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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blauweiße Blitz, der mit tödlicher Zielsicherheit auf mich zuschoss, traf den Adepten.
    Für eine halbe Sekunde schien sein Körper wie unter einem unheimlichen, inneren Licht zu erstrahlen. Winzige blaue Flämmchen rannten über sein Haar, hüllten seinen Kopf in eine blau leuchtende Aureole und zeichneten für Bruchteile von Sekunden die Umrisse seines Körpers nach, während sich sein Mund zu einem stummen Todesschrei öffnete.
    Und dann waren nur noch die blauen Flammen da, ein grässliches Nachbild des längst zu Asche zerfallenen Körpers, und der Gestank von verschmortem Fleisch, und der entsetzliche, nicht enden wollende Schrei in meinen Ohren.
    Ein zweiter Blitz flammte auf, fuhr mit einem schmetternden Krachen eine Hand breit neben mir in den Boden und brannte ein kopfgroßes Loch in den Granit. Ein zweiter Adept warf sich auf mich, riss mich herum und versuchte gleichzeitig mich mit seinem eigenen Körper zu schützen, dann vertrieb ein grellgrüner, peitschender Blitz die Dunkelheit und wie in einer fürchterlichen Vision sah ich Aneh und den unheimlichen Angreifer gleichzeitig, die junge Magierkönigin, wie sie verkrampft dastand, die Augen vor Schrecken und Anstrengung geweitet, die linke Hand auf den faustgroßen Kristall auf ihrer Brust gepresst, unhörbare Worte in einer längst gestorbenen Sprache murmelnd, und das Ding, das sich in Qualen wand, eingewoben in ein Netz vernichtender Energien, das der Magierkreis von Conden über ihn geworfen hatte, angeführt von Aneh, die selbst noch ein Kind war.
    Dann verlor ich das Bewusstsein.
     
    Zengsus knotige Hände umklammerten den Speer so fest, als wolle er seinen Schaft zerbrechen. Die kleinen Augen des Sree huschten flink über das grüne Dickicht, das den Eingang zum Versammlungsplatz verbarg. Kein Mensch, außer vielleicht die magisch geschulten Mitglieder der Zauberkreise, hätten an diesem Ort etwas anderes als ein undurchdringbares Gebüsch entdeckt. Doch im ganzen Tal gab es nur mehr einen Magierkreis, den Kreis von Ancen. Der von Conden bestand aus Kindern, dummen, überheblichen Wesen, die mit dem Feuer spielten und nicht wussten, dass sie sich mehr als nur die Finger verbrennen, sondern durchaus die ganze Welt in Flammen setzen konnten. Und Ancen lag weit jenseits des Sees. Es bestand keine Gefahr, dass einer seiner Magier jemals diese Stelle betreten würde.
    Zengsu spuckte bei dem Gedanken an Aneh und ihre Zauberer hasserfüllt aus und näherte sich der aus Zweigen und Blättern bestehenden Wand, ohne jedoch die Vorsicht außer Acht zu lassen. Seinen geschulten Sinnen entgingen weder die flüchtigen Spuren, die von der Anwesenheit der anderen zeugten, noch der in der Luft hängende Geruch.
    Sie waren alle gekommen: Tongli, Xandiu und Yaome von Ancen wie auch Uscham, Omrun und Talien, die Vertreter der Conden-Sree. Noch nie zuvor hatten sich so viele hochrangige Sree-Häuptlinge an diesem Ort eingefunden. Doch gerade deshalb hieß es für Zengsu, doppelt wachsam zu sein. Seine Mission durfte nicht durch das erneute Aufflammen der alten Feindschaft zwischen den beiden Stämmen gefährdet werden.
    Zengsu bog die Zweige auseinander und blickte in den dunklen Gang, der dahinter zum Vorschein kam. Nach kaum merkbarem Zögern trat er in den Gang und zog den grünen, lebenden Vorhang hinter sich zu. Als er sich an das herrschende Dämmerlicht gewöhnt hatte, schwebte die Spitze eines Speeres vor seiner Kehle.
    Verrat!, war sein erster Gedanke. Doch dann erkannte er das verkniffene Gesicht des jungen Burschen in der blauen Conden-Tunika. Rasch hob er die linke, unbewaffnete Hand und legte sie auf die Augen.
    »Ich grüße dich, Mosum, Omruns Sohn, Krieger von Conden.«
    »Du bist es, Zengsu. Ich habe dich beinahe nicht erkannt«, antwortete der junge Mann und senkte mit einem erleichterten Aufatmen den Speer. »Ich habe dich so früh nicht erwartet. Außerdem weißt du ja selbst, dass es bei unserem Volk noch immer einige treue Anhänger der Inguré gibt«, versuchte er sich zu rechtfertigen.
    »Schon gut, Mosum. Es ist besser in dieser Zeit wachsam zu sein, als uns überraschen zu lassen«, antwortete Zengsu mit einem verzeihenden Kopfnicken. Nach außen hin wirkte er unbeteiligt, zeigte beinahe eine mürrische Miene. Doch in seinem Innern fühlte er Triumph. Er hat von unserem Volk gesprochen, nicht von unseren Stämmen, dachte er zufrieden. Die Jugend lässt sich leicht von meinen Ideen begeistern. Wenn ich bei den Alten doch auch nur so

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