Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
»Willst du mich erzürnen, du Zwerg?«, fauchte er und packte wütend seinen Stab.
Die Geisterstimme lachte leise. »Du bist immer noch der Alte, Corabhainn. Du konntest noch nie zugeben, wann du mit deiner Weisheit am Ende warst. Sei doch ehrlich, du hast uns nur deshalb gerufen, weil du mit deiner Aufgabe allein nicht mehr fertig wirst.«
Diesmal traf der Spott noch besser ins Ziel. Corabhainn verfärbte sich dunkel; der Stab in seiner Hand zuckte wie lebendiges Wesen. Trotzdem hielt er es für geraten den Mund zu halten.
Zum Glück verfestigten sich auch die übrigen Mitglieder des Kreises. Selbst auf den beiden entferntesten Stühlen wirbelten Feuerwolken im phantastischen Licht. Die sieben wandten alle ihre Gesichter diesen Stühlen zu. In manchen Augen stand die Frage, was sie tun sollten, wenn die Verdammten von Avalon in ihrer Mitte erscheinen würden. Vielleicht auch Angst.
Die Lichter auf den beiden Stühlen erloschen mit einem Schlag. Corabhainns erleichterter Seufzer war so laut zu hören, dass Morgauses Schwester Morgaine zu lachen begann.
»Schade. Es hätte mich wirklich interessiert, wie du unsere Freunde begrüßt hättest«, meinte sie halb bedauernd, halb im Spott.
Das hätte dir so passen können, dachte Corabhainn wütend. Er bedachte die Schwestern mit einem ärgerlichen Blick. Er hätte sie gerne zurechtgewiesen und ihnen gezeigt, wer hier der Herr war, doch er brauchte sie dringend. Er spürte, dass die befürchtete Konfrontation mit Ffiathann nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Ffiathann erhob sich auch schon von seinem Stuhl und klopfte mit seinem zwar noch immer leuchtenden, aber weitaus stofflicher gewordenen rechten Zeigefinger auf den Tisch. Seine Augen flackerten dabei im Licht des grünen Steines wie kleine leuchtende Tierchen.
»Freunde, ich klage Corabhainn an! Er hat unser heiligstes Gebot gebrochen und den Dämon erweckt. Ihr alle wisst, was das bedeutet!«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Nur das Leuchten des Steines verstärkte sich, wie zur Antwort auf die anklagenden Worte. Die Druiden zogen unwillkürlich die Köpfe ein und starrten mit einem Ausdruck faszinierten Entsetzens auf den Stein.
Corabhainn hielt vor Entsetzen den Atem an. Es hätte Ffiathann nur eine Silbe gekostet, das Pendel ganz zu seinen Gunsten herumzuschwingen. Stattdessen schaute er hilflos zu Ythpaddan und Khyldyrr. Doch diese wichen seinem Blick beharrlich aus.
Corabhainn verfolgte die Entwicklung zufrieden und stand dann seinerseits auf, ohne es dabei zu versäumen, den Schlangenstab besonders auffällig in die Hände zu nehmen.
»Ich habe den Dämon erweckt, ja und?«
»Du weißt, dass er gefährlich und bösartig ist«, unterbrach ihn Ffiathann empört. »Er wird die ganze Welt ins Unglück stürzen! Und warum? Weil du zu schwach oder zu feige warst, deinen Auftrag allein -«
»Du plapperst alte Märchen nach, über die zu meiner Zeit schon die Kinder lachten«, unterbrach ihn Corabhainn. Ihm war dabei nicht gerade wohl zumute, denn er hatte ja den Dämon am eigenen Leib erlebt. Doch er ließ sich nichts anmerken. Jedes Zeichen von Schwäche wäre Wasser auf Ffiathanns Mühlen. »Der Dämon wird uns helfen, die Verdammten von Avalon zu vernichten, sodass der Kreis der Neun neu errichtet werden kann«, sagte er ruhig. »Ihr wisst, was das für uns alle bedeutet: Wir sind dann keine Schatten mehr, sondern werden wieder zu dem, was wir einst waren: die wahren Herrscher Britanniens! Ich werde dabei den meinen Gott nennen, der mir die Kraft dazu gibt. Wenn es nicht Lugh oder Thraydiu sind, dann eben Ronyl’ohm. Oder was sagt ihr?«
»Zu unseren Füßen Britannien und Ronyl’ohm sei unser Gott!«, rief Kilwidh, der seinem Beinamen der Schnelle alle Ehre machte. Dummerweise, dachte Corabhainn, hatte ihn niemals jemand den Denker genannt. Aber das behielt er wohlweislich für sich.
Ffiathann sah mit ausdruckslosem Blick auf die Tischplatte. »Ich werde diesem wahnwitzigen Vorhaben niemals zustimmen«, murmelte er. Hilflos ballte er die Fäuste.
Ythpaddan und Khyldyrr schwiegen wie immer, während die Augen der beiden Schwestern Corabhainn weniger ehrfürchtig als wohl eher fordernd musterten. Als Morgause zu sprechen begann, lehnte sie sich betont an die Lehne eines der beiden leeren Stühle.
»Morgaine und ich sind bereit, Ronyl’ohm zu dienen. Doch wir stellen eine Bedingung.«
»Welche?«, fragte Corabhainn.
»Die beiden leeren Stühle für unsere Söhne. Sie sind wie wir
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