Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Erben des alten Volkes. Es gibt daher niemand, der berufener wäre, die Stelle der Verdammten einzunehmen.«
»Und damit euren Einfluss auf den Druidenkreis von Avalon derart auszubauen, dass ihr die wahren Herrscher im Ring der hängenden Steine darstellt!« Es war Ffiathann, der den Befürchtungen der anderen Druiden Ausdruck verlieh. Und wohl zum ersten Mal erwarteten alle, dass Corabhainn mit seinem Intimfeind einer Meinung wäre. Keiner, die Schwestern vielleicht ausgenommen, wusste jedoch, dass Corabhainn angesichts des böse flackernden Steines keine andere Wahl mehr besaß. Er war es längst nicht mehr, der entschied. Er war nur noch ein Werkzeug. Aber wenn es ein Werkzeug seiner Rache war, so war es ihm gleich.
»Ich bin einverstanden. Fangen wir an.«
Der Hund war nicht ganz so wild und sehnig wie ein Wolf, aber dafür gut doppelt so groß. Sein Fell hatte die Farbe frisch polierten schwarzen Stahls und jeder einzelne seiner Reißzähne, von denen eine erstaunliche Anzahl in seinem weit aufgerissenen Maul prangten, reichte aus, mir mehr als Respekt einzuflößen. Trotz seiner fast absurden Größe bewegte er sich lautlos und elegant wie eine Katze.
Übrigens auch ebenso schnell.
Ein tiefes, unglaublich drohendes Knurren drang aus seiner Kehle, als er näher kam. Seine Augen leuchteten wie kleine glühende Kohlen durch den Nebel.
»Großer Gott!«, flüsterte Jeany neben mir. »Die Geisterwölfe!«
Beinahe panikerfüllt drängte sie sich an mich. Von ihrer bisherigen Selbstsicherheit war nichts mehr geblieben. Der Anblick des schwarzen Ungeheuers allein hatte ausgereicht, sie in ein zitterndes Bündel zu verwandeln, von dem ich keine Hilfe mehr zu erwarten hatte, sondern das mich im Gegenteil behinderte, als ich meinen Stockdegen aus der Scheide zu ziehen versuchte.
»Sinnlos!«, stammelte sie. »Es gibt keine Waffe, die gegen die Geisterwölfe von Avalon wirkt.« Ihre Stimme zitterte.
Ich schob sie mit sanfter Gewalt beiseite, zog den Degen vollends und spreizte die Beine, um den erwarteten Anprall des Riesenhundes abzufangen.
»Das werden wir schon sehen«, erklärte ich betont forsch. Nimué sah zum Glück nicht, wie ich meine schweißnassen Hände an meinen Hosenbeinen abwischte. Ich habe Hunde nie besonders gemocht; und wenn, dann allenfalls auf die Art, auf die die Chinesen sie bevorzugen.
Als der Hund näher kam, sah ich, dass seine Zähne wie grünes Glas leuchteten. Ebenso seine Augen, die uns hasserfüllt musterten. Von dem roten Feuer, das ich darin zu sehen geglaubt hatte, war nichts mehr geblieben.
Ich sah, wie das Tier seine Muskeln zum Sprung spannte und stieß die Degenklinge im selben Augenblick nach vorne.
Der entsetzliche Anprall, auf den ich wartete, kam nicht. Der kalte Stahl schnitt durch den Hund wie durch weiche Butter. Allerdings mit weitaus weniger Erfolg. Ein Stück Butter hätte der Degen auf alle Fälle in zwei Teile geteilt.
Den Hund jedoch nicht.
Er schnellte völlig unverletzt auf mich zu und schnappte nach meiner Kehle.
Und er hätte sie erwischt, hätte mir Nimué nicht in diesem Moment einen Tritt in die Kniekehlen verpasst, der mich ächzend zusammenbrechen ließ. Ich klappte nach hinten und sah den Hund als haariges beißendes Etwas über mich hinwegfliegen.
Als ich wieder auf die Beine kam, stand das Tier mit zitternden Flanken vor Nimué. Die Gier, sie anzugreifen und zu töten, war ihm deutlich anzusehen. Und gleichzeitig die Angst vor den unheimlichen Kräften, die in der Frau schliefen und nur darauf warteten, endlich zu erwachen.
Eine Sekunde später siegte seine Gier.
Er flog wie ein dunkler Schatten auf Nimué zu, stieß ein schauerliches Jaulen aus und und riss das Maul auf, als wolle er sie zur Gänze verschlingen.
Nimué blieb stehen und erwartete den Hund. Sie machte nicht einmal Anstalten sich zu wehren.
Aber sie tat etwas anderes: Sie presste beide Hände gegen die Schläfen, atmete tief ein und murmelte ein einzelnes, sonderbar klingendes Wort.
Und das Zauberfeuer einer fernen Zeit loderte aus honiggoldenen Augen. Der Hund winselte im Sprung wie ein erschreckter Welpe. Dann war er verschwunden. Nur eine kleine, grünliche Wolke verwehte im Wind. Alles ging so schnell und sonderbar undramatisch, dass ich im ersten Moment nicht einmal richtig begriff, was überhaupt geschah.
Dann sah ich, wie meine Lebensretterin taumelte und erwachte endlich aus meiner Erstarrung. Ich fing Nimué auf, bevor sie vor Schwäche zu Boden fiel. Ihr
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