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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dumpfen Knurren, dann griff er nach der vierten der kunstvoll bemalten Steintafeln und hielt sie dicht vor Georges schmerzverzerrtes Gesicht.
    George Wells versuchte wieder, der Kopf demonstrativ zur Seite zu nehmen und wieder handelte er sich einen derben Schlag in die Nieren ein. Allmählich begriff er, dass es wenig Sinn hatte, sich diesen unzivilisierten Wesen widersetzen zu wollen. Alles, was er damit erreichte, waren ein paar Prellungen und blaue Flecken. So drehte er schließlich doch den Kopf und starrte wütend auf den bemalten Stein.
    Und konnte ein leises Schaudern nicht unterdrücken.
    Hatten ihm die bisherigen Tafeln nur Szenen aus dem Leben dieser Dorfgemeinschaft gezeigt, Frauen bei der Arbeit, spielende Kinder und so etwas wie ein Stammesritual, das in düsteren Farben gemalt war, so offenbarte sich ihm nun ein Schrecken, der nur einem Fiebertraum des urweltlichen Künstlers entsprungen sein konnte.
    George fröstelte. Unwillkürlich beugte er sich weiter vor und betrachtete jede Linie, jede Farbnuance des Bildes genauer. Seltsam … obwohl es ihn abstieß und mit Ekel erfüllte, zog es ihn doch gleichermaßen in seinen Bann. Etwas … Unsichtbares, Mächtiges ging von diesem Bild aus; etwas, das George sich nicht erklären konnte und das ihn doch mit perfider Neugierde erfüllte, als betrachte er mit gierigem Interesse die Opfer eines schrecklichen Unfalles.
    Wieder zeigte das Bild eine Szene aus dem Dorf; deutlich konnte George die groben Umrisse des Tempels im Hintergrund erkennen. Wieder waren Frauen und Kinder, die schreiend durcheinander rannten, auf der Darstellung vertreten, dazu einige Männer mit langen, schmutzigen Bärten, die angsterfüllt auf der Erde kauerten. Er sah Symbole und Gegenstände, die verstreut am Boden lagen und auf eine Zeremonie hindeuteten.
    Und inmitten dieses Chaos aus flüchtenden, schreienden oder vor Angst erstarrten Menschen hockte ein … Ding.
    George konnte es nicht anders beschreiben. Es war nicht mehr als ein blasser, unförmiger Fleck zerlaufener Farben, der sich wie ein monströser Fremdkörper in das Bild drängte. Aus seinem aufgedunsenen Leib, der wie ein Turm in die Höhe wuchs und sogar den Tempel noch überragte, streckten sich verkrampfte, blutige Arme dem Betrachter entgegen, flossen unzählige rote Ströme hervor und versickerten in der Erde. Und während George mit wachsendem Schrecken das Bild in sich aufnahm, bäumte das Ungeheuer sich noch weiter auf; schien sein Körper zu zerfließen und dünne, peitschende Tentakel zu bilden, die nach den Flüchtenden griffen, sie mit grausamer Gewalt packten und in die Höhe rissen. Ein fleischfarbenes, bizarr geformtes Maul klaffte plötzlich in der wogenden Haut des Ungeheuers, lange, dolchartige Zähne glitten aus den schwammigen Lippen. Einer der Tentakel, eine wild um sich schlagende Frau in seinem Griff, zuckte nach oben, näherte sich dem Maul. Eine schwarze, nass glänzende Zunge peitschte daraus hervor, wand sich blitzschnell um den dürren Körper und zog sich wieder zurück. Und als die Frau halb im Maul des Untiers verschwunden war, schnappten die Zähne zu -
    George schrie entsetzt auf und warf sich im Griff der Eingeborenen zurück. Sekundenlang wehrte er sich noch verzweifelt und in nackter Panik gegen ein Bild, das allein in seinem Geist existierte, bis sein Verstand endlich zur Wirklichkeit zurückfand.
    Bis er wieder die einfache, mit groben Strichen bemalte Steinplatte vor sich sah, auf der das schreckliche Wesen nicht mehr war als ein verlaufener Fleck.
    Er hatte geträumt. Und doch die Wirklichkeit gesehen – in einer grauenvollen Vision, die ihm das Bild aufgezwungen hatte.
    George atmete schwer. Nur langsam beruhigte sich sein rasender Herzschlag. Für Sekunden hatte er dem Monstrum wahrhaftig gegenübergestanden, hatte seine üble Ausdünstung gerochen und die Todesschreie gehört.
    Doch der Häuptling ließ ihm nicht viel Zeit, das Unglaubliche zu verkraften. Wieder traf die Lanze seine Seite und trieb ihm die Tränen in die Augen, doch diesmal war George fast dankbar für den Schmerz, denn er half ihm, den Schrecken zu überwinden und vollends in die Wirklichkeit zurückzufinden.
    Er sah auf und begegnete dem Blick des bleichen, schuppenhäutigen Wesens vor ihm. Und diesmal sah er keine Wut darin, sondern Traurigkeit. Der Häuptling ließ die Steintafel sinken und deutete mit dem Speer in die Runde.
    George begriff nicht sofort, aber er folgte der Geste, die das ganze Dorf und alle

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