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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Körper übernommen und ihr eigenes Bewusstsein völlig zurückgedrängt. Sie war nicht mehr als ein Sklave, der zwar seinen freien Willen behalten hatte, aber die eigene Hilflosigkeit dadurch nur umso stärker zu spüren bekam.
    Immer noch war sie geschockt von dem brutalen Mord. Ihre Gedanken liefen wirr durcheinander. Sie wusste nicht, wo sie sich befand und was überhaupt geschehen war, konnte nicht einmal Vermutungen darüber anstellen, wer der Fremde war, der sich in ihrem Geist eingenistet hatte. Solange sie ihre Situation nicht besser einschätzen konnte, war jede Gegenwehr sinnlos.
    Ohne eigenes Zutun folgte sie den beiden Männern, die sie über Korridore und Treppen führten. Schließlich verharrten sie vor einer Tür und öffneten sie. Noch einmal verbeugten sie sich, bevor sie sich zurückzogen.
    Mit hoch erhobenem Kopf betrat Sill den Saal. Ein Dutzend Menschen aller Altersgruppen erwarteten sie. Sie kauerten in kreisförmiger Formation auf dem Boden. Die leisen Gespräche verstummten, alle Blicke wandten sich ihr zu. Blicke aus Augen, die …
    Sill vergaß den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Verwirrt wollte sie den Kopf abwenden, aber das ließ der Unbekannte nicht zu. Im Gegenteil, sie war gezwungen ihren Blick über die Anwesenden schweifen zu lassen. Es war, als ob zwischen ihr (ihr???) und jedem Einzelnen der anderen ein Funke übersprang, eine Art von Kommunikation, die über die Sprache hinausging, ein Verstehen auf einer Ebene, die dem bewussten Teil ihres Denkens verschlossen war. Ein Raunen und Wispern war um sie herum, zu leise um verständliche Worte zu ergeben, aber gerade noch laut genug um von ihr wahrgenommen zu werden.
    Die Luft schien vor mühsam gebändigter Energie zu knistern. Unsichtbare Kraftlinien durchzogen den Raum. Zwischen den kauernden Menschen aber war noch etwas anderes, vage Schatten und ungewisse huschende Bewegungen, die sich jedem bewussten Zugriff entzogen und nur aus den Augenwinkeln heraus wahrnehmbar waren, sofern sie nicht überhaupt nur dem Reich der Einbildung entstammten.
    Eine Frau im mittleren Alter erhob sich und kam auf Sill zu. Sie deutete eine nicht übermäßig achtungsvolle Verbeugung an.
    »Seid willkommen, Herrin«, grüßte sie.
    Sill war sich sicher eine Spur deutlichen Spottes aus ihrer Stimme herauszuhören und ebenso sicher war sie sich, dass dieser allein ihr galt, nicht dem Etwas, das die Macht über ihren Körper übernommen hatte. Gerade so, als wüsste die Frau, dass sie nicht mehr als eine Gefangene war, und wollte ihre Qual dadurch noch vertiefen.
    Widerstandslos ließ sich Sill von ihr zu den anderen führen und reihte sich in den magischen Kreis ein. Das Raunen und Wispern verstärkte sich, wurde eins mit den dumpfen gemurmelten Lauten der Magier und ergab eine bizarre, verzerrte Art von Gesang.
    Erst jetzt fielen Sill die bläulichen Kristalle auf, die jedes der Kreismitglieder an einer dünnen Kette um den Hals trug. Die Kristalle begannen sanft von innen heraus zu glühen, flackerten und wurden wieder dunkler, bevor sie erneut aufglühten; im gleichen Rhythmus, wie sie sich ausdehnten und zusammenzogen – sie pulsierten wie gläserne Herzen.
    Der Gesang wurde lauter und in immer schnelleren Intervallen pulsierten die Kristalle, so als würde ihnen ein unheimliches Eigenleben innewohnen.
    Was hat das zu bedeuten?, schrie Sill in Gedanken, da sie ihre Lippen auch jetzt noch nicht zu bewegen vermochte. Sie erhielt keine Antwort, aber dafür spürte sie immer deutlicher die fremden Energien, die sie erfüllten, sich wie unter einem Brennglas in ihr sammelten und darauf warteten mit vernichtender Kraft loszubrechen.
    Sie stemmte sich gegen den Einfluss, versuchte die Energien abzublocken und umzulenken, bevor sie sie ausbrennen konnten, aber ihr Widerstand wurde von etwas ungleich Stärkerem mühelos zur Seite gefegt.
    Ein glühender Dolch schien sich mit jeder Sekunde tiefer in ihren Leib zu bohren. Sie stöhnte und wand sich voller Qual, bemerkte nicht einmal, dass ihr Körper plötzlich wieder allein ihrem eigenen Willen gehorchte.
    Die Luft vor ihr begann Funken zu schlagen. Bläuliche Flammenzungen leckten über Sills Arme und Gesicht und breiteten sich schließlich über ihren ganzen Körper aus. Sill spürte die Hitze der Flammen, die über ihre Haut huschten. Sie glaubte zu verbrennen und wusste, dass sie den unmenschlichen Schmerz nicht mehr länger aushalten konnte. Sie wollte schreien, doch nur ein Keuchen kam über

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