielen, vielen Jahren, als ich noch im Hafen von New York mein Unwesen als kleiner Dieb und Streuner getrieben hatte. Damals war das Buch eben DAS BUCH gewesen; es gab wohl keinen unter meinen Freunden, der es nicht mit Begierde verschlungen hatte.
    Eine der Straßenbanden hatte es – zusammen mit dem ganzen restlichen Sortiment – aus einem aufgebrochenen Buchladen gestohlen und es war danach wohl durch Hunderte kleiner schmutziger Hände gegangen. Ich wusste noch, dass ich die zerfetzten Seiten vor lauter Dreck kaum noch hatte entziffern können, als ich endlich an der Reihe war, das Buch zu lesen.
    Mein Gott, wie alt mochte ich da gewesen sein? Wohl nicht älter als zwölf, dreizehn Jahre. Und trotzdem erinnerte ich mich noch so deutlich an den Titel, als wäre es gestern gewesen:
    Meine wundersame und erschreckende Reise zum Mittelpunkt der Erde – Bericht einer wissenschaftlichen Exkursion von Professor Otto Lidenbrock.
    Die Welt im Bauch der Erde! Ich konnte es kaum fassen. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken wie welkes Laub durcheinander, als ich versuchte, mich an längst vergangene Zeiten zu erinnern. Langsam nur ordnete sich das vergilbte Puzzlespiel, fügte sich Stein um Stein zusammen und offenbarte mir erste Parallelen zu Lidenbrocks Berichten.
    Und erste Denkfehler.
    Plötzlich kamen mir Zweifel, ob ich tatsächlich in jenem »Reich unter der Erde« sein konnte, das der deutsche Gelehrte entdeckt hatte. Soweit ich wusste, hatte er seinen Abstieg in Island begonnen und war irgendwo in Italien wieder ans Licht des Tages gekommen. Und ich befand mich unter der Arabischen Wüste! Konnte sich jene unterirdische Welt denn derart weit erstrecken?
    Wenn dem so war (und das schien mir im Moment die

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