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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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langatmige Diskussionen zu umgehen. Zeit war das Einzige, was ich nicht hatte.
    Jetzt nicht mehr.
    Madur leckte sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. »Theoretisch kaum einen Tagesmarsch«, antwortete er nach kurzem Überlegen. »Aber Aneh hat Recht. Es wäre der reinste Selbstmord.«
    »Wir sind schon einmal dort gewesen«, erinnerte ich.
    »Das war eine völlig andere Situation. Wir haben einen Großangriff durchgeführt und die Ancen-Feiglinge überrascht. Selbst wenn wir die Grotte lebend erreichen sollten, würden wir weit mehr als einen Tag brauchen. Wir müssten uns durch die feindlichen Linien schleichen. Auch wenn wir die Ancen-Sree überlisten könnten, würde der Magierkreis uns entdecken.«
    »Das dürft Ihr nicht tun«, beschwor mich Aneh. »Verzeiht mir die Frage, aber was wollt Ihr in der Grotte?«
    »Ich habe etwas dort entdeckt, das ich dringend brauche«, entgegnete ich ausweichend. Vor meinem inneren Auge erschien das Bild eines Assyr-Kristalles, wie die junge Magierin ihn vor ihrer Brust trug, nur doppelt so groß und mit ungleich gewaltigeren Kräften.
    Erneut weiteten sich Anehs Augen in ungläubigem Schrecken. »Ihr meint den Macht-Kristall«, keuchte sie. »Niemand kann ihn beherrschen, nicht einmal Ihr. Er würde Euch verbrennen, wenn Ihr seine Kräfte erweckt. Seit ewigen Zeiten ruht er unangetastet in der Grotte, weil niemand –«
    »Ich kann es und ich habe es schon einmal getan«, unterbrach ich sie barsch, wohlweislich verschweigend, dass mich bei diesem Versuch möglicherweise nur eine augenblickliche Ohnmacht vor Schaden bewahrt hatte.
    Anehs Worte trafen mich schwerer, als ich mir anmerken ließ. Ich hatte die Macht des Kristalles gespürt und es mochte durchaus sein, dass jeder Versuch ihn für meine Zwecke zu nutzen mit meinem Tod – oder Schlimmerem – enden mochte. Dem gegenüber stand die Chance, durch die Kräfte des Steins wirklich zu dem gottähnlichen Wesen zu werden, das die Menschen hier in mir sahen. Etwas ging im Ancen-Turm vor, dem ich nicht gewachsen war, wie die letzten Stunden deutlich gezeigt hatten. Wenn ich Sill retten wollte, musste ich den Kristall an mich bringen.
    »Lasst mich allein mit einigen Begleitern aufbrechen«, schlug Madur vor. »Ihr würdet nicht in Gefahr geraten und es wäre sogar einfacher. Wir kennen das Gelände.«
    Ich schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich hatte Madur Recht und ich war eher eine Belastung als eine Hilfe, doch ich würde nur weitere Zeit verlieren.
    »Es hat keinen Sinn, weil wir die Strecke dann doppelt zurücklegen müssten«, antwortete ich langsam. »Denn sobald ich den Kristall habe, werde ich nach Ancen gehen.«
     
    Mit fassungslosem Entsetzen starrte Sill auf den Leichnam zu ihren Füßen. Das Schwert schien mit einem Mal glühend heiß zu werden. Angeekelt schleuderte sie es von sich.
    Noch im Tode zeigte Noas’ Gesicht den Ausdruck grenzenloser Überraschung. Er hatte nicht einmal versucht sich zu wehren. Der Tod war so schnell gekommen, dass er keine Zeit gefunden hatte, auch nur einen Schrei auszustoßen. Wahrscheinlich hatte er bis zuletzt nicht einmal richtig begriffen, was überhaupt geschah.
    »Gut gemacht«, dröhnte die fremde Stimme wieder in Sills Geist, gefolgt von einem gellenden Gelächter. Sie presste die Hände gegen die Ohren, ohne dadurch das Lachen abmildern zu können.
    »Warum?«, schrie sie. »Warum musste er sterben? Er war nichts als ein alter Mann, der mir helfen wollte, er …« Die Stimme versagte ihr den Dienst und ging in ein ersticktes Schluchzen über.
    »Es war nötig, um zu prüfen, wie treu du mir ergeben bist.« Immer noch schwang Gelächter in der lautlosen Stimme des Unbekannten mit. Gleichzeitig erhob sich das Schwert wie von unsichtbaren Händen getragen und kehrte zu ihr zurück. Gegen ihren Willen streckte Sill die Hand aus, ergriff es und steckte es in den Gürtel ihres Gewandes.
    »Jetzt weiß ich, dass du jedem meiner Befehle gehorchen wirst«, fuhr die Stimme fort. »Und nun geh in den Beschwörungssaal hinunter. Es wird Zeit, dass du die Herrschaft über den Ancen-Turm antrittst.«
    Wie betäubt wandte sich Sill der Tür zu und öffnete sie. Zwei Männer erwarteten sie. Bei ihrem Anblick verneigten sie sich. Sie mussten den leblosen Körper im Zimmer sehen, ließen sich jedoch nichts anmerken.
    »Führt mich in den Beschwörungssaal!«, befahl Sill. Ihre Stimmbänder formten die Worte wie von selbst. Der Unbekannte hatte erneut die Kontrolle über ihren

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