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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tisch und den abgewetzten Sessel davor und begriff, dass in diesem Tohuwabohu tatsächlich ein Mensch lebte.
    »Ui!«, entfuhr es Cohen. »Ist das … das örtliche Revier?«
    McGillycaddy sah ihn vorwurfsvoll an, bedeutete mir kopfschüttelnd, die Tür zu schließen, und begann mit flinken Bewegungen zwei Stühle aus dem Sperrmüll herauszusuchen, der das Zimmer fast bis in den hintersten Winkel füllte. »Das ist meine Wohnung«, sagte er. »Brandersgate ist ein kleiner Ort, Inspektor. So etwas wie ein Revier haben wir hier nicht. Wir brauchen es auch nicht.«
    »Aber Sie sind der zuständige Constabler?«, fragte Cohen. »Ich meine, wir haben uns nicht in der Adresse geirrt?«
    »Keineswegs.« McGillycaddy seufzte. »Ich sehe schon, Sie sind anderes gewöhnt. Wahrscheinlich ist das normal, wenn man aus der Stadt kommt, wie Sie und Mister Craver. Hier auf dem Land läuft eben alles etwas anders. Aber nehmen Sie doch Platz.«
    Cohen gehorchte, während ich vergeblich versuchte, die Tür völlig zu schließen. Sie war verzogen. Ich wandte ein bisschen mehr Kraft auf – und blickte schuldbewusst auf den abgebrochenen Türgriff, den ich plötzlich in der Hand hielt.
    »Hoppla«, sagte McGillycaddy. Mit zwei flinken Schritten war er bei mir, nahm mit den Griff aus der Hand und betrachtete ihn eine Sekunde lang.
    »Das tut mir Leid«, begann ich. »Ich werde selbstverständlich für den Schaden –«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, Mister Craber«, unterbrach mich McGillycaddy. »Dieses Haus ist alt. Wie alles hier.« Er seufzte. »Ich bringe das später in Ordnung.« Und damit schloss er die Tür mit einem wuchtigen Fußtritt und warf den zerbrochenen Griff einfach über die Schulter hinter sich. Er segelte um Haaresbreite an Cohens Gesicht vorbei, prallte gegen den Kaminsims und verschwand polternd in dem Krempel, der fast kniehoch überall auf dem Boden aufgestapelt war.
    Ich setzte mich, nachdem McGillycaddy auch für mich einen Stuhl aus dem allgemeinen Durcheinander ausgegraben hatte; eingedenk meiner soeben gemachten Erfahrungen mit der Tür allerdings sehr vorsichtig.
    »Um auf den Grund unseres Hierseins zu kommen –«, begann Cohen, wurde aber sofort wieder von McGillycaddy unterbrochen.
    »Eines nach dem anderen, Mister Cohagen. Zuerst einmal lassen Sie mich Ihnen und Mister Crabbe eine Tasse Tee einschenken. Sie werden sehen, dabei redet es sich viel gemächlicher. Und wir haben Zeit. Der Abendzug kommt erst in vier Stunden. Vorausgesetzt, er ist pünktlich.«
    Cohen verdrehte die Augen, aber er schien einzusehen, dass es vollkommen sinnlos war, so etwas wie ein vernünftiges Gespräch mit McGillycaddy führen zu wollen; jedenfalls nicht zu seinen Bedingungen. So beließ er es bei einem gequälten Lächeln und sagte nichts mehr, während McGillycaddy zwei Tassen aus dem Gerümpel auf dem Tisch ausgrub (er pustete hinein, um den Staub zu entfernen, besaß aber wenigstens den Anstand, noch einmal mit dem Zipfel seines Hausmantels hindurchzufahren), jedem von uns eine in die Hand drückte und kochend heißen Tee hineingoss. Ich nippte daran und verzog das Gesicht.
    »Schmeckt er Ihnen?«, fragte McGillycaddy.
    Ich beeilte mich zu nicken. Der Tee schmeckte so, wie er aussah – wie heißes Wasser.
    »Nun aber zum Grund Ihres Besuches, Inspektor Corles«, sagte McGillycaddy.
    »Cohen«, verbesserte ihn Cohen automatisch. »Ich verstehe Sie nicht ganz, Constabler. Sie haben unser Telegramm doch bekommen?«
    »Sicher.« McGillycaddy setzte sich, trank einen Schluck von seinem Tee und verzog genießerisch das Gesicht. »Köstlich. Es geht doch nichts über eine gute Tasse Tee, nicht wahr?«
    »Das Telegramm«, erinnerte Cohen vorsichtig.
    »O ja, sicher, das Telegramm. Also, wie gesagt: Ich habe es gelesen, aber um ehrlich zu sein, ist mir nicht ganz klar, wie ich Ihnen behilflich sein kann, Inspektor Cluseau.«
    »Aber Sie selbst haben doch –«
    »Crowley«, unterbrach ich ihn. »Inspektor Cohen und ich sind auf der Suche nach einem gewissen Crowley.«
    »Aha«, sagte McGillycaddy. »Und wie kann ich Ihnen dabei helfen?«
    Cohens Augen wurden schmal. »Wollen Sie uns auf den Arm nehmen, Constabler?«, fragte er.
    »Nichts liegt mir ferner«, antwortete McGillycaddy. »Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen helfen könnte.«
    »Constabler McGillycaddy«, sagte Cohen betont. »In meinem Büro in Scotland Yard liegt eine von Ihnen unterzeichnete telegraphische Auskunft, einen gewissen Crowley betreffend, der

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