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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und schließlich hatte ich Erfolg. Ein mentaler, unsichtbarer Schild schob sich zwischen das amorphe Gewebe und meinen Körper und umschloss mich wie eine Fruchtblase das ungeborene Kind. Selbst der stinkende, Ekel erregende Atem des Wesens schien nur wie durch einen Filter zu mir vorzudringen, sodass ich für einige Augenblicke reglos verharrte und dankbar die Luft in meine Lungen sog.
    Dann begann ich meine Umgebung näher zu erforschen. Natürlich konnte ich in der absoluten Dunkelheit, die mich umgab, nichts erkennen – jedenfalls nicht auf normale Weise. Doch es gab Wege, auch ohne Augen zu sehen.
    Behutsam löste ich einen Teil meines Geistes vom Körper und drang in die Dunkelheit und den Leib des Wesens ein. Im nächsten Moment zog ich meine Geistfühler mit einem schmerzhaften Schrei zurück.
    Für eine Sekunde nur hatte ich das Ding, das mich verschlungen hatte, in mir gespürt. Es war eine fast körperliche Berührung gewesen, ein Schlag, der mein Gehirn getroffen und beinahe betäubt hätte.
    Das Wesen war böse, abgrundtief böse.
    Es war nicht allein die animalische Wildheit, die jeder Kreatur innewohnt. Es war mehr als das, viel mehr.
    Ich konnte mein Gefühl nicht begründen, doch im gleichen Moment, da ich mit dem Untier verschmolzen war, hatte ich gewusst, dass es nicht von dieser Welt war. Nicht einmal von dieser unterirdischen, fremden Welt. Es war ein Fremdkörper in der Wirklichkeit, eine Inkarnation der Hölle, allein geschaffen, um zu töten und Leid und Vernichtung zu bringen.
    Und doch war sein Körper verletzlich, wenngleich ich auch zu wissen glaubte, dass mehr als ein Speer oder sogar eine Haubitze dazu nötig waren, ihn zu vernichten. Es war sein Geist, der unsterblich war, der sich im Körper eines gigantischen weißen Wurmes manifestiert hatte, um mit ihm über dieses unterirdische Reich zu herrschen.
    All dies war mir im Bruchteil einer Sekunde bewusst geworden, in dem einen winzigen Augenblick der Verschmelzung. Und lange noch, nachdem ich mich aus dem fremden Geist zurückgezogen hatte, war ich wie gelähmt vor Angst und Schrecken, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    Es dauerte Ewigkeiten, bis ich mich wieder halbwegs beruhigt hatte. Bis mir klar wurde, dass ich noch einmal diesen Weg des Grauens gehen musste, dass es keine Alternative gab, um eine Möglichkeit zur Flucht zu finden.
    Diesmal war ich gewappnet gegen die Woge des Bösen, die mich erneut zu überrollen drohte, und mit äußerster Willenskraft gelang es mir sogar, sie ein wenig zu mildern, bevor sie meine Seele erreichte. Und doch blieb ein Teil der schwarzen Macht präsent, stark genug, eisige Kälte über meine Gedanken zu legen und sie in quälende, ungewisse Furcht zu hüllen.
    Mein Tasten durch das Nervensystem der Kreatur, durch ihre Adern, in denen zähes, farbloses Blut pulsierte, war eine Reise durch den Wahnsinn. Mehr als einmal war ich fast entschlossen, kehrtzumachen und hastig wieder mit meinem Körper zu verschmelzen, doch ebenso oft siegte die Gewissheit, dass es dann keine Chance mehr für mich geben würde, aus diesem bizarren Kerker zu entkommen.
    Schließlich, nach Äonen, wie es mir schien, hatte ich mein Ziel erreicht: den Sehnerv des Ungeheuers. Ich glitt weiter daran entlang, erreichte das Auge. Und dann sah ich die Welt mit den Augen der Kreatur; ein seltsam farbloses, verschwommenes Etwas, in dem nur eine Wahrnehmung deutlich und existent schien: Nahrung.
    Aber es war nicht dieses verzerrte, unwirkliche Bild, das mich erschreckte. Es war die »Nahrung« selbst, die sich der amorphe Wurm in diesem Augenblick auserkoren hatte – eine Herde gewaltiger zottiger Ungetüme mit gewundenen Stoßzähnen und grauen, fellbewachsenen Rüsseln.
    Natürlich erkannte ich sie sofort, doch der Anblick dieser längst ausgestorbenen Kolosse kam so unerwartet, dass mein Verstand sich für Sekunden schlichtweg weigerte, das Bild als Wirklichkeit anzuerkennen.
    Und doch – die Mammuts waren real.
    Und sie hatten den Feind, der sich in fließenden, schnellen Bewegungen auf sie zuschob, bereits bemerkt. Ein sichtbarer Ruck ging durch die gut dreißigköpfige Herde der grauen Giganten. Ihre mächtigen Schädel schwangen herum, ein urgewaltiges Trompeten dröhnte plötzlich in meinen Ohren. Die Tiere wandten sich der näher kommenden Gefahr zu, die Köpfe gesenkt und die Rüssel in drohender Gebärde erhoben.
    Doch dann geschah etwas, das mir die Gewissheit gab, dass der weiße Wurm der König und

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