Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
machte. Es war völlig egal, ob sie zu der Höhle zurückfanden. Der Weg, auf dem sie hergekommen waren, war hinter ihnen erloschen. Was sie finden mussten, war ein Ausgang aus diesem unterirdischen Labyrinth.
Das Rumoren wurde lauter, je weiter sie vordrangen, und auch Howards Unbehagen steigerte sich mit jedem Schritt. Keiner von ihnen sprach ein Wort und am liebsten hätte er immer wieder zurückgeblickt, um sich zu vergewissern, dass seine Gefährten noch hinter ihm waren.
Aber nicht nur diese Umgebung war für seine wachsende Nervosität verantwortlich. Er hatte den anderen nicht die ganze Wahrheit gesagt, um sie nicht unnötig zu beunruhigen, doch sich selbst konnte er nicht belügen. Seine Aussage, er glaube nicht, dass sie sich weiter als ein paar Stunden in der Zeit bewegt hätten, war lediglich eine aus der Luft gegriffene Behauptung gewesen, für die es keinerlei Beweis gab. Er hatte nur gespürt, dass sich die Zeitebenen verschoben hatten, alles weitere blieb Spekulation. Es konnte sich um Stunden handeln, wie er behauptet hatte, aber ebenso gut auch Jahre oder theoretisch sogar Jahrzehnte. Er wusste ja nicht einmal, in welcher Richtung sie sich bewegt hatten, ob in die Vergangenheit oder die Zukunft. Es war Besorgnis erregend genug, dass es überhaupt geschehen war. Die Tore, das jahrmillionenalte Transportsystem der GROSSEN ALTEN, war schon vor Jahren weitgehend zusammengebrochen, zumindest so unsicher geworden, dass jede Benutzung ein unkalkulierbares Risiko darstellte. Niemand vermochte mehr den Endpunkt eines Durchgangs vorauszusagen, falls man überhaupt irgendwo herauskam und nicht auf ewig in den Korridoren zwischen den Dimensionen verschollen blieb.
Trotzdem hatte sich das Transportsystem bislang hauptsächlich durch auf den Raum erstreckt, nicht durch die Zeit. Diese Veränderung, zeigte deutlich, welchen Erschütterungen das gesamte Raum-Zeit-Kontinuum in den letzten Jahren unterworfen war. Das nur mit knapper Not verhinderte Erwachen der GROSSEN ALTEN hatte größere Veränderungen mit sich gebracht, als es zunächst schien, und diese Veränderungen waren immer noch im Gange.
Howard verdrängte diese Gedanken; sie brachten ihn im Moment nicht weiter.
Immer tiefer führte der Stollen in die Erde hinab. Einmal glaubte Howard, in der Dunkelheit außerhalb des Lichtscheins der Fackel vor sich eine flüchtige Bewegung wahrzunehmen, war sich jedoch nicht sicher, ob sie real gewesen war, oder ob seine überdrehten Sinne ihm nur einen Streich gespielt hatten. Noch vorsichtiger als bisher ging er weiter.
Nach einer Strecke, die ihm wesentlich länger vorkam, als sie in Wahrheit vermutlich war, endete der Gang plötzlich. Das dumpfe Rumoren war inzwischen zu einem lauten Dröhnen angewachsen.
Vor ihnen erstreckte sich eine weitere Höhle, die riesig zu sein schien, doch in völliger Dunkelheit dalag. Das Licht der Fackel reichte gerade aus, einen wenigen Yards durchmessenden Halbkreis aus der Schwärze zu reißen. Ein Stück vor sich sah Howard ein einzelnes, rot glühendes Raubtierauge, das ihn anstarrte. Er erschrak, schalt sich jedoch gleich darauf selbst einen Narren, als er begriff, dass es sich lediglich um ein Kontrolllämpchen handelte. Es gehörte zu einer ganzen Reihe von Maschinen, die sich wie eine Wand aus Metall durch einen Teil der Höhle zogen. Als er näher trat, entdeckte er Apparaturen und hohe säulenförmige Maschinen, die sich wie Pumpen auf und ab bewegten und dabei das grollende Stampfen verursachten, das sie hörten.
Er näherte sich dem Ende der Maschinenreihe. Als er die Ecke erreichte, nahm er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr, doch es war zu spät, um noch zu reagieren. Ein harter Schlag traf seinen Arm und prellte ihm die Fackel aus der Hand. Gleich darauf ging er unter dem Aufprall eines schweren Körpers zu Boden. Inmitten eines Gesichts, das geradewegs einem Albtraum entsprungen zu sein schien, sah er gierig gebleckte Raubtierzähne, die sich seiner Kehle näherten.
McGillycaddy hatte noch eine Zeit lang versucht uns dazu zu überreden, mit dem Abendzug wieder zurück nach London zu fahren, denn zweifellos handelte es sich bei der vermeintlichen Nachricht nur um ein Missverständnis, das wir zu Hause in der Stadt ja viel rascher aufklären konnten als hier, und außerdem sei Brandersgate kein Ort, an dem zwei an ein gewisses Minimum an Komfort gewöhnte Männer wie wir sich wohl fühlen konnten. Zumindest bei Letzterem stimmte ich ihm uneingeschränkt
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