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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hast du Skrupel, deine Macht einzusetzen?«
    Ich löste seine Finger mühsam von meiner Jacke. Zwar war ich nicht der, für den er mich hielt, doch in einem Punkt hatte er mittlerweile Recht: Nur ein magischer Zaubertrick konnte uns jetzt noch retten.
    Die Eingeborenen waren nur noch knapp fünfzig Schritte entfernt; für eine Flucht war es jetzt zu spät.
    »Ich bin Andaras Sohn«, sagte ich eisig. »Und ob meine Kräfte ausreichen werden, können Sie gleich miterleben – nun, da Sie uns lange genug aufgehalten haben.« Ich stand mit einem Ruck auf und wandte mich halb um. »Ach ja«, fügte ich sarkastisch hinzu, »wenn Sie gleich nicht mehr leben sollten, haben sie nicht gereicht.«
    Er starrte mich an wie einen bunten Hund. Er schien etwas sagen zu wollen, doch seine Lippen formten nur lautlose Worte. Mit einem Male tat er mir fast Leid. Eines war mir klar geworden: Er musste ein Freund meines Vaters gewesen sein, vor langer Zeit. Bis er begonnen hatte, ihn zu hassen. Ich wusste nicht, was zwischen ihm und Andara vorgefallen war, doch nun, da seine Wut mit einem Schlag erlosch, begann er endlich logisch zu denken. Und musste die Folgen seiner Starrköpfigkeit erkennen.
    Ich wandte mich vollends von ihm ab und den Wilden zu, die nun, da sie ihrer Beute sicher waren, in ihrem Lauf langsamer wurden und schließlich stehen blieben, knapp zwanzig Schritt von uns entfernt. Hinter drohend erhobenen Speeren und Messern starrten uns wutverzerrte Grimassen entgegen und in ihren Augen konnte ich eine Flamme erkennen, die ich nicht zum ersten Male sah und die mich doch immer wieder bis auf den Grund meiner Seele erschaudern ließ. Sie hatten unseren Tod beschlossen, daran gab es keinen Zweifel mehr.
    Es waren gut fünfzig Krieger, denen ich mit meinem Stockdegen gegenüberstand, angesichts dieser Übermacht eine fast schon lächerliche Waffe. Doch ich hatte auch nicht vor, die Klinge gegen sie zu führen.
    Mit aller Macht drängte ich die Furcht zurück, die mich beim Anblick dieser Wilden überkommen wollte, und sammelte mich. Der einfachste Weg – sie allesamt zu hypnotisieren – war mir verwehrt; schon unter normalen Umständen hätte ich meine ganze geistige Kraft benötigt, um all diesen Wesen meinen Willen aufzuzwingen – eine Kraft, von der mir nach den Schrecken der letzten Stunden nur mehr ein Bruchteil zur Verfügung stand.
    Doch ich kannte die Urängste der Eingeborenen; schließlich war ich in einem Fleisch gewordenen Albtraum zu ihnen gelangt.
    Eine schwarze Spinne wie aus dem Nichts über meine Hand laufen zu lassen, war eine meiner leichtesten Übungen, die ich auf Seancen und Gesellschaften gern zum Besten gab. Die Vision eines gut zwanzig Yards großen, weißen Wurmes herbeizuzaubern war ungleich schwieriger. Ich schloss die Augen und konzentrierte all mein Denken auf das Abbild der schrecklichen Kreatur, bis sie vor meinem inneren Auge zu neuem Leben erwachte. Behutsam löste ich die Vision von meinem Geist, sammelte meine magischen Kräfte ein letztes Mal – und schleuderte sie mit einem Schrei in die Wirklichkeit hinaus.
    In der nächsten Sekunde herrschte das Chaos. Die Reihen der Angreifer verwandelten sich in eine Masse kreischender übereinander stürzender Leiber und von Panik verzerrter Gesichter. Ihre nackte, kreatürliche Angst überrollte meinen Geist wie eine Welle eiskalten Wassers. Vergessen waren die drei Opfer, derer sich die Meute gerade noch so sicher gewesen war, vergessen auch die Waffen in ihren dürren Händen. Die Krieger warfen sie von sich und stoben in panischer Flucht davon.
    Und nicht nur sie. Kaum war das gigantische Trugbild über unseren Köpfen erschienen, als mein unbekannter Landsmann wie von Sinnen zu schreien begann und taumelnd auf die Füße kam. Mit einem raschen Sprung war ich bei ihm und ergriff seinen Arm.
    »Es ist nicht wirklich!«, schrie ich gegen sein angsterfülltes Brüllen an. »Nur eine Vision – ein Trugbild!«
    Er verstand glücklicherweise, verschluckte sich und verstummte mit einem fast komisch klingenden Krächzen. »Entschuldigen Sie«, rechtfertigte er sich, nachdem er halbwegs zu Atem gekommen war und endlich erkannte, dass die Bestie über uns unbeweglich blieb, »aber ich hätte nicht gedacht … Ausgerechnet das …«
    »Ich habe mich zu entschuldigen«, lenkte ich ein. »Ich hätte Sie warnen müssen, Mr. – äh …«
    »Wells. Herbert George Wells.« Er straffte sich und deutete, ganz Gentleman, eine leichte Verbeugung an, gerade so, als

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