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Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel

Titel: Hexer-Edition 19: Der abtrünnige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stürmen wir auch diesen letzten Unterschlupf unserer Feinde!«
    Er stockte und befeuchtete seine trocken gewordenen Lippen mit der Zunge. Hatte er die ersten Worte noch stockend und haspelnd ausgesprochen, fiel er nun zurück in die Rolle eines Mannes, dessen zweites Handwerk neben dem Kampf das Reden und Überzeugen war. Selbst die fanatischsten Kämpfer würden zurückweichen, wenn er einfach nur von ihnen verlangte in den sicheren Tod zu laufen, ohne ihnen etwas dafür zu bieten und sie in die richtige Stimmung zu bringen.
    »Hunderttausende von uns sind im Laufe der Jahrhunderte unter der Knechtschaft der verfluchten Inguré gestorben. Aber es liegt an uns, all diese Opfer nicht umsonst zu machen. Die meisten von euch haben Familien und wünschen nichts anderes als in Frieden zu leben. Ich kenne das Leid, das der Krieg gegen den Ancen-Turm euch gebracht hat, ich habe die Trauer in den Gesichtern unserer Frauen, Mütter und Kinder gesehen, wenn einer der unseren in diesem Krieg fiel, der niemals der unsere war.«
    Zengsu machte eine kurze, genau berechnete Pause, um seinen Worten den größtmöglichen Nachdruck zu verleihen. Dann fuhr er mit erhobener Stimme fort: »Auch der heutige Tag wird noch weitere Opfer von uns fordern. Aber diesmal kämpfen wir erstmals für eine gerechte Sache. Jeder Tote, den wir in diesem Kampf zu beklagen haben, ist ein Märtyrer und wird unsterblichen Ruhm erlangen. Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern auch für die Freiheit unserer Kinder und der nach uns folgenden Generationen. Dieser Tag wird in die Geschichte unseres Volkes eingehen. Niemand kann jetzt noch zurückweichen. Sagt, werdet ihr mir folgen, und wenn uns unser Weg durch die Hölle führt? Werdet ihr alle zusammen mit mir die Ketten unserer Knechtschaft endgültig abstreifen?«
    Erste laute Ja-Rufe wurden laut. Die unerschrockensten seiner Männer rissen andere mit, bis ein tausendstimmiges Ja durch die Halle dröhnte.
    »Dann müssen wir sofort handeln!«, brüllte Zengsu. »Im Augenblick können die Magier uns nicht gefährlich werden, aber sie werden sich von ihrer Schwäche erholen und alle unsere bisherigen Erfolge zunichte machen. Wir müssen sie sofort angreifen. Folgt mir! Für die Freiheit!«
    Erneut stieß er sein Schwert in die Höhe, wohlweislich darauf achtend, dass er durch eine Säule vor den Pfeilen der Inguré geschützt war. Ein Schlachtruf aus tausend Kehlen schallte ihm entgegen. Die ersten Angreifer stürmten an ihm vorbei, rissen auch die letzten noch Unentschlossenen mit.
    »Folgt mir!«, brüllte Zengsu noch einmal. Ich komme nach, fügte er in Gedanken hinzu.
    Niemandem fiel auf, dass er selbst sich in sicherer Deckung hielt. Wie eine braune Flut stürmten die Sree an ihm vorbei genau in den Pfeilhagel der Inguré. Dutzende fielen schon auf den ersten Metern. Für einen Moment drohte der Angriff ins Stocken zu geraten.
    »Für die Freiheit!«, schrie Zengsu. Sein Ruf wurde aufgefangen und weitergetragen. Die gerade noch eingeschüchterten Sree sprangen über ihre toten Kameraden hinweg, schwärmten aus und drangen weiter vor. Ein wahrer Hagel von Pfeilen schlug ihnen entgegen, aber die ungestüme Gegenwehr schien ihren Kampfesmut nur noch mehr anzustacheln.
    »Hattest du nicht etwas davon gesagt, dass die Männer dir folgen sollen?«, schreckte Meredas Stimme Zengsu auf. Schwerfällig drehte er sich herum und kämpfte den Hass nieder, der ihn beim Anblick der toten Sree erneut zu überwältigen drohte.
    »Hattet Ihr nicht gesagt, Ihr würdet den Kampf gegen den Magierkreis allein aufnehmen?«, erkundigte er sich im gleichen hochmütigen Tonfall.
    »Halte deine Zunge im Zaum oder du verlierst sie«, warnte Madur und hob drohend sein Schwert.
    Zengsu warf ihm einen verächtlichen Blick zu und beobachtete weiter, wie die Sree auf die Deckung der Verteidiger zustürmten, sie erreichten und überrannten.
    Er verspürte keinerlei Triumph in sich.
    Nur Leere.
     
    Panische, kreatürliche Angst loderte wie eine Stichflamme in mir hoch und fegte meinen Verstand hinweg, als die magische Sphäre, mein einziger Schutz, blasser wurde und zu flackern begann.
    Es sah aus, als würde das Meer um mich herum explodieren. Das Wasser begann unter unbändigen Gewalten zu schäumen und zu toben, als würde es kochen. Die Sphäre flackerte noch ein letztes Mal, dann brach sie endgültig zusammen.
    Im gleichen Augenblick traf mich das niederstürzende Wasser wie der Faustschlag eines gigantischen Riesen. Instinktiv

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