Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
einzig logische Erklärung zu sein), dann bildete das Meer, das ich kurz vor meinem Absturz durch die Wolken erblickt hatte, die Brücke zwischen »meiner« und Lidenbrocks Welt. Das war durchaus möglich – ich wusste noch, dass er den Ozean als »schier grenzenlos« bezeichnet hatte. Mit einem Boot oder Floß musste es demnach möglich sein, die Wasserwüste zu durchqueren und durch denselben Ausstieg an die Oberfläche zu gelangen, den schon Lidenbrock genommen hatte – den Vulkankrater der Insel Stromboli!
    Endlich ein Lichtblick, eine Hoffnung, an die ich mich klammern konnte, nachdem ich mich schon in das Schicksal ergeben hatte, auf ewig hier unten gefangen zu sein. Jetzt galt es nur noch, Sill zu finden und zu befreien, und …
    Nur! Mein Optimismus erhielt einen kräftigen Dämpfer, als mir klar wurde, dass ich von nun an eine Stecknadel im Heuhaufen suchen musste. Hatte ich bis hierhin einer mehr oder weniger deutlichen Spur folgen können, so verlor sie sich nun im hohen Gras dieser paradiesischen Landschaft. Und es war wohl wahrscheinlicher, dass die Eingeborenen mich entdeckten statt ich sie.
    Keine sonderlich freundlichen Aussichten. Doch was nützte es mir, am Erfolg meiner Suche zu zweifeln. Ich musste weiter, musste wenigstens versuchen, Sill el Mot zu finden, bevor sich ihre Entführer näher mit ihr befassen konnten.
    Also packte ich das Schwert fester und behielt die eingeschlagene Richtung bei. Die Eingeborenen waren vermutlich auf dem Weg zu ihren Behausungen (sofern es sich um halbwegs zivilisierte Wesen handelte) und ich glaubte kaum, dass sie mit einer Gefangenen große Umwege gingen.
    Und tatsächlich hatte ich Glück – es war noch keine halbe Stunde vergangen, als ich auf einen schmalen Fußweg stieß, dem ich von nun an folgte. Die Landschaft um mich herum hatte sich kaum verändert: noch immer herrschten überdimensionale Gewächse vor, vereinzelt stehende Pilzgiganten und Blumen in verschwenderischer Blütenpracht. Doch je weiter ich kam, umso mehr wandelte sich das Bild. Die Felsen, zwischen denen sich der Pfad einherwand, wuchsen allmählich an und versperrten mir die Sicht.
    Und dann stand ich vor dem Eingang zu einer schmalen Schlucht.
    Und ich sah mich einem neuen, phantastischen Wunder dieser unterirdischen Welt gegenüber.
    Kristalle. Ein Meer von Kristallen. Die ganze Schlucht, gut eine halbe Meile breit und drei Meilen lang, war ein einziger Garten mannshoher, schlanker Kristallsäulen, die das Licht millionenfach brachen und in solchem Glanz erstrahlten, dass ich geblendet die Augen schloss.
    Fasziniert ging ich einige Schritte in die Schlucht hinein und berührte einen der gläsernen Türme. Er fühlte sich kalt und glatt an wie poliertes Eis. Vorsichtig schritt ich weiter und bemerkte in meinem Staunen nicht, dass ich vom Weg abgewichen war.
    Erst als ich zwischen faustgroße Kristalle trat und das Gleichgewicht verlor, wurde ich mir der Tatsache bewusst, dass der gewundene Pfad nicht einmal in die Schlucht hineinführte! Ich stolperte vorwärts, prallte unsanft gegen einen der hohen Steine und schrie auf, als ein stechender Schmerz durch meine Schulter zuckte.
    Das Echo meiner Stimme fing sich zwischen den Wänden der Schlucht und wurde dutzendfach zurückgeworfen. Und im gleichen Moment glaubte ich eine rasche, huschende Bewegung vor mir zu sehen!
    Blitzschnell fuhr ich herum und drückte mich dicht an eine der Kristallsäulen, lehnte das Schwert behutsam dagegen und zog den Stockdegen unter meinem Gürtel hervor.
    Obwohl ich die Bewegung nur für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augenwinkeln gesehen hatte, glaubte ich doch, eine hochgewachsene menschliche Gestalt erkannt zu haben. Einer der Eingeborenen?
    Unendlich langsam schob ich mich an der spiegelglatten Fläche entlang und spähte um die Kante des Kristalls.
    Nichts.
    Natürlich, was hatte ich erwartet? Er musste mich gesehen haben.
    Was nun? War es überhaupt noch sinnvoll, sich verstecken zu wollen? Sollte ich nicht vielmehr versuchen, Kontakt mit dem Wesen aufzunehmen?
    Kurz entschlossen nahm ich die Hand mit dem Degen hinter meinen Rücken, atmete noch einmal tief durch – und trat aus meiner Deckung hervor.
    »Hallo!«, versuchte ich mein Glück. »Ist da wer?«
    Und sprang im gleichen Moment mit einem entsetzten Keuchen zurück. Wieder klang ein dutzendfaches Echo meiner Worte auf – doch es kam nicht von den Wänden der Schlucht.
    Es erklang aus … meinem Mund! Oder besser: aus den Mündern Dutzender

Weitere Kostenlose Bücher