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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Licht passierte – und weiter stürzte!
    Es war ein Loch! Eine Öffnung zu einer gewaltigen Höhle … in der es taghell war?! Über hundert Meilen unter der Erde?
    Mir blieben nur wenige Sekunden Zeit, meiner Verblüffung Herr zu werden, dann hatte ich selbst den Durchlass erreicht und fiel aus dem finsteren Schacht hinaus in eine gleißende Helligkeit. Geblendet schlug ich die Hände vors Gesicht und geriet sogleich wieder in wilde, trudelnde Bewegung. Hastig versuchte ich mein Gleichgewicht wiederzufinden, überschlug mich ein paar Mal und stürzte schließlich rücklings weiter.
    Als ich meine Augen wieder aufriss, bot sich mir ein phantastischer Anblick, unglaublich und auf bizarre Weise von solcher Schönheit, dass ich für einen Moment sogar die tödliche Gefahr vergaß, in der ich schwebte.
    Genau über mir verlor sich die dunkle Öffnung des Tunnels in der Tiefe des Felsens. Eine Oase der Nacht inmitten gewaltiger, in sämtlichen Farben des Regenbogens glitzernder Kristalle, die sich zu allen Seiten bis an den Horizont erstreckten. Der Himmel war ein einziges Meer funkelnder Rubine, Achate, Diamanten und Smaragde und sie alle waren von Tausenden kleiner Sonnen erfüllt, die ihr Licht verschwenderisch über mich ausschütteten. Riesige Stalaktiten, auch sie über und über mit edelsten Steinen besetzt, durchbrachen die gleißende See und hier und da hatte eine Laune der Natur ovalförmige, blendend weiße Gebilde entstehen lassen, wie die Eier des sagenumwobenen Vogel Greyf.
    Der Anblick hielt mich mit seinem Zauber gefangen, nie zuvor in meinem Leben hatte ich Ähnliches erblickt. Bis mich die Wirklichkeit wieder einholte: Wenn ich erst den Boden dieser Höhle erreichte, würde ich wohl auch nie wieder etwas Ähnliches erblicken!
    Diesmal gelang es mir auf Anhieb, mich wieder auf den Bauch zu drehen. Doch wenn ich erwartet hatte, nun den nackten Fels auf mich zustürzen zu sehen, um im nächsten Augenblick darauf zu zerschellen, so sah ich mich getäuscht. Nicht, dass es mir etwas ausmachte!
    Unter mir lagen dichte, grauweiße Wolken, die mir den Blick auf den Grund der Höhle verwehrten. Links von mir, Meilen entfernt, klaffte ein Riss in der Wolkendecke und für einen Moment glaubte ich das Glitzern von Wasser zu erkennen.
    Wasser! War das die Rettung? Sollte ich noch eine Chance haben, dem Tod zu entgehen?
    Aber nein!, schalt ich mich selbst einen Narren. Auch wenn dort unten die sanften Wellen eines ruhigen, friedlichen Ozeans auf mich warteten – bei dieser Geschwindigkeit, mit der ich stürzte, machte es keinen großen Unterschied, ob ich auf Wasser oder massiven Granitfelsen schlug.
    Im nächsten Moment tauchte ich in die Wolken ein. Mit einem Male wurde aus der strahlenden Kristallsonne ein trübes, diffuses Halbdunkel. Feuchtigkeit schlug mir ins Gesicht und tränkte meine Kleidung. Ich bekam kaum noch Luft, meine Augen brannten wie Feuer. Dann war es vorbei. Die Wolkendecke lag hinter mir.
    Und der nächste Alptraum begann.
    Jetzt sah ich, was mich am Ende meines Weges erwartete. Und obwohl ich schon geglaubt hatte, auf den Anblick vorbereitet zu sein, schrie ich gellend auf.
    Kein Meer. Kein Wunder, das ein gnädiger Gott im letzten Moment gewirkt hätte, um mich zu retten.
    Unter mir erstreckte sich eine unendliche, nebeldurchzogene Landschaft, eine urzeitliche Welt im Dämmerlicht mit gewaltigen, feuerspeienden Bergen, bizarren Schluchten und seltsam flach gewölbten schmutzig weißen Hügeln.
    Ein Land unter der Erde … merkwürdig – irgendwie schien mir dieser Anblick vertraut – wie ein Déjà-vu, ein Traumbild, das ich schon einmal zu sehen geglaubt hatte …
    Dann erkannte ich Sill tief unter mir und der Gedanke entglitt mir wieder.
    »SILL!«
    Ich sah, wie sie dem Boden entgegenstürzte, wie sie plötzlich, kurz vor dem tödlichen Schlag, auf den Rücken gewirbelt wurde und zu mir hinaufzublicken schien. Ich wusste nicht, ob sie mich sehen konnte in dieser letzten Sekunde. Ich wusste nicht, wo ihre Gedanken jetzt weilten, ob sie bei mir waren, der ich mit meiner Unbedachtheit unseren Tod heraufbeschworen hatte. Ich wusste nur, dass mir in jenem Augenblick das Herz brach. Dass ich meine Augen schloss, um den Anblick nicht ertragen zu müssen.
    Mich trennten nur knapp zehn Sekunden von Sills Schicksal, und doch schien es mir, als würden Ewigkeiten vergehen. Ich presste die Augenlider fest aufeinander, rollte mich zusammen wie ein Kind im Leib der Mutter.
    Und dann -
    Ruhe.

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