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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Geisterhunde noch eine Viertelstunde in Ruhe ließen, war die Hexe wieder stark genug, es mit einem oder zwei dieser Biester aufzunehmen.
    Ich hatte diesen Gedanken allerdings kaum gedacht, als ich den nächsten Hund auf uns zukommen sah.
    Und den eisengepanzerten Mann, der ihn an einer langen Leine führte.
     
    Corabhainn wunderte sich immer wieder, wie verschieden die beiden Schwestern waren. Eigentlich die drei, dachte er, als er sich an Nimués zierliche Gestalt und ihr Feuerhaar erinnerte. Morgause besaß zwar ebenfalls eine zierliche Gestalt, doch ihr Haar und ihre tief in den Höhlen liegenden Augen waren schwarz wie die Nacht.
    Oder ihre Seele, dachte er schaudernd.
    Morgaine war hingegen beinahe so groß wie er und knabenhaft schlank. Ihre Haut war weitaus heller als die ihrer Schwestern und ihre Augen grün wie Gletschereis. Und ebenso kalt. Nur das kupferrote Haar wies noch auf das Blut des alten Volkes hin, das in ihren Adern floss.
    Und ihr Sohn, der sich auf der Eckbank flegelte und mit seinem Dolch die Fingernägel säuberte. Corabhainn spielte einen Moment lang mit dem Gedanken der Bank einen Tritt zu geben, um auszuprobieren, wie weit der Dolch seinen Fingernagel wohl anheben konnte. Aber er verscheuchte die Vorstellung. Noch musste er sich gedulden.
    Mordred hätte weitaus eher Morgauses Sohn sein können. Klein und geschmeidig wie eine Schlange, mit dunkler Haut, pechschwarzen Haaren und misstrauisch blitzenden Augen ähnelte er seiner Tante in einer kaum mehr erklärbaren Weise. Jetzt, wo er Morgauses Sohn Gawain neben Mordred sah, fragte sich Corabhainn zum wiederholten Mal, ob die Söhne der beiden Schwestern nicht bei der Geburt vertauscht worden waren.
    Großgewachsen, blond und blauäugig, wie er war, hätte Gawain durchaus einer der sächsischen Barbaren sein können, die in den Zeiten vor Avalons Untergang gegen das britannische Reich angerannt waren.
    Vielleicht war es gerade diese Ähnlichkeit, die ihm manches Schimpfwort und seiner Mutter manchen scheelen, verächtlichen Blick eingebracht hatte, die ihn dazu angestachelt hatte, mehr harte Sachsenschädel zu spalten als alle anderen Ritter Britanniens, Lancelot vielleicht ausgenommen.
    Wo Mordred seine Siege durch Tücke und Hinterlist errang, siegte Gawain durch seine Kraft und seine berserkerhafte Wut. Corabhainn kam beides gelegen. Er brauchte die beiden Ritter. Weniger zur Vervollständigung des Druidenkreises, als dafür, die Verdammten von Avalon zu vernichten.
    »Seid ihr bereit?«, fragte er schließlich.
    »Wir warten seit dem Augenblick, in dem du hereingekommen bist, darauf, was du von uns willst«, antwortete Mordred spöttelnd.
    Er hielt dabei seinen Dolch so geschickt, dass er ihn aus dem Handgelenk schleudern konnte. Corabhainns entging die Bewegung nicht, aber er tat so, als sehe er nichts. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er fühlte förmlich die Spannung in dem Raum, den unausgesprochenen Willen ihn zu reizen und zu einer unvorsichtigen Handlung zu bewegen.
    Doch noch war er nicht gewillt, den Fehdehandschuh aufzunehmen. Erst mussten die Verdammten sterben. Dann würde er die Auseinandersetzung mit den Schwestern und ihrer Sippe herbeiführen. Zu dem Zeitpunkt, den er für richtig hielt und zu den Bedingungen, die er wählte.
    Er tat so, als würde er Mordreds Spiel mit dem Dolch und das lauernde Glitzern in seinen Augen nicht bemerken. »Ihr müsst hinüber in den Kreis der hängenden Steine. Nimué und ihr Begleiter dürfen uns nicht mehr entkommen.«
    »Hast du nicht schon ein paar Ritter hinübergeschickt?«, fragte Mordred und verstaute seinen Dolch mit einer ärgerlichen Geste im Gürtel.
    »Es sind nur Schatten, so wie die Hunde. Nimué wird sie vernichten. Ihre Hexenkräfte sind wieder erwacht!«
    Zwei, drei endlose Sekunden herrschte Schweigen. Niemand sprach, aber Corabhainn konnte den tiefen Schrecken spüren, den seine Worte unter den anderen auslösten.
    Dann erhob sich Mordred, lachte leise und zog den Dolch abermals aus dem Gürtel. Der Stahl blitzte wie der Fangzahn einer tödlichen Schlange.
    Für einen Moment bekam Corabhainn Angst. Was, wenn Mordred wusste …?
    Dann lächelte Mordred erneut, die Spannung wich aus seinem Blick.
    »Gut«, sagte er. »Gehen wir.«
     
    Obwohl ich wusste, wie sinnlos es war, riss ich meinen Stockdegen aus der Scheide und warf mich dem Ritter entgegen. Bei einem echten Ritter wäre meine schlanke Klinge an seinem Eisenpanzer abgeprallt oder zerbrochen.

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