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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mir Angst.
    Shadow war ein wenig erstaunt über die Freimütigkeit dieses Eingeständnisses. Dann begriff sie, dass Hastur sich damit nichts vergab. Für ihn war sie kein lebendes Wesen, sondern nur ein Ding. Ein Werkzeug, wie alle, die er bisher benutzt hatte.
    »Hilf mir, sie zu durchdringen!«, verlangte sie.
    Närrin, antwortete Hastur kalt. Glaubst du, ich hätte es nicht längst versucht? Nein – was immer es ist, es ist stärker als ich.
    Stärker als ER? Ein winziger, verzweifelter Hoffnungsschimmer glomm in Shadow auf. Aber schon Hasturs nächste Worte zerstörten ihn wieder.
    Nicht, was du denkst, El-o-hym. Ich kann dieses Haus noch immer zerstören. Mit allem, was darin ist. Wahrscheinlich werde ich es tun.
    »Aber nicht jetzt!«, keuchte Shadow. »Du hast mir Zeit bis Mitternacht gelassen! Steh zu deinem Wort!«
    Hastur lachte leise. Mein Wort? O ja, mein Wort, das ich dir leichtsinnigerweise gab, ja. Nun gut, ich halte es. Bis Mitternacht. Keine Sekunde länger. Nutze die Zeit.
    Ohne dass er es sagte, spürte sie, wie er sich zurückzog. Shadow war wieder allein. Ihr Blick saugte sich an der finster daliegenden Fassade des gewaltigen Herrenhauses fest. Robert war so nahe! Und doch war es ihr unmöglich sich ihm zu nähern.
    Aber es gab noch einen anderen Weg.
    So lautlos, wie sie gekommen war, verschwand die junge Frau mit dem goldfarbenen Haar wieder.
     
    Draußen vor den Fenstern ging die Sonne auf, aber ich hatte die Vorhänge noch nicht zurückgezogen, sodass es in der Bibliothek dunkel blieb. Nur durch die Spalten der schweren Samtgardinen sickerte ein schmaler Streifen grauen Morgenlichtes, der lautlos und sehr langsam auf mich zukroch.
    Ich nippte an meinem Glas, verzog das Gesicht, als ich das Brennen des unverdünnten Whiskys auf Zunge und Gaumen spürte und unterdrückte ein Husten. Der Whisky schmeckte entsetzlich.
    Trotzdem leerte ich das Glas bis auf den letzten Rest und stand auf, um es neu zu füllen. Hinter meiner Stirn tobte noch immer ein wahrer Orkan, obgleich mehr als eine Stunde vergangen war, seit ich in die Bibliothek gekommen war.
    »Ich würde das nicht tun«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich setzte das Glas ab, fuhr mit einem Ruck herum und holte Luft zu der wütenden Entgegnung, die mir auf der Zunge lag. Dann erkannte ich Mary und schluckte die scharfen Worte herunter.
    »Sie wollen doch nicht betrunken zu Ihrer eigenen Hochzeit kommen, oder?«, fragte sie mit einer Geste auf das Glas in meiner Hand. Sie schüttelte den Kopf, kam näher und nahm mir mit sanfter Gewalt das Glas ab, ehe sie mich vor sich herschob und in den Sessel bugsierte. Ich wehrte mich nicht.
    »Wieviel haben Sie getrunken?«, fragte sie.
    »Drei Glas«, log ich. »Vielleicht vier.«
    Mary schnüffelte demonstrativ. »Vielleicht auch sieben oder acht, wie?«, sagte sie. »Damit helfen Sie niemandem, Robert.«
    »Nein«, fauchte ich. »Aber es schadet auch keinem.«
    »Außer Ihnen.« Mary seufzte, schüttelte abermals den Kopf und sah mich vorwurfsvoll an. »Ich gehe jetzt in die Küche hinunter und brühe erst einmal einen starken Kaffee auf«, sagte sie. »Und das wird das Einzige sein, was sie in den nächsten Stunden anrühren, ist das klar?«
    »Was ist mir Pri?«, fragte ich.
    »Sie schläft«, antwortete Mary. »Lassen Sie sie bloß in Frieden, Jungchen, oder Sie kriegen es mit mir zu tun. Was sie jetzt braucht, ist Ruhe. Und ein bisschen Zeit ist ja noch.«
    »Zeit?« Ich sah sie fragend an. »Wozu?«
    »Jedenfalls nicht, sich zu betrinken!«, antwortete Mary ärgerlich. »Zum Teufel, heute ist Ihr Hochzeitstag, Robert – schon vergessen?«
    Nein – vergessen hatte ich das nicht. Aber … Ich starrte sie verständnislos an.
    »Sie … Sie meinen, Pri will …«, stammelte ich. »Ich meine, Sie besteht nicht darauf …«
    »Die Hochzeit abzublasen?« Mary seufzte. »Natürlich nicht. Sie besteht sogar ganz im Gegenteil darauf, so zu tun, als wäre gar nichts passiert. Schon Ihretwegen, Junge. Und Sie werden das Gleiche tun, verstanden?«
    Ich nickte ganz automatisch. In Marys Stimme und Gesicht war jener ganz bestimmte Ausdruck erschienen, der keinen Widerspruch duldete. Nicht einmal Cthulhu persönlich hätte es wahrscheinlich gewagt, ihr zu widersprechen, in diesem Moment.
    Trotzdem schüttelte ich unverstehend den Kopf. »Aber wieso –«
    »Aber wieso, was?«, unterbrach mich Mary grob. »Was soll das arme Ding schon tun? Und vor allem, was wollen Sie tun? Die Hochzeit platzen lassen? Alle

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