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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wetter nicht gut genug. Wir werden Sturm bekommen, fürchte ich.«
    »Sturm?« Cohen runzelte die Stirn. »Danach sieht es mir aber gar nicht aus.«
    »Aber er kommt, verlassen Sie sich darauf«, sagte Hennessey mit einem gönnerhaften Lächeln. »Ich lebe jetzt lange genug hier, um die Zeichen zu erkennen. Allerdings ist es nicht leicht, das gebe ich zu. Für jemanden wie Sie vermutlich noch weniger.«
    »Ja, etwas in dieser Art sagte Joshua auch«, knurrte ich.
    »Er hat Ihnen von dem Sturm erzählt?« Hennesseys Gesicht verdüsterte sich. »Ich habe ihm gestern Abend davon berichtet, müssen Sie wissen. Und natürlich hat er die Gelegenheit sofort ergriffen, um sich hervorzutun und vor Ihnen aufzuschneiden.« Er seufzte. »Ich muss strenger mit dem Jungen sein, fürchte ich.«
    »Ich hatte eher das Gefühl, dass Sie ein wenig zu streng mit den Kindern sind«, antwortete ich, wobei ich Hennessey scharf im Auge behielt.
    »So?«, meinte er. Er widersprach mir nicht, sondern sah mich nur durchdringend an.
    »Mr. Craven scheint wohl der Meinung zu sein, dass die Kinder von Brandersgate … einen sehr ernsten Eindruck machen«, sagte Cohen und warf mir einen warnenden Blick zu.
    »Das täuscht«, antwortete Hennessey. »Sie sind vorsichtig, weil Sie beide Fremde sind. Und wahrscheinlich auch ein bisschen misstrauisch. Wenn Sie länger bleiben würden, dann würden Sie feststellen, dass es ganz normale Kinder sind.«
    »Vielleicht bleiben wir ja länger«, sagte ich. Damit lenkte ich das Gespräch wieder auf das Thema zurück, von dem er es so geschickt abgebracht hatte. »Sie könnten mir Ihren Turm zeigen. Dieser Sturm wird nicht ewig dauern – wenn er kommt.«
    »Es ist ein zugiges altes Gemäuer, mehr nicht.« Hennesseys Stimme klang jetzt ein wenig unwillig. »Niemand weiß genau, wie alt er ist und wer ihn eigentlich gebaut hat, oder weshalb – und das ist tatsächlich das einzig Interessante an dem alten Kasten. Ich fürchte, es wird nicht mehr allzu lange dauern und er fällt einfach um.«
    »Warum bleiben Sie dann dort?« fragte ich.
    »Weil es sich dort immer noch besser lebt als hier«, antwortete Hennessey. »Außerdem liebe ich das Meer, Mr. Craven. Und auf diesem Turm bin ich ihm näher als an irgendeinem anderen Ort.«
    »Sie unterrichten die Kinder dort?«, fragte Cohen.
    Hennessey nickte und trank wieder von seinem Tee. »Warum nicht? Es ist Platz genug und es ist ein ruhiger Ort, an dem es keine störenden Ablenkungen gibt.«
    »Sie sind Lehrer?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete Hennessey. Er hob abwehrend die Hand, als ich antworten wollte, und fuhr mit leicht erhobener Stimme fort: »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Mr. Craven. Ich bin weder Akademiker noch verstehe ich mich auf höhere Mathematik oder die Geheimnisse der Naturwissenschaften. Doch für das Wenige, was ich diesen Kindern beizubringen habe, reicht es aus.« Er lächelte. »Sie erlangen keine Hochschulreife bei mir, aber es gibt Wichtigeres als Lesen und Schreiben.«
    »Gibt es keine andere Schule in der Nähe?«
    »Die gab es nie. Früher hat der Pfarrer hier die Kinder unterrichtet, wie es in solch kleinen Gemeinden allgemein üblich ist. Aber nachdem die Kirche niederbrannte, ging er fort. Die nächste Schule liegt im Nachbarort, mehr als acht Meilen entfernt. Sie können unmöglich jeden Tag dorthin gehen. Und – wie gesagt: Es gibt Wichtigeres als Lesen, Schreiben und Algebra; obwohl ich mich bemühe, ihnen auch hier zumindest gewisse Grundlagen zu vermitteln. Aber der Schwerpunkt dessen, was ich sie lehre, ist ihre geistige Erziehung. Wenn man das Wort des Herrn berücksichtigt und danach lebt, ist alles andere zweitrangig, meinen Sie nicht auch?«
    »Das Wort des Herrn«, wiederholte ich nachdenklich. »Von welchem Herrn reden Sie, Mr. Hennessey?«
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie mich Cohen fast entsetzt anblickte, und auch Hennessey starrte mich schweigend an, wobei auch der letzte Rest von Freundlichkeit aus seinem Blick verschwand.
    »Was soll das, Craven?«, schnappte Cohen. Dann wandte er sich mit einem Verzeihung heischenden Lächeln wieder an Hennessey. »Bitte entschuldigen Sie Roberts Benehmen. Er … hatte eine ziemlich unruhige Nacht, fürchte ich.«
    »Das verstehe ich«, sagte Hennessey. »Das Klima hier bei uns bekommt nicht jedem. Und dann noch der Sturm …« Er zuckte mit den Schultern und sah mich fragend an. »Vielleicht sind Sie ja wetterfühlig, ohne dass Sie es bisher selbst gewusst haben.«
    Ich

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