Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel
dabei den Bauch vor Lachen.
»Ich wusste, dass ich heute einen Narren hören würde. Nur ahnte ich nicht, dass er so närrisch sein wird«, brummte der alte Tongli ungehalten und machte Anstalten aufzustehen und zu gehen. Im selben Moment starrte er auf die Spitze von Zengsus Speer.
»Halt, Tongli, du bleibst! So wie ihr alle bleiben werdet, bis ich fertig gesprochen habe.«
»Willst du uns drohen?«, fauchte Omrun aufgebracht.
»Drohen? Ich habe es nicht nötig, euch zu drohen. Ich will nur, dass ihr mir zuhört«, erwiderte Zengsu, zwar leise, aber nachdrücklich. Er wirbelte seinen Speer herum und drückte Tongli mit dem Schaftende auf den Boden zurück. »Ihr seid Narren, zum größten Teil wenigstens. Ihr träumt vom Frieden und vergesst dabei, dass ihr nichts anderes als Sklaven seid. Solange unser Volk den Inguré unterworfen ist, wird es für uns keinen Frieden geben. Was wird geschehen, jetzt, wo der Angriff Ancens fehlgeschlagen ist?« Er beugte sich leicht vor, um die dramatische Wirkung seiner Worte noch zu unterstreichen. »Ich will es euch sagen. Schon jetzt beraten Aneh und der Magier, der ihr beigestanden hat, über einen Gegenangriff. Ihr wisst, wie er enden wird. Wir werden es sein, die ihren Krieg führen werden. Wir werden es sein, deren Körper tot auf dem Schlachtfeld liegen bleiben. Conden wird angreifen und zurückgeschlagen werden und danach wird es Ancen sein, der zurückschlägt und zurückgeschlagen wird. Und so weiter. Der Krieg wird weitergehen, wie er seit Jahrtausenden tobt. Wir werden ihre Städte mit unseren bloßen Händen wieder aufbauen müssen. Das Blut derer, die dabei umkommen, wird den Mörtel der neuen Türme härten.«
Diese Worte brachten die versammelten Stammesführer der Sree zum Schweigen. Es war nichts darunter, was ihnen fremd gewesen wäre. Nichts, was ein jeder von ihnen nicht tausendmal gehört oder selbst gedacht hatte. Und doch – mit einem Male schienen sie ein viel größeres Gewicht zu haben denn je. Aus Zengsus Mund gehört, erhielten sie einen fast suggestiven Klang.
Uscham nickte zustimmend, als er sich schließlich erhob und sich vor allem an die Vertreter des Ancen-Stammes wandte.
»Zengsu hat Recht. Wenn unser Volk je die Freiheit will, so muss es sie sich jetzt erkämpfen. Wir sind die letzte Kriegergeneration. Alle, die nach uns kommen, würden nur noch Sklaven sein.«
»So ist es!«, bekräftigte Zengsu die Worte des Führers der Conden-Sree.
»Du hast uns Narren genannt, Zengsu, und dabei vergessen, dass du selbst der größte aller Narren bist! Wie sollte es uns gelingen, die Macht der Inguré zu brechen, wie sollten wir ihrem Zauber entgehen? Ihre Hexenmeister und Hexen würden uns vernichten, noch ehe wir eine Waffe gegen sie erhoben haben«, protestierte Tongli erregt und sprang ungeachtet des gegen ihn gerichteten Speeres auf.
»Der Kreis von Conden ist nur mehr ein Schatten früherer Macht! Außerdem sind die Hexenmeister die nächsten Tage beschäftigt. Sie müssen einen Zauber erzeugen, um den Dämon, der ihnen gegen Ancen geholfen haben, zu belohnen. Wenn wir uns erheben, ist jetzt die beste Zeit!«, rief Uscham voller Begeisterung.
Die Erwähnung des fremden Magiers ließ die anderen Sree merklich zusammenrücken. »Ich habe den Fremden kämpfen sehen. Er wird uns ganz allein vernichten«, flüsterte Omrun mit bleichen Lippen.
»Der Dämon mit der weißen Strähne im Haar kann uns alle mit seinen Hexenkräften erstarren lassen, sodass uns die Inguré gar nicht töten müssen«, warf Xandiu zitternd ein.
»Der Fremde ist ein Teufel, der uns mit Leichtigkeit vernichten kann«, bellte Tongli heiser und warf dabei Zengsu einen herausfordernden Blick zu. »Doch du hast ja sicher einen Plan, wie du mit diesem Höllengeschöpf fertig wirst!«
Zengsu musterte ihn wie ein besonders abstoßendes Insekt und stieß dann ein wütendes Knurren aus. »Du solltest denken, nicht schwatzen, Alter. Ich sagte, der Magierkreis von Conden ist dabei, dem Teufel für seine Hilfe zu danken. Aneh und ihre Zauberer haben jetzt ganz andere Dinge im Sinn als uns, denn der fremde Teufel fordert sehr viel von ihnen. Jetzt müssen wir uns erheben. Sonst ist es zu spät! Und kein fremder Teufel wird uns den Sieg verwehren!«
»Zengsu hat Recht. Der Kreis von Conden ist zusammengetreten, um einen Zauber für den fremden Teufel zu singen. Bis sie merken, dass wir rebellieren, ist es wahrscheinlich zu spät für sie«, schlug Uscham in Zengsus Kerbe.
»Wir
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