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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Aneh mir verschwiegen. Ich sah die Steilwand erst, als ich direkt davorstand. Der Hang sah so steil aus, dass mir ein Schauder über den Rücken lief. Im flachen New York aufgewachsen, war ich stets ein besonderer Anhänger des Alpinismus gewesen, und erst recht des unterseeischen. Die Aussicht, diesen Berg hinaufkraxeln zu müssen, war für mich ungefähr so verlockend wie ein Tänzchen mit einem hungrigen Haifisch.
    Verbissen stapfte ich los. Es ging sogar besser, als ich erwartet hatte. Die magische Sphäre hielt die schlimmste Anstrengung von mir ab, sodass ich das Gefühl hatte, einen nur sanft ansteigenden Hügel zu erklimmen und rasch vorankam.
    Wie trügerisch dieses Gefühl war, bemerkte ich erst, als ich auf einem besonders glitschigen, von dicken grünen Algen überwachsenen Felsbrocken das Gleichgewicht verlor. Ich versuchte meinen Sturz mit den Händen zu bremsen und kam auf dem abschüssigen, plötzlich gar nicht mehr sanften Hang vollends ins Rutschen.
    Ich verlor jedes Orientierungsgefühl, wusste nicht einmal mehr, wo oben und unten war. Die Welt führte einen rasenden Tanz um mich herum auf. Inmitten einer Lawine aus Geröll und kleinen Steinen stürzte ich in die Tiefe. Ich überschlug mich Dutzende Male und riss rein instinktiv die Arme hoch, um meinen Kopf zu schützen. Ich prallte gegen vorstehende Kanten und Felsbrocken und nur die magische Sphäre schützte mich vor allzu schlimmen Verletzungen. Wie eine Schicht aus Gummi federte sie die Schläge ab.
    Aufwirbelnder Schlamm nahm mir die Sicht. Blindlings griff ich immer wieder um mich, um mich irgendwo festzuhalten. Meine Hände glitten von dem glatten, algenbewachsenen Fels ab und mein eigener Schwung riss mich weiter in die Tiefe.
    Der Sturz konnte nur wenige Sekunden dauern, aber mir kam es vor, als wären endlose Stunden verstrichen, bis ich mit einem letzten harten Schlag gegen einen weit vorragenden Felsen prallte und zur Ruhe kam.
    Benommen richtete ich mich auf. Ich fühlte mich wie zerschlagen. Mein ganzer Körper schien eine einzige große Wunde zu sein. Trotz des Schutzes durch die magische Sphäre hatte ich unzählige Prellungen davongetragen. Bei jeder Bewegung zuckte ein heftiger Schmerz durch meine Brust. Vorsichtig bewegte ich Arme und Beine und tastete meinen Körper ab. Die Berührungen taten weh, doch glücklicherweise schien nichts gebrochen zu sein.
    Mir blieb nicht die Zeit mir eine Ruhepause zu gönnen – und wenn ich sie noch so nötig hatte. Ich wusste nicht, wie lange Aneh die Sphäre aufrecht erhalten konnte und verspürte auch nicht das geringste Bedürfnis es auszuprobieren.
    Mühsam quälte ich mich wieder den Hang hinauf, diesmal wesentlich vorsichtiger als beim ersten Mal. Vor jedem Schritt prüfte ich erst die Festigkeit des Bodens. Diesmal ließ ich mich nicht von der scheinbaren Leichtigkeit des Aufstieges täuschen, auch wenn es mehr als eine halbe Stunde dauerte, bis ich den Gipfel des unterseeischen Berges erreicht hatte.
    Keuchend blieb ich stehen und schaute mich um. Der Anblick schlug mich augenblicklich in seinen Bann. Es war – beeindruckend.
    In Form eines langen Halbmondes umschloss das Gebirge ein unvorstellbar großes Tal. Erst von hier oben konnte ich es in seiner Gänze einigermaßen überschauen, während ich zuvor immer nur Ausschnitte gesehen hatte. Ein flimmerndes Feld wölbte sich wie eine riesige Glocke über das gesamte unterseeische Reich.
    Eine Glocke aus purer, leuchtender Energie!
    Ich taumelte unter der Wucht der Erkenntnis. Wie hatte ich so blind sein können zu glauben, dass es sich um eine durch eine Laune der Natur entstandene Luftblase handelte? Ich hatte meine Augen die ganze Zeit über vor der Wahrheit verschlossen, weil sie mir zu unvorstellbar erschien. Diese ganze unterseeische Welt war künstlich erschaffen worden, von einer Macht, die über magische Kräfte gebot, die ich mir nicht einmal vorzustellen wagte. Die Shoggoten, die Legenden über einen Befreier, der eines Tages auftauchen würde (und der ich mit Sicherheit nicht war), die Beschwörungen des Magierkreises von Ancen, das finstere Etwas, mit dem ich Kontakt bekommen hatte … Alles formte sich langsam zu einem Gesamtbild, das mich schwindeln ließ. Die Parallelen zu den GROSSEN ALTEN waren zu deutlich.
    Mit einem Mal wurde mir sehr kalt und ich wandte mich rasch ab. Mir blieb nur noch viel weniger Zeit, als ich angenommen hatte. Mehr taumelnd als laufend hastete ich vorwärts. Seitenstiche quälten mich, als ob

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