Hexer-Edition 18: Endstation Hölle
Nase und der Diener wich mit einem leisen Aufschrei zurück.
»Der Stein von Kadath!«, zischte Mr. Fogg. »Ein Überbleibsel jener Realität gewordenen Traumwelt, zu der nur ganz wenigen Berufenen der Zugang möglich war. Kennst du Kadath?« Er lachte auf und stellte den Beutel vor sich hin. »Natürlich hast du noch nie davon gehört. Ich weiß es von dem Inhalt dieses Beutels. Willst du ihn fühlen? Er wird immer schwerer und ist doch so leicht wie Federn. Die drei, die uns verfolgt haben, haben einen kleinen Geschmack dessen bekommen, was Kadath ist!«
An einem der Tische in der hinteren Ecke hatte sich ein Colonel erhoben und näherte sich dem Tisch. In respektvollem Abstand blieb er stehen.
»Verzeihen Sie, ich hörte, wie Sie Ihren Begleiter mit dem Namen Passepartout anredeten, Sir. Sind Sie wohl gar der berühmte Phileas Fogg?«
Mr. Fogg hätte unter normalen Umständen auf eine solch höfliche Frage eine noch höflichere Antwort gegeben, doch was war auf dieser Reise schon normal? Er registrierte die wischende Bewegung über den Tisch, die seine Kaffeetasse streifte und zur Seite warf und gegen den Lederbeutel zielte. Passepartouts Angriff kam überraschend, und doch hatte der Diener nicht die geringste Chance, sein Vorhaben auszuführen. Foggs Hand knallte auf den Tisch, klemmte den Arm fest und riss mit der freien Hand den Beutel weg. Er verschwand in der Tasche, noch ehe sich Passepartout von seiner Überraschung erholt hatte.
»Ja«, sagte der Weltreisende nun mit einem kurzen Nicken zu dem Offizier. »Sie entschuldigen!«
Mit diesen Worten sprang er auf, warf sich auf Passepartout und riss ihn samt dessen Stuhl zu Boden. Der Diener gab einen erstickten Laut von sich und begann zu strampeln. Man hätte wohl über den Anblick der beiden auf dem Fußboden zappelnden Körper lachen können, wenn die Angelegenheit nicht so ernst gewesen wäre. Es fanden sich denn auch sofort mehrere Militärs, die die beiden trennten und derb auf ihre Stühle drückten. Der Wirt kam aus seiner Deckung hinter dem Tresen hervor und hob zu einem Klagelied auf seine noch unbeschädigten Möbel an.
Phileas Fogg warf ihm das Geld für den Kaffee vor die Füße, packte mit der Rechten die Reisetasche, mit der Linken Passepartout und stürmte hinaus auf den Bahnsteig, wo sich der Zug inzwischen geleert hatte. Die ersten Fahrgäste für die Rückfahrt fanden sich ein und suchten sich passende Abteils aus. Fogg ließ den Diener los und kaufte bei dem Beamten an der Lokomotive die Fahrkarten, kehrte zu Passepartout zurück und stieß ihn bis ans Ende des Zuges und in das einzige vorhandene Abteil erster Klasse hinein. Die Reisetasche folgte, dann stieg Phileas Fogg mit wuchtigen Bewegungen gleich einem Racheengel ein und ließ sich schwer in die Polster fallen. Er achtete nicht auf die ängstlichen Blicke, die der verschüchterte Diener ihm zuwarf.
»Was hast du für die Pferde bekommen?«, fragte Fogg, als sei nichts gewesen. Der Diener nannte die Summe und fügte hinzu, dass er sie zu der übrigen Barschaft in die Reisetasche gesteckt habe.
»Wohin fahren wir von Bandar aus?«, wagte er leise zu fragen.
Fogg blickte seinen Diener verhärmt und mutlos an.
»Ich weiß es nicht, treuer Passepartout«, seufzte er. »Ich glaube nicht, dass wir das Ziel unserer Reise überhaupt jemals erreichen werden. Willst du mir einen Gefallen tun?« Er wartete die mögliche Antwort gar nicht ab und fügte hinzu: »Pass ein wenig auf deinen Herrn auf, Passepartout. Wenn nötig, mit Gewalt!«
In einem Meer von Farben ging die Sonne unter. Der ovale Ball tauchte die Regenwälder in einen rötlichen Schimmer. Vereinzelt zogen Vögel ihre leichten Kreise am Himmel und aus den Wäldern am gegenüberliegenden Hang des Bhima-Tales kräuselte sich an mehreren Stellen der Rauch der Schäfer, die kleine Feuer entzündeten, um sich die Nacht über zu wärmen und wilde Tiere von den Herden fern zu halten.
Die Natur bot sich als ein einziges Gemälde voller Harmonie dar, ein Sinnbild vieler unausgesprochener und unsichtbarer Mysterien. Sie entrückte die Wirklichkeit des Alltags ein wenig und schuf ein Paradies, dessen eigentliche Seele nur jemand wie Rajniv Sundhaies erkennen konnte. Nicht einmal Talsah war dazu in der Lage, obwohl er einen Teil dessen empfing, was in Rajniv vor sich ging.
Der alte Mann stand da wie ein Fels. Hoch aufgerichtet hielt er den Kopf leicht nach hinten gebeugt und lauschte. Er hielt Talsahs Hand und er sah mit Talsahs
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